Trinken ist lebenswichtig für uns. Den lieben langen Tag aber nur Wasser süffeln ist dann doch manchmal etwas langweilig. Ich – und ihr wahrscheinlich auch – greife auch gern mal zu Kaffee und Tee. Moment – sagt da Shia Su, unsere Cosmo-Nachhaltigkeitsexpertin – darin verstecken sich oft Klimasünden! Da schauen wir heute mit ihr mal ganz genau hin!
Jeden Sonntag gibt es gegen 12:30 bei COSMO-Radio von mir etwas zu Nachhaltigkeit auf die Ohren! COSMO ist das weltoffene Radioprogramm vom WDR, Radio Bremen und Rundfunk Berlin-Brandendenburg (RBB)
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Viel Spaß beim Hören!
Shia, was sind bei den Heißgetränken so die Umweltsünden, für die du gar kein Verständnis hast?
Oh, das sind so einige! Teebeutel aus Plastik zum Beispiel! Jaaaa, die gibt es! Kennst du diese kleinen pyramidenförmigen Teebeutel? Die sind aus Plastik! Und dann am besten noch einzeln in Plastik eingeschweißt! Was für ein Umweltwahnsinn! Was haben diese Hersteller bloß gegen normale, schön biologisch abbaubare Teebeutel?
Ich persönlich bin übrigens Fan von losem Tee. Der schmeckt einfach besser! Und hochwertiger grüner Tee lässt sich z.B. problemlos 3 Mal aufbrühen und ist somit oft sogar günstiger als minderwertigerer grüner Tee aus Teebeuteln!
Kaffeekapseln sind auch ein ziemlich eindeutiger Fall von Bewusstseinsvernebelung, würd ich sagen. Sogar der amerikanische Erfinder der in den USA gängigen Kapseln bereut seine eigene Erfindung! Wer eine Kapselmaschine hat, kann sich übrigens eine wiederbefüllbare Edelstahlkapsel dafür kaufen und zahlt direkt mal 75-90% weniger für den Kaffee.
Wo lauern denn noch so die tückischen, unerwarteten Fallen bei Kaffee und Tee?
Für die Zubereitung von Kaffee und Tee brauchen wir ja heißes Wasser, klar. Die meisten von uns benutzen dafür vermutlich einen Wasserkocher.... Aus Plastik! Die gute Nachrichte: Das Wasser wird darin heiß. Die schlechte Nachricht: Wasserkocher aus Plastik geben Mikroplastik ab – und zwar eine ganze Menge! Bis zu 30.000 Teilchen pro MILLILITER waren in einer Untersuchung im Auftrag des NDR.
Wie bereitest du denn Tee oder Kaffee zu?
Ich habe lange Wasser einfach in einem Topf auf dem Herd gekocht, habe aber inzwischen einen gebraucht gekauften Wasserkocher aus Edelstahl. Übrigens macht beim Tee 50% der CO2-Bilanz das Wasserkochen aus, weil wir im Schnitt ungefähr doppelt so viel Wasser erhitzen als wir brauchen! Also immer schön die Menge nur aufkochen, die wir brauchen, das spart Energie und freut das Klima.
Und wo wir schon dabei sind – Schwarzer oder grüner Tee haben keine so gute CO2-Bilanz. Deswegen gibt's bei mir meistens Kräutertee aus regionalen Kräutern. also Salbei vom Balkon meiner Mutter, selbst angebaute Minze oder eben mal eine Mischung aus dem Unverpackt-Laden. Aufgebrüht wird der Tee bei mir in einem Teesieb.
Wie sieht's denn mit Kaffee bei dir aus?
Ich trinke schon noch Kaffee – sehr gerne sogar! Aber eben nicht jeden Tag, denn Kaffee schlägt noch stärker zu Buche als Tee – nämlich um das Vierfache!
Bei uns Zuhause gab es das ganze letzte Jahr ausschließlich Lupinenkaffee aus dem Unverpackt-Laden. Lupine ist eine Hülsenfrucht, die – ta-daaa – in Deutschland angebaut wird! Und gut für den Boden sind Lupinen auch noch! Also voll die Öko-Bohne! Die Lupine wird als ganze Hülsenfrucht geröstet und sieht dann wirklich Kaffee sehr ähnlich und kann genauso gemahlen und zubereitet werden. Schmeckt stark nussig, nicht so säuerlich und sehr aromatisch. Mag ich wirklich sehr gerne. Hat nur keinen Wumms, also nix zum Augen aufhalten.
Brauchst du denn nie den Koffein-Kick??
Ja, so fast ganz ohne war's das letzte Jahr dann doch etwas hart... Seit vier Wochen gibt es also bei mir doch wieder Kaffee im Haus, den ich bewusst und in Maßen nur trinke. Bio und fair gehandelt vom Kaffeeröster bei uns. Da gab es sogar Rabatt für die eigene Dose! Auch beim Brühen muss kein zusätzlicher Müll anfallen! Früher habe ich Kaffee in einer French Press gemacht. Dann habe ich Kaffee als Mokka im normalen Topf gekocht. Schmeckt super, sieht nur ziemlich unsexy aus, wenn Gäste da sind. Heute mach ich Kaffee in vietnamesischen Kaffeefiltern aus Edelstahl, Phin heißen die. Da fällt ebenfalls kein Filterpapier an – und der Kaffee ist einfach nur absolut genial, zwischen Kaffee und Espresso! Vielleicht lege ich mir aber auch noch so ein Herdkännchen zu. Die Dinger, die man fälschlicherweise Espressokocher nennt. Ist nämlich kein Espresso. Aber wie auch immer – auch da fällt kein zusätzlicher Müll an und den Kaffee daraus finde ich ebenfalls ziemlich lecker.
senol halfar
Hallo Shia, wusstest Du, daß es seit 2018 klimafreundlich angebauten Kaffee aus Costa Rica in Deutschland gibt? Und zwar wirklich nachhaltig angebaut und nicht nur kompensiert. Hier das Projekt "NAMACafe":https://youtu.be/XKbmiuTRi84 Denn Öko und/oder Tradefair ist nicht gleich klimafreundlich. Sehr wichtig zu unterscheiden. Und eine authentische sowie klimafreundliche Zubereitung ist mit einem Chorredor und Baumwollsäckchen. Man braucht nur heißes Wasser. Herzliche Grüße
Shia
Hi Senol,
von dem genauen Projekt wusste ich zwar nicht, aber es gibt tatsächlich oft in vielen kleineren Röstereien Kaffee, der nicht in Monokultur angebaut wird, sondern z.B. im Urwald noch wild wächst und dort abgeerntet wird :). Wir kaufen gerne einen aus Äthiopien. Vor kurzen war ich in Bremen und habe außerdem von "Segelkaffee" erfahren, also Kaffee, das mit dem Segelschiff – also ohne Kraftstoff – nach Deutschland gebracht wird und von dort aus mit dem Lastenrad (u.a. auch durch den Einsatz freiwilliger Radwanderer) weiterverteilt wird.
Liebe Grüße,
Shia
Lisa
Hallo Shia,
da ich gerne schwarzen Tee trinke habe ich mich mit Alternativen auseinandergesetzt. Bei uns gibt es nun Tee aus fermentierten Brombeerblättern. Blätter pflücken, waschen und feucht zwischen zwei Geschirrhandtücher. Nun einmal mit dem Nudelholz walzen und das Handtuch befeuchten. Die Blätter zwischen den Tüchern fest einrollen und dann luftdicht verpackt an einen warmen Ort stellen. Nach zwei bis drei Tagen ist der Prozess abgeschlossen und die Blätter können ausgerollt und getrocknet werden. Vorsicht: Die Handtücher verfärben. Der Tee schmeckt dann etwas herb wie der schwarze Tee und leicht fruchtig.
Mara
Hallo Shia!
Der Artikel versorgt einen wieder einmal mit wertvollem Handlungswissen (nicht nur Problemwissen), vielen Dank 🙂
Ich wäre gerne weniger ein "Koffein-Junkie", aber bei mir ist es so, dass Koffein häufig mein ADHS lindert. Ich bin mir aber irgendwie bewusst, dass Kaffee und Tee keine so gute Ökobilanz haben. Meistens nehme ich Schwarztee aus dem Unverpacktladen und ich habe wie du einen gebrauchten Wasserkocher aus Edelstahl 😉 Ich messe nicht vorher ab, wieviel Wasser ich kochen muss, aber überschüssiges Heißwasser gieße ich in irgendeinen Topf oder ne Müslischüssel, die ich sowieso abwaschen muss, dann kann es einweichen (setzt natürlich voraus, dass man dreckiges Geschirr rumstehen hat :D).
Ich habe mich mal nach anderen koffeinhaltigen Lebensmitteln umgeschaut. Ich weiß nicht, ob es dafür überhaupt verlässliche Zahlen gibt, aber vielleicht weißt du ja etwas über die Ökobilanz von reinem Mate-Tee und von Guarana? Gerade letzteres kann man vermutlich gut mit Lupinenkaffee o.ä. kombinieren...
LG Mara
Marion
Hallo Shia,
ein toller Artikel, danke!
Ich bin Veganerin und versuche meinen Konsum von Kaffee, schwarzem und grünem Tee einzuschränken, weil sie die Eisenaufnahme blockieren.
Hast du schon einmal ausprobiert, den Kaffee direkt in der Tasse zuzubereiten?
Kaffeepulver in die Tasse, kochendes Wasser draufgießen, umrühren, warten, bis sich das Pulver abgesetzt hat - fertig.
Ist supereinfach, kommt ohne zusätzliche Utensilien aus und schmeckt großartig!
Herzliche Grüße
Marion
shia
Hi Marion,
das ist ja interessant, wusste ich noch gar nicht mit der Eisenaufnahme! Werde ich mich mal etwas einlesen, danke! 🙂
Ja, wir haben auch früher des Öfteren Kaffee in der Tasse zubereitet, also im Grunde wie French Press nur ohne den Filter. Das ist natürlich die minimalistischste Kaffeezubereitung überhaupt!! 🙂
Wird ja auch beim "Coffee Cupping", also dem Kaffee-Verkösten so gemacht. Also dass das sicherlich die Methode ist, wo man den Kaffee sehr gut in seinen Nuancen schmeckt, daran zweifle ich nicht. Ich muss nur leider sagen, dass mir persönlich der Kaffee so leider nicht besonders schmeckt (also auch aus der French Press nicht so)... Jaja, ich Banausin. 😉 Ich mag halt den Schlag in die Fresse mit Espresso und Co... Öhem, ja XD...
Liebe Grüße,
Shia
Dominic
Hi Shia.
Zum Lupinenkaffee eine Frage: Süßlupine ist ja sehr Eiweiß-reich und nebst Soja an sich also eine sehr gute diesbzgl. Quelle. Für den Kaffeeersatz gehen doch die ganzen Süßlupinenbohnen/-samen in die Röstung, oder? Also inklusive des Eiweißes, von dem mutmaßlich nichts/nicht nennenswert viel in die Aufbrühung übergeht. Kann man die aufgebrühten Reste dann noch weiterverwerten? Schmecken die, sind die essbar, irgendwo unterzumischen?
shia
Hi Dominik,
genau, es wird die ganze Bohne geröstet. Der Lupinensatz ist leider wirklich wie Kaffeesatz, also sehr sehr dunkel und es schmeckt auch dann, als ob du Kaffeesatz wo untermischst. Wobei Kaffebohnen ja holzig sind und Lupinen nicht. Wir verfüttern sie einfach an unsere Würmer (wir kompostieren ja in der Küche mit einer Wurmkiste). Du kannst den Satz aber auch einfach als Dünger benutzen. Wie Kaffeesatz ist Lupinensatz wunderbarer Dünger. Uns hat mal jemand älteren Jahrgangs erzählt, dass sie früher Lupinen gar nicht zum Essen angebaut hätten, sondern zum Unterpflügen, weil sie so gut für den Boden sind. ("Lupinen reichern den Boden mit bis zu 100 kg Stickstoff pro Hektar an, was in der Landwirtschaft zur Gründüngung erwünscht sein kann. – https://de.wikipedia.org/wiki/Lupinen).
Liebe Grüße,
Shia
Lisa
Hallo Shia,
von welcher Marke ist dein Wasserkocher aus Edelstahl? Ich habe mich auch schon nach einem ungeschaut, aber leider keinen komplett ohne Plastik gefunden bzw. wo zumindest innen kein Plastik ist, das ins Wasser übergehen kann (einen Griff aus Plastik find ich nicht ganz so schlimm).
Liebe Grüße
shia
Hi Lisa,
schau mal nach diesen alten, billigen Wasserkochern, wie so einer. Die sind innen wie ein Topf, also ganz ohne Plastik – bis auf den Deckel. In so einem habe ich mir nachts zu Schul- und Studienzeiten ganze Mahlzeiten gekocht! Mein treuer Wasserkocher aus meinen Schulzeiten geht leider seit ein paar Jahren schon nicht mehr automatisch aus, lebt aber seitdem bei Hanno im Büro weiter, wo er offenbar ins Invetar überging und seitdem regelmäßig mit den Verteilersteckdosen zusammen technisch geprüft wird
Unser Zuhause ist leider auch innen nicht komplett plastikfrei, sondern hat eine kleine Plastik-Wasserstandsanzeige, leider. Braucht kein Mensch.
Es gibt auch Wasserkocher mit einem Behälter aus Glas, wo auch innen gar kein Plastik ist. Die wurden auch in der Studie vom NDR untersucht und haben natürlich gar kein Mikroplastik abgegeben.
Liebe Grüße,
Shia
Emilia
Hallo Shia,
Arrrgghhhh! Der Kaffee! Ich war absoluter Kaffeejunkie, aber mittlerweile gibt es nur noch eine Tasse am Tag. Mit leidlich schlechtem Gewissen aber viel Genuss. Wir kochen den allerdings nur im Mokkakocher. Falls Du Dir so ein Gerät kaufen möchtest, kauf bitte kein Aluteil. Von der verheerenden Umweltbilanz von Aluminium mal abgesehen verbiegen da die Siebe gerne einmal und dann klappt die Blubberei nicht mehr. Außerdem wollen die Alukannen sehr regelmäßig genutzt werden und blühen innendrin bei längerer Nichtnutzung. Das ist zwar nicht tragisch, aber ärgerlich. Also nur eine Edelstahlkanne kaufen. Ist zwar teurer aber langlebiger.
Hauptsächlich trinken wir Tee aus Eigenanbau und Wildsammlung. Für besondere Gelegenheiten steht hier auch eine Dose feinen Grüntees. Wasser kocht bei uns klimaneutral, auf Holz! 😉
Herzlich
Emilia
shia
Hallo Emilia,
das mit dem Tee klingt bei euch doch nach einer richtig guten Lösung!! Und bei Kaffee kann ich dich auch nur zu gut verstehen !
Jetzt schauen wir gerade, wie wir wieder ein gutes Gleichgewicht finden. Momentan gibt es wieder einen Kaffee am Tag, aber auch manchmal gar keinen. Eine Mokka-Kanne aus Alu kommt für uns sowieso nicht in Frage. Ich hatte letztes Jahr auch auf Cosmo über Alu berichtet.
Wir haben uns heute auch für ein solches Kännchen entschieden – aus Edelstahl und gebraucht natürlich. Mit Lupinenkaffee sickert nämlich entweder immer Kaffee an der Seite von unseren vietnamesischen Kaffeefiltern raus, was eine Riesensauerei ist, oder die Filter verstopfen. Da kriegen wir offenbar einfach keinen akzeptablen Mahlgrad hin... 🙁
Es gibt ja auch welche, die wie ein Wasserkocher funktionieren. Die könnten auch was für uns sein, weil in unserer Wohnung leider ein sehr schlechtes Cerankochfeld ist, wo aus irgendeinem Grund beim Kochen die meiste Zeit generell nur der äußere Ring an ist, was für ein Mokka-Kännchen wahrscheinlich eher schlecht funktioniert. (Und uns auch sonst beim Kochen regelmäßig in den Wahnsinn treibt)
Danke für deine Hinweise! Dass die Alu-Kannen bei Nichtbenutzung blühen wusste ich zum Beispiel gar nicht!
Liebe Grüße,
Shia
Emilia
Hihi, also Blümchen wachsen da keine drin, aber es gibt einen eher flockigen, weißen Belag, der bestimmt nicht gesund, aber problemlos wegzuschrubben ist. Wie auch immer, unsere caffetiera haben wir seit 15 Jahren, für 4€ auf dem Flohmarkt geschossen. Das nenne ich mal eine Umweltbilanz. Funktioniert auf dem Holzherd, auf Gas, auf Induktion, Ceran und auf dem Lagerfeuer.
Herzlich
Emilia
shia
Haha, gegen so kleine süße Gänseblümchen in meiner Kanne hätte ich ja nix ;). Und eure Kanne wird bestimmt noch weitere 15 Jahre halten – mindestens!! Einige Sachen sind zum Glück (zumindest damals?) für die Ewigkeit gemacht worden! Unsere Kaffeemühle habe ich auch gebraucht gekauft und dann nachgeschaut und dann nach Recherchen festgestellt, dass sie aus den 50-ern ist!! Also fast 70 Jahre alt!!!
Ich habe sie auseinandergebaut und restauriert – und sie funktioniert einwandfrei <3!!