Ach fliegen, du schreckliche Klimasünde! Wenn ihr mich fragt... Fliegen lässt sich einfach nicht schönreden – es ist und bleibt die klimaschädlichste Art der Fortbewegung und sollte wie ich finde wie die Pest gemieden werden (eine Aussage, für die ich regelmäßig gelyncht werde 😝). Von daher scheint es natürlich auf dem ersten Blick sehr ironisch, wenn es um die Frage von "Zero Waste" im Flieger geht. Aber gut, wenn es wirklich mal sein muss (und das sollte nicht leichtfertig geschehen!), finde ich es besser, zumindest den sonstigen Schaden so klein wie möglich zu halten als sich da zu sagen, dass jetzt sowieso alles egal ist. Wie man das macht, hat mich Nina* in einer Mail gefragt.
Hallo Shia,
Ich bin grad ziemlich ratlos! Deswegen würde ich mich riesig über ein paar Antworten von dir freuen.
Kommenden Dienstag werde ich nach Neuseeland fliegen, da ich meinen Vater auf seiner längeren Recherchereise [...] assistieren werde.
Der Flug, nein besser gesagt die Flüge, werden eine Ewigkeit dauern und dies ist natürlich so schrecklich für unsere Umwelt.Mir ist bewusst, dass ich diesen Schaden nicht ausgleichen kann, aber ich möchte dennoch zumindest versuchen mich im Flugzeug ‚ökologisch gut‘ zu verhalten indem ich mir mein eigenes Essen mitnehme und auch meine eigene Flasche und ‚Decke‘.
Ich habe jedoch vom Reisebüro erfahren, dass ich mein Essen nicht abbestellen kann und habe mir somit ein Veganes Gericht bestellt. Trotz alledem würde dieses Essen weg geworfen werden.
Nun was ist denn in diesem Falle die bessere Entscheidung: Frisch vorkochen , aber dafür das Flugzeugessen wegwerfen, oder gar nicht erst kochen?Ich habe mir bis jetzt von allen Nachhaltigkeitsbloggern abgeschaut, dass sich essen mit ins Flugzeug zu nehmen die beste Option ist. Aber ich finde dies seit dem Erhalt dieser Information vom Reisebüro irgendwie fragwürdig..
Zudem wollte ich dich mal fragen, ob du auch schon Erfahrungen mit Flügen hast, die zwischenlanden?
Konntest du dann auch nur dein Essen beim ersten Flug dabei haben und musstest dann beim zweiten Flug auf jegliches Essen verzichten?Diese Thematik lässt mich zur Zeit nicht ruhen. Ich würde mich riesig freuen, wenn du mir auf meinem Weg zu einem nachhaltigerem Lifestyle hilfst.
Ich danke dir schon mal im Voraus!Liebste Grüße,
Nina*
*Name zwecks Anonymisierung geändert
Liebe Nina,
erst mal freue ich mich, dass du dir der Tragweite der Umweltschädlichkeit des Fliegens bewusst bist, du dich da schon informiert hast und nicht versuchst, das Ganze schönzureden.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich seit Jahren nicht mehr geflogen bin. Ist aber nicht so. Ich kann dich also verstehen. Irgendwann Anfang 2014 begannen wir, unser Leben deutlich nachhaltiger aufzustellen. Fliegen wollten wir eigentlich erst mal gar nicht mehr. Als sich jedoch die Chance ergab, mit einem ein-Jahres-Visum nach Kanada zu gehen, stiegen wir doch in den Flieger, in der Hoffnung, vielleicht ja zumindest keinen Rückflug mehr zu brauchen. Naja, mit dem Auswandern hat's am Ende nicht ganz geklappt, nach einem Jahr sind wir doch wieder zurück geflogen 😉 – und wir sind uns durchaus bewusst, wie schlimm diese zwei Fernflüge für die Umwelt sind 😢.
Das sind meine Tipps.
Kompensieren
Erst mal möchte ich dir ans Herz legen, deinen Flug zu kompensieren. Tipps dazu findest du in meinem Artikel CO2 kompensieren – tolle Option oder Ablasshandel?. Bitte beachte, dass eine Emissions-Kompensation kann nie den entstandenen Schaden rückgängig machen kann und deshalb kein Freibrief sein soll, jetzt jedes Jahr zu fliegen. 😉
So wenig Gepäck wie möglich
Was ich dir auch ans Herz legen möchte, ist mit so wenig Gepäck wie möglich zu fliegen. Fliegen verballret so viel Treibstoff, da zählt jedes Kilo. Ich staune ja immer, wie viel Leute generell mit sich auf Reisen herumwuchten. Sogar für ein Wochenende wird ein kleiner Koffer gepackt! Wir sind damals mit all unseren persönlichen Gegenständen nach Kanada geflogen, und die haben (pro Person) in jeweils einen kleinen Rucksack sowie eine handgepäckstaugliche Sporttasche gepasst. Darin war unsere gesamte Kleidung, Schuhe, Arbeitsmaterial und was man sonst so braucht. Hätten wir nicht unsere kleinen Taschenmesser dabei gehabt, hätten wir das alles als Handgepäck mit an Bord nehmen können. Ich kann also aus Erfahrung sagen: So viel wie alle mitnehmen braucht man gar nicht. Wir wären definitiv auch mit weniger ausgekommen. Die Hausschuhe hätte ich z.B. nicht mitnehmen brauchen ;).
Billigflieger
Ich möchte Billigflieger auf keinen Fall gutheißen und frage mich da auch, ob da die Arbeitsbedingungen eigentlich gut sind. Dennoch: Billigflieger haben einen kleineren CO2-Abdruck im Vergleich zu ihren Konkurrenten. Das liegt daran, dass sie sparen, wo sie können. Nicht, dass sie das aus Umweltschutzgründen machen würden. Decken, Kopfhörer usw. muss man käuflich erwerben und das hat natürlich den Effekt, dass die meisten Leute darauf verzichten. Das Essen ist ebenfalls optional, d.h. du kannst dir dein eigenes Essen mitnehmen, das du im Idealfall aus unverpackten, regionalen und saisonalen Bio-Zutaten zubereitet hast.
Außerdem versuchen sie, so viele Menschen wie möglich in einen Flieger zu bekommen, z.B. indem sie keine 1. Klasse, dafür aber engere Sitze haben. Beim Gepäck hat es sich schon herumgesprochen, dass man da keine Kulanz erwarten kann. Somit halten sich die meisten an die Begrenzung, was ebenfalls die Umwelt entlastet und mich zum nächsten Punkt bringt.
Direktflüge buchen
Gerade Start und Landung verbrauchen besonders viel Kerosin, belasten die Umwelt also stark. Das ist auch der Grund, warum Kurzstreckenflüge pro Kilometer umweltbelastender sind als Langstreckenflüge. Wenn es geht, also immer den Direktflug bevorzugen und lieber mit der Bahn (siehe nächsten Punkt) zu einem weiteren Flughafen fahren, als z.B. von Düsseldorf nach München fliegen, um in München in den Langstreckenflug zu steigen.
Mit den Öffis zum Flughafen
In Deutschland gibt es ja auch Rail and Fly, wo meinte ich das Zugticket im Flugticket enthalten ist. Mit leichterem Gepäck sollte das ja auch kein Problem sein. 😉
Veganes essen bestellen und es auch essen
Genau wie du hatten wir also versucht, uns schlau zu machen, um zumindest wo es möglich ist, den Schaden zu begrenzen. Und wie du stießen wir darauf, dass irgendwie alle Nachhaltigkeitsblogger ihr eigenes Essen in den Flieger mitzunehmen schienen. Nach langen Recherchen und Warteschleifen am Telefon konnte ich wie du auch in Erfahrung bringen, dass das mal gar nichts bringt, weil man das Essen nicht abbestellen kann.
Und nicht nur das! Pro Person wird pro Mahlzeit mehr als eine Portion an Board geladen, damit bis zum Ende eine Auswahl angeboten werden kann. Wie viele Portionen pro Passagier das sind wird pro Flug, Flugrichtung, Flugzeit usw. penibel statistisch ausgerechnet. Das überflüssige Essen wird nach Ankunft vernichtet, d.h. wenn du einfach im Flieger die Mahlzeit ablehnst, landet sie im Müll und du hast außerdem mehr Ressourcen verbraucht, weil du ja noch mal Essen mitgenommen hast, das produziert werden musste und extra Gewicht verursacht. (Extra Gewicht im Flieger = extra Emissionen)
Das Sinnvollste ist da also, sich vorher die vegane Mahlzeit zu bestellen und sie auch zu essen. Denn bei Spezialwünschen wird pro Passagier nur genau eine Portion pro Mahlzeit mitgenommen. Und eine vegane Mahlzeit verursacht weniger Treibhausgase als eine Mahlzeit mit tierischen Produkten.
Einweg-Sachen im Flieger direkt zurückgeben bzw. ablehnen
Decken, Kopfhörer usw. haben wir bei der ersten Gelegenheit den Flugbegleiter*innen wieder in die Hand gedrückt, mit dem Hinweis, dass wir nichts ausgepackt haben. Das gleiche haben wir bei den Mahlzeiten gemacht. Da gibt es ja eingeschweißtes Einwegbesteck, Salzpäckchen, Erdnüsse usw.. Diese Dinge haben wir den Flugbegleiter*innen direkt beim Austeilen der Mahlzeiten schon wieder zurückgegeben (am besten gar nicht erst selber anfassen und sie bitten, das runterzunehmen). Wir hatten auch sowohl beim Hin- und Rückflug gefragt, ob sie das so weiterverwenden könnten, und sie meinten, sie würden sie einfach zurück ins jeweilige Fach legen. Offenbar sind das oft Sachen, die sie erst vor dem Servieren zum Essen legen.
Eigenes Besteck mitnehmen
Mit irgendetwas musst du ja essen, wenn du das Einwegbesteck unbenutzt zurückgegeben hast. 😉
Genug Leitungswasser mitnehmen
Dennoch, was für Essen gilt, gilt auch für Wasser. Du kannst deine Trinkflasche leer durch die Kontrollen nehmen und am Gate auffüllen. Wir hatten neben unseren Trinkflaschen auch ein paar unserer Marmeladengläser leer durch die Kontrollen genommen und dann am Gäte aufgefüllt, um sicherzugehen, dass wir genug zu Trinken für den gesamten Flug hatten, dass wir keine anderen Getränke im Flugzeug brauchten.
Eigenen Becher oder Glas mitnehmen
Sollte es nicht möglich sein, im Vorfeld genug Leitungswasser mitzunehmen, kannst du dir auch für so was wie Kaffee deinen eigenen Becher (oder einfach ein leeres Marmeladenglas) mitnehmen. Ich habe von anderen Zero Wastern gehört, dass das in der Regel kein Problem sei, es allerdings in Ausnahmefällen vorkommen kann, dass sich Flugbegleiter weigern, das Getränk darin einzuschenken.
Das sind so meine Tipps. Wenn jemandem noch etwas einfällt, immer her damit, am besten per Kommentar auf diesen Artikel ❤️!
Ich wünsche dir, liebe Nina, eine gute Reise und dass das alles so mit dem Flug klappt. Bestimmt gibt es in Neuseeland auch einige nette Bioläden und ich meinte, da gibt es sogar Unverpackt-Läden! (Oder war das nur Australien 🤔😆?)
Liebe Grüße,
Shia
Snowwhite
Hi,
Also... Wenn ich 5 Flaschen und 5 Marmeladengläser mit Wasser gefüllt mit an Bord nehme, dann ist das doch total unnötiges zusatzgewicht. Die Getränke sind für dich ja mit einberechnet und wären dann quasi umsonst dabei was ja auch nicht sinn und Zweck der Sache sein kann oder nicht? Dann lieber einen kleinen Becher und dort die Getränke einfüllen lassen. Die sind ja nicht nur eingeplant die hat man ja auch bezahlt. Und eigenes Besteck halte ich für schwierig außer man kann alles mit einem Löffel essen.
Davon ab kann ich mir kaum vorstellen dass ich mit leeren Marmeladengläsern durch die Kontrolle komme
Hmmmm....