Heute gibt es ein etwas trauriges Thema, das aber nicht minder wichtig ist, denn der Tod gehört einfach zum Leben dazu.
Eine liebe Leserin hatte mir geschrieben. Ihr Vater war nach dreijähriger Krankheit verstorben und sie hatten seine Beerdigung nach seinen Wünschen organisiert. Ihr Erfahrungsbericht ist voller Tipps, wie man selbst eine Beerdigung ziemlich Zero Waste organisieren kann.
Sie hat das so schön geschrieben, dass ich gar nicht viel dazu ausführen will, sondern ihre Worte wirken lassen möchte.
Hallo liebe Shia!
[...]
Für deine neue Rubrik "Leserbriefe" habe ich eine Anregung und meine Erfahrungen zu einem traurigen Thema:
Wie organisiere ich eine Beerdigung Zero Waste?
Vielleicht sind meine Erfahrungen auch Anregung für einige andere Leser.Mein lieber Papa ist vor mittlerweile 3 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit am 25.12. gestorben. Vor seinem Tod hat er mir recht genau beschrieben wie seine Beerdigung aussehen soll, was er sich wünscht und was auf keinen Fall passieren soll. Seltsamerweise passten, im Nachhinein betrachtet, seine Wünsche sehr zu Zero Waste, im Gegensatz zu seinem bis dahin praktizierten konsumorientierten Leben.
Er wollte eine Einäscherung und im bereits bestehenden Grab seiner Eltern beigesetzt werden. Es sollte kein Pfarrer sprechen (einfach eine persönliche Abneigung) und keine gekauften Blumen als Dekoration verschwendet werden.
Der Leichenschmaus sollte ausfallen, wobei wir uns als Familie nach reifer Überlegung doch für ein Zusammensetzen bei Kaffee und Kuchen in einem Cafe entschieden haben. Es ist einfach ein guter Abschluss für die Trauernden mit guten Gesprächen und der ein oder anderen Anekdote.
Die Musik kam vom iPod, Dekoration der Urne war ein Zweig aus dem Wald (er war Jäger), das Cafe servierte mit Serviette aus Stoff auf Porzellangeschirr den selbst gebackenen Kuchen.Eine echte Herausforderung war die Wahl des Sarges und der Urne. Hier gibt es offenbar nur Luxusausführungen und Luxus light. Ein Modell des Sarges war immerhin nur aus heimischem Holz und lediglich mit Messinggriffen versehen. Und es gab nur ein Urnenmodell, das verrottet und das gleichzeitig das teuerste war. Aber auf eine Ausstattung mit Seidenkissen und -decke pochte der Bestatter und begründete es mit gesetzlichen Vorschriften. Logisch darf man kein Plastik eingraben oder verbrennen, daher Seide. Aber wozu überhaupt ein "Bett" nötig ist, wenn der Sarg verschlossen und verbrannt wird, erschließt sich mir bis heute nicht. Und warum Baumwolle nicht geht auch nicht.
Die Todesanzeige in der Zeitung erschien nur online und kondoliert wurde ausschließlich persönlich, telefonisch oder als Email-Gruß.
Die Besucher der Beerdigung haben sich an den Wunsch, keine Blumen zu kaufen gehalten und kleine Zweige aus dem Wald oder Blumen aus dem Garten mitgebracht (nicht so einfach im Januar).
Lediglich die 20 Trauerkarten (jede doppelt so groß wie eine Visitenkarte) für die ältere Generation in der Verwandschaft verbuche ich mal als Müll. Aber da die Kärtchen gesammelt und regelmäßig liebevoll betrachtet werden ist das für mich ok.
Insgesamt haben wir so seine Wünsche erfüllt und gleichzeitig kaum Müll produziert.
Diese Erfahrung war für mich schwer, aber durch seine Vorgaben und da ich mich auf seinen Tod vorbereiten konnte, auch wertvoll und bereichernd.
Gerade in Gesprächen mit Freunden merke ich wie weit weg das Thema Tod für die meisten von uns ist und wie überraschend es jeden von uns doch plötzlich treffen kann. Ein paar Menschen in meinem Umfeld haben nun angefangen ihre Wünsche aufzuschreiben und zu besprechen, um es den Hinterbliebenen im Fall des Falles einfacher zu machen und sicher zu stellen, dass ihre letzten Wünsche erfüllt werden können.Liebe Grüße
Petra
Liebe Petra,
erst einmal möchte dir aus vollem Herzen dafür danken, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst. Es kann nicht einfach gewesen sein, darüber zu schreiben!
So traurig der Anlass ist, ich finde es total schön, wie ihr das alles organisiert habt. Wie ihr seine Wünsche respektiert, aber genauso berücksichtigt habt, was euch als Familie bei der Beerdigung gut tut – nämlich trotzdem zusammen zu sitzen und ihm bei Kaffee, Kuchen und guten Gesprächen zu gedenken.
Dass wirklich alle diese Wünsche so respektierten zeigt nur, wie sehr ihr ihn alle geliebt habt.
Danke auch für deinen Denkanstoß, zu Lebzeiten schon seine Wünsche festzuhalten und mit Familienangehörigen zu besprechen. Hanno und ich haben das zu zweit schon häufiger gemacht, aber noch nie mit anderen Familienangehörigen.
Wir hatten beispielsweise überlegt, unsere Körper der Wissenschaft bzw. der Medizin zu spenden, wobei da die Frage bleibt, was hinterher mit dem Körper passiert. Eine weitere Überlegung war es, "zu einem Baum zu werden". Es gibt nämlich Urnen mit Baumsamen, wo mit der Asche des Verstorbenen ein neuer Baum wächst. Eine ähnliche Sache ist die Baumbestattung, wo die Urne in Wurzelnähe eines Baumes beigesetzt wird, wobei ich persönlich den Gedanken, zu einem neuen Baum zu werden doch noch ein bisschen schöner finde. Zum Glück gibt es inzwischen auch Hersteller von nachhaltigen Särgen und Urnen, die z.B. mit schnell wachsenden heimischen Hölzern arbeiten, keine chemische Lacke sowie Metallteile wie Schrauben, Nägel oder Beschläge verwenden. Übrigens steht auf deren Seite, dass sie momentan Baumwolle für die Sargwäsche nehmen (bis zu eine regionalere Alternative gefunden haben), es scheint also doch zu gehen!
Liebe Petra, nochmals vielen Dank für deinen schönen "Brief" (war ja eigentlich eine Mail ;))!
Liebe Grüße,
Shia
Anja
Ja, sehr gut erklärt. Ich denke, es ist klar geschrieben. Dieser Artikel zur Zero-Waste-Beerdigung sollte von jedem gelesen werden.
Martin Lobinger
Der Hinweis, keine gekauften Blumen als Dekoration für die Beerdigung zu verschwenden, erscheint mir aus ökologischer Perspektive sehr sinnvoll. Mein Opa hat mir mehrmals erzählt, dass er auch nachhaltig begraben werden möchte. Ich werde deshalb darauf achten, dass zum Beispiel nichts aus Plastik in den Sarg gelangt.
Martin Lobinger
Ich stimme zu, dass man keine Plastik eingraben soll. Deswegen würde ich mich ungern in einem Sarg aus Plastik begraben lassen. Mein Opa hat mir auch erzählt, dass er für sich eine nachhaltige Beerdigung möchte.
Markus
Meine Oma hat sich immer eine Baumbestattung gewünscht und wir haben das für sie organisiert. Interessant, dass es Urnen mit Baumsamen gibt. Das finde ich sehr symbolisch zu einem neuen Baum zu werden.
Lena
Hallo Shia und danke für diese Tipps zur Zero-Waste-Beerdigung! Das ist ja eine schöne Initiative um umweltbewusst Abschied zu nehmen. Auch die Idee mit der Baumbestattung gefällt mir gut. Auf jeden Fall werde ich mich mal mit meinen Eltern darüber unterhalten, um mir auch schon mal ihre Präferenzen anzuhören.
Thomas
Das hier verfasste Thema ist sehr traurig. Trotzdem gehört der Tod zum Leben dazu. Ich finde es gut, dass Sie Ihre Erfahrungen mit den anderen mitgeteilt haben.
Maria
Die Beisetzung auf den Friedhof bekommt immer mehr Konkurrenz. Manche Menschen wollen lieber in einem Friedwald in einer Urne aus Pappe beerdigt werden um wenig Abfall zu hinterlassen. Es ist vermutlich eine ganz persönliche Entscheidung und die meisten Menschen werden sich nach wie vor lieber für eine Beisetzung auf dem Friedhof entscheiden.
Helga
Danke für eine inspirierende Erzählung. Den eigenen Körper der Medizin zu spenden, ist eine gute Idee und eine individuelle Wahl. Alternative Bestattungsformen sind heute weit verbreitet. Für mich sind aber die Grabsteine eher ein Ort, wo ich in den Kontakt mit dem Verstorbenen kommen kann. Danke für Ideen.
Laura Heimisch
Hallo liebe Shia, das, was deine Freundin geschrieben hat erinnert mich an den Film "Captain Fantastic" (den ich übrigens empfehle!). Ich war auf der Suche nach Bestattern und bin auf dein Blog gestoßen. Ich finde es auf jeden Fall anregend und man könnte auch in so einem nicht so glücklichen Bereich neue Ideen einbringen.
Thomas Mendel
Eine bewegende Geschichte über das Thema, wie eine Beerdigung aussehen kann. Sehr inspirierend, wie man auch diese Bescheidenheit gegenüber der Natur zum Ausdruck bringen kann. Mich hätte bei den vielen Details noch interessiert, ob es trotzdem einen
schönen Grabstein gab - als Schlussstein des zu Ende gegangenen Lebens.
Emmi
Hi,
es ist heutzutage auch so leicht alles über das Netz zu schicken. Freunde müssen Beerdigungen vorbereiten. Bei einem Autounfall sind drei Familienmitglieder gestorben. Für sie wäre es besser, könnten sie die gesamte Familie per Mail einladen.
Laura
Danke für den Beitrag und danke, dass ihr den Leserbrief aufarbeitet. Schöne Idee, ich habe mich inspirieren lassen. Und es ist toll, dass du die Wünsche so wunderbar umgesetzt hast!
Mia
Eine Zero Waste Beerdigung ist heutzutage wirklich keine Herausforderung mehr. Viele Bestatter bieten die Bestattung in der der Natur an. Der Trend geht eindeutig von Friedhof in alternative Bestattungsformen über.
shia
Das freut mich, das zu hören :)!
Ida
Hallo zusammen,
was eine Idee! Ich widme mich seit Jahren damit, meinen Alltag aus Zerowaste umzustellen. Von dieser Art von Bestattung habe ich noch nie gehört und finde es sehr einfallsreich. Die Beisetzung in der Wurzelnähe finde ich fast so schön wie der Gedanke, dass meine Asche über dem Meer verstreut wird.
Jay
Die Planung einer Beerdigung kann schwierig sein. Also, danke für Ihr Beispiel. Ich denke, genau so hätten sie es am Ende gewollt. Ich werde versuchen, mich diese Woche daran zu erinnern.
Viktoria Maisner
Hallo zusammen,
vielen lieben Dank für diesen informativen Beitrag. Im letzten Jahr ist meine Oma gestorben und wir haben ihre Beerdigung auch zero-waste organisiert. Alle waren sehr begeistert und gerührt davon. Bis dahin wusste ich überhaupt nicht von solchen Beerdigungen.
shia
Hallo Viktoria,
auch wenn es natürlich traurig ist, dass deine Oma letztes Jahr gestorben ist, so ist es wirklich schön, dass ihr ihre Beerdigung zero waste organisiert habt! Ich glaube sofort, dass alle davon begeistert und gerührt waren. <3
Liebe Grüße,
Shia
Laura
Huhu,
wirklich ein interessantes Thema. Ich habe letztens einen interessanten Gedanken dazu von Neil DeGrasse Tyson bei YouTube gehört. Der Wissenschaftler möchte nämlich nicht verbrannt werden, sondern "normal" bestattet, da er meint, dass dies die natürlichste Form der Beerdigung ist und nur so die Stoffe aus denen unser Körper besteht wieder in den Lebenskreislauf zurückgeführt werden. Ich wollte eigentlich immer kremiert werden, aber der Gedanke der Rückführung zur Natur finde ich nun auch wirklich interessant.
Herzliche Grüße
Laura
Barbara
Hallo Alle,
im Sommer musste ich meine Mutter beerdigen. Sie hat ihre 88 Jahre lang sehr umweltbewußt und sehr fortschrittlich Zero-Waste praktiziert. Habe sehr viel von ihr gelernt.
Auch ihre Beisetzung bestimmte sie vorab in einem Termin mit dem Bestatter. So ließ sie sich in ein Leintuch aus ihrer Aussteuer eingewickelt in den Sarg legen. Meine Schwester und ich, wir haben uns gleich auch so ein Tuch reserviert, wenn es mal für uns soweit ist. Die Urne ist aus Maisstärke und vergeht nach ca. zwei Jahren. Der Bestatter hatte einige Exemplare zur Auswahl. Der Sarg bestand aus Fichtenholz, war ganz einfach. Warum im Sarg dieses Kissen sein muss, das habe ich auch nicht verstanden. "Vorschriften"...
Statt Blumen baten wir um Spenden für den BUND, dem unsere Mutter sehr nah stand. Da kam einiges zusammen!
Herzliche Grüße
Barbara
ayse
Hallo Shia!
Danke, dass Du das Thema Tod auch mit in Deinen Blog einbettest. Ich hab gerade mal ein bisschen gegoogelt und zum Thema Sargwäsche das hier gefunden: http://www.krematoriumwien.at/media/files/2009/vdi%20richtilinie_12366.pdf Dort steht nur, dass die Sargwäsche aus Naturmaterialien sein muss 🙂
Und Eure Idee, Eure Körper nach dem Tod der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen, ist sehr löblich. Dazu solltet Ihr vielleicht mal ein anatomisches Institut in einer Uniklinik besichtigen. In der Regel gibt es mehr als genug Körperspender. Die gespendeten Körper werden konserviert mit Formaldehyd u.ä. (sie kommen oft erst nach 1-2 Jahren zum Einsatz) und mit Zero waste hat das ganze leider gar nix zu tun, siehe auch http://www.ana.uni-heidelberg.de/index.php?id=126
Ich fände es auch schön, wie in islamischen Ländern einfach nur in einem Tuch in die Erde gegeben zu werden oder die Urnen-Baumidee finde ich auch schön.
LG, ayse