
Manchmal ist es wirklich knifflig, wenn es um die Frage geht: Was ist nun die ökologisch sinnvollere Alternative? Damit fing übrigens auch diese Rubrik Leser*innenbriefe hier auf meinem Blog an, denn eine COSMO-Hörerin hatte auf einen meiner wöchentlichen Nachhaltigkeitstalks geantwortet, weil sie fand, dass – anders als ich es im Talk erwähne – Zahnpasta-Tuben aus Plastik ökologisch sinnvoller als welche aus Metall seien.
Eine Leserin war nämlich erst erfreut, als sie nämlich erfuhr, dass ihr lokaler Bioladen nun Olivenöl zum Abfüllen anbot. Auf Nachfrage erfuhr sie aber, dass das Öl aus 15-Liter-Plastikkanister stammt...
Hallo Shia,
Leute wie dich, die praktisch keinen Müll mehr produzieren, bewundere ich total. Ich achte seit einiger Zeit immer mehr darauf, wie und wo ich Müll und auch Plastik vermeiden kann. Das klappt immer besser 🙂
Umso begeisterter war ich, dass mein Bioladen jetzt auch Olivenöl unverpackt anbietet. Ich habe sogleich eine Glasflasche abgefüllt. Als diese dann leer war, musste ich feststellen, dass das Gebinde, mit dem das Olivenöl im Bioladen angeliefert wird, ein 15l-Plastikcontainer ist!?! Ich fühle mich leider total verar.... Öl in Plastik!! Alle 15 Kundinnen/Kunden ein neuer Container! Was ist da denn unverpackt? Mir wurde dann auch noch gesagt, dass dieses Gebinde nicht mal zurück gehen sondern entsorgt werden.
Jede/jeder weiß doch inzwischen, dass die Weichmacher aus dem Plastik ins Öl übergehen und somit zu gesundheitlichen Problemen führen können. Völlig verwirrt und ehrlich gesagt auch total wütend habe ich einen Unverpackt-Laden angerufen und nachgefragt, ob das bei dem auch so der Fall ist. Zu meiner Verblüffung wurde meine Frage bejaht! Es gäbe derzeit keine Alternative. Wie ist sowas möglich?? Keine Reduzierung des Mülls, Plastik für Lebensmittel, gesundheitliches Risiko... und das ganze den Kundinnen/Kunden als unverpackt verkauft.
Ganz ehrlich, wie schon oben gesagt, fühle ich mich verar... Und kaufe mein nächstes Öl wieder in der Glasflasche. Übrigens werden Rotwein, Honig und Agavendicksaft ebenso in Plastikgebinden angeliefert und erst im Laden in die schönen Edelstahlbehälter umgefüllt. Das muss und will ich nicht akzeptieren! Wieso verzichten diese Läden nicht auf den Verkauf, wenn die Anlieferungsgebinde nicht akzeptabel sind? Also immer schön die Augen auf.
Danke für dein Engagement und die Energie, die du in unsere Zukunft investierst. Ich lasse mich gerne von Leuten wie du, anstecken.
Herzliche Grüße
Cornelia
Hi Cornelia,
danke für deine Mail! Ich finde, du sprichst da einen wichtigen Punkt an!
Das mit dem Öl aus z.T. Plastikkanistern (es gibt auch welche aus Metall übrigens) hatte ich in meinem Artikel über den Müll, der hinter den Kulissen von Unverpackt-Läden anfällt, kurz angerissen, bin aber nicht weiter darauf eingegangen.
Erst einmal: Ich denke auch, dass Plastikkanister nicht unbedingt die beste Lösung sind. Zum Einen gibt es da das gesundheitliche Argument (BPA und andere Chemikalien, die sich vor allem gut vom Plastik ins Öl lösen), zum anderen entsteht auch bei 15 Litern mehr Plastikmüll im Vergleich zum Kauf von 15 1-Liter-Glasflaschen. Aber wie so oft ist es nicht ganz so einfach.
15 1-Liter-Glasflaschen sind nämlich deutlich schwerer als ein 15-Liter-Plastikkanister, den ich damit auf keinen Fall schönreden möchte. Aber man muss einfach auch die zusätzlichen Emissionen, die durch den Transport der schwereren Glasflaschen entstehen, ein bisschen mit berücksichtigen. Denn für den Transport kommt genau, wie auch für die Plastikproduktion, Erdöl zum Einsatz. Und gerade Öle haben häufig lange Transportwege hinter sich. Der ökologische Abdruck wird sich bei beiden Alternativen also nicht viel nehmen.
Die Sache mit den Unverpackt-Läden ist die: Unverpackt-Läden gibt es noch nicht so lange, d.h. sie haben auch noch nicht die großen Absatzmengen, um größere Gebinde zu kaufen. Du füllst vielleicht gleich einen Liter ab, aber ganz ehrlich, ich sehe kaum Leute, die wirklich diese Mengen da abfüllen... Je schneller mehr Menschen dort einkaufen, desto schneller können diese Läden auf größere Gebinde umsteigen. Ich durfte hier vor kurzem in Vancouver das Lager von The Soap Dispensary, dem örtlichen und sehr gut laufenden Unverpackt-Laden, besichtigen, und die haben 200 Liter Fässer (!) im Lager stehen! Aber gut, den Laden gibt es auch schon seit 2011 oder 2012 und er ist immer rappelvoll. Und selbst sie können nicht immer alles in so großen Gebinden einkaufen. Anderen Sachen kaufen sie ebenfalls nur in 5-15kg-Gebinden, weil sie sonst schlecht werden würden. Wie fast alle Unverpackt-Läden bemühen sie sich enorm, Plastik so gut es geht zu vermeiden. Aber wie so häufig ist die Industrie noch nicht so weit wie die Läden es gerne sehen würden. Je mehr Läden es gibt, desto größer ist aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch da etwas bewegt, denn desto größer wird die Nachfrage.
Am Ende bricht sich das für mich – ökologisch, nicht gesundheitlich – auf die Frage runter: Wen möchte ich mit dem Kauf unterstützen? Ich persönlich zapfe mal das Öl im Unverpackt-Laden ab, mal kaufe ich mir eine Glasflasche in unserem kleinen lokalen Bioladen. Denn beides sind Läden, die ich gerne unterstützen möchte. Beim Unverpackt-Laden weiß ich, dass ich dazu beitrage, dass vielleicht eines Tages größere Kanister gekauft werden können. Beim kleinen Bioladen vor Ort weiß ich, dass sie immer ein offenes Ohr für unsere Vorschläge haben und durch die Gespräche mit uns vermehrt ihre Kunden ermuntern, ihre eigenen Dosen und Netze (für das Obst & Gemüse) mitzubringen.
Gesundheitlich gibt es für mich da keine Diskussion: Glasflaschen sind da natürlich besser! Übrigens weiß ich, dass einige Unverpackt-Läden genau aus dem von dir angesprochenen Grund Öle und andere Flüssigkeiten nicht zum Abzapfen, sondern in Glasflaschen anbieten!
Nochmal: Vielen Dank, dass du diesen wichtigen Punkt ansprichst! Ich hoffe, dass die Hersteller bald auf ein Wiederbefüll-System umsteigen!!
Liebe Grüße,
Shia
Suse
Moin in die Runde,
meine Firma verkauft Öle. Ich bin auch gegen Plastik wegen Abfall und vor allem Weichmacher, aber man muss wissen: Alle Öle werden immer in 25 kg Plastik Kanistern ausgeliefert, ob an Firmen, die das in hübsche Glasflaschen umfüllen oder an unverpackt-Läden, die es einfach so hinstellen. Fakt ist: das Öl lagert so oder so längere Zeit im Plastikbehältnis.
Der einzige Ausweg: Glasflasche unter die Ölpresse halten!
Ich weiß zur zeit auch kein Ausweg. Alu-Container sind auch keine Lösung.
Ralf
Moin Suse,
das alle Öle in Plastikkanistern geliefert werden stimmt nicht. Wir (Platanenblatt) füllen in der Ölmühle in Edelstahltanks ab. Die Verkausfkanister sind aus Weissblech, nicht aus Aluminium. Weissblech hat in Deutschland eine Recyclingquote von etwa 95% (es ist leicht aus dem Abfall isolierbar), es wird wesentlich weniger Energie dabei aufgewendet als beispielsweise bei Aluminium. Verpackung ist immer ein Kompromiss, wir glauben mit dem Weissblechkanister den Weg der bestmöglichen Nachhaltigkeit und der Schonung des Olivenöls vor Sonnenlicht und Sauerstoff gegangen zu sein.