Jeden Sonntag gibt es um 15:30 Uhr bei COSMO-Radio von mir etwas zu Nachhaltigkeit auf die Ohren! COSMO ist das weltoffene Radioprogramm vom WDR, Radio Bremen und Rundfunk Berlin-Brandendenburg (RBB).
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Plastik ist ja wirklich überall! Unsere Lebensmittel sind damit umhüllt, wir umhüllen uns damit, denn die meisten Klamotten heute bestehen ja auch aus Plastik. Ja-ha! Was denkt ihr denn, was Polyester und Co. sind? An meinem Mikro hier ist ebenfalls Plastik. Hier am Computer, am Bildschirm, die Tastatur… Ich sitze auch auf Plastik, also auf so einem Bürostuhl. Selbst Shia Su, unsere COSMO-Nachhaltigkeitsexpertin, die versucht, so plastikfrei wie möglich zu leben hat Dinge aus Plastik! Kaum mehr wegzudenken, das Zeug!
Aber Shia, du erinnerst ja immer auch gerne daran, dass das ja noch nicht immer so war...
Genau! Plastik an sich gibt es schon eine Weile, aber in unserem Alltag kamen Kunststoffe erst später. Im Zweiten Weltkrieg kam Plastik in größerem Stile für militärische Zwecke zum Einsatz. Nach dem Krieg erst zogen viele der fürs Militär entwickelte Plastikdinge bei uns Zuhause ein, also in den 50-ern. Auf dem Land oft sogar erst später. Als Plastik dann einzog ging’s schnell ab. Ist ja auch ein unglaublich vielseitiges Material. Blöd war, dass Plastik irgendwann zum Wegwerf-Material geworden ist. Heute werden über ein Drittel der Kunststoffe zu Verpackungen verarbeitet. Und das rächt sich jetzt...
Shia, jetzt bist du für die Frage eigentlich nicht alt genug, aber du hast dich ja damit beschäftigt. Also: Wie früher so der Alltag ohne Plastik? Wie hat man das zum Beispiel mit Lebensmitteln gemacht?
Ja, wenn wir heute Lebensmittel einkaufen wollen, gehen die meisten von uns ja in den nächsten Supermarkt, nicht wahr? Vor den 60-ern war das aber gar nicht üblich in Deutschland! Man ist zum Lebensmittelhändler gegangen und hat für viele Dinge auch eigene Dosen – damals ja hauptsächlich aus Blech und nicht Plastik –, Flaschen oder mal einen Topf mitgebracht. Es wurde dann abgewogen und abgefüllt. Viel wurde auch in Papier eingeschlagen oder im Pappkarton verpackt angeboten. Man hat auch oft schon mal benutzte Papiertüten wieder mitgebracht und wieder auffüllen lassen. Statt in Einwegtüten kamen die Einkäufe in den Einkaufskorb.
Immer beliebter werden heute Geschäfte, die im Grunde wie früher funktionieren. Heute nennt man das Unverpackt-Laden. Früher nannte man sie ja Tante Emma-Läden. Was bringt es, in solchen Läden einzukaufen?
Im Grunde zeigst Du damit Verpackungen den Stinkefinger. Du bringst Deine eigenen Beutel und Dosen mit, um darin die Lebensmittel einzupacken. Damit vermeidest Du erheblichen Verpackungsmüll. Übrigens hat man früher gar keinen Plastikmüll gehabt. Wenn du auf dem Land gewohnt hast, gab es bei dir wahrscheinlich auch keine Müllabfuhr. Müll gab’s einfach kaum! Stell dir das heute vor! Wir machen pro Nase statistisch ja 617kg Müll im Jahr! Das sind in einer 4-er WG bzw. bei einer 4-köpfigen Familie knapp 2,5 Tonnen! Wohin mit dem ganzen Müll ohne Müllabfuhr? Ich sag dir, würde es keine Müllabfuhr mehr geben und wir müssten uns um unseren eigenen Müll kümmern, würden ganz viele Leute ganz schnell keinen Plastikmüll mehr haben.
Aber was ist denn mit anderen Dingen? Es ging ja auch damals mal was kaputt!
Ja, also erst mal hatten Leute damals nicht so viel Schrott wie wir heute. Man hat generell weniger besessen. Und das, was man hatte, war noch darauf angelegt, ein Leben lang zu halten und nicht, schon nach wenigen Malen Nutzung wieder ausgetauscht zu werden, weil was Neueres um die Ecke kommt. Heute läuft so was ja oft unter dem Label “Minimalismus”. Also einfach mal kein überflüssigen Kram kaufen und bei Neukäufen darauf achten, dass die Dinge auch langlebig und reparierbar sind. Interessanterweise landet man auch heute bei diesen Kriterien oft bei plastikfreien Oldschool-Artikeln. Ich hatte ja mal geguckt, ob es Pfannen gibt, die ein Leben lang halten. Und worauf stoße ich? Auf Eisenpfannen, wie früher halt! Modern heißt also nicht immer innovativ.
Christine
Liebe Shia,
danke für deinen Artikel. Es ist wirklich verrückt, wie abhängig wir uns von Plastik gemacht haben.
Ich bin gerade in der Fastenzeit daran keinen Müll zu produzieren. Eigentlich sollte man meinen, dass das total einfach ist, aber ich stoße dann doch immer mal wieder über das eine oder andere Hindernis. Kann man Chips selber herstellen? Was mache ich mit einem verstopften Abfluss.
Für solche und ähnliche Problemchen finde ich dank deinem Blog (und ein paar anderen Blogs, die zu diesem Thema schreiben und dem einen oder anderen Buch) langsam Tipps, Rezepte und Tricks. Du weißt gar nicht wie happy ich bin, das mein "Fasten" von Tag zu Tag einfacher wird. Danke, dass du mir so viele Tipps dazu gibst.
Viele Grüße
Christine
Anonymous
Liebe Shia,
noch meine Mutter hat in ihrer Kindheit so eingekauft wie du beschrieben hast. Letztens wollten dann mein Vater und ich mit unseren eigenen Boxen für Brotbelag/Aufstrich einkaufen gehen. Leider sagte man uns in jedem Laden, dass dies aus hygenischen Gründen nicht möglich sei. Leider gibt es in meiner Stadt (Aachen), soweit ich weiß, auch keine Unverpacktläden. Hast du eine Idee, wie ich beim Einkaufen trotzdem auf diesen fünfmal eingewickelten Käse/Wurst/etc. verzichten kann?
Ich wünsche dir noch einen schönen Abend!
rahellyelli
shia
Hi Rahellyelli,
guck mal auf meine Zero-Waste-Karte, da ist dank lieber aktiver Menschen in Aachen ganz viel zu Aachen eingezeichnet <3.
Liebe Grüße,
Shia
Luthien
Hallo Rahellyelli,
es lief gerade eine erfolgreiche Crowdfunding Kampagne für einen Unverpackt Laden in Aachen, der im Mai eröffnen soll. Bis dahin: Bioläden sind auch immer sehr entgegenkommend.
Viele Grüße
Evelyne Fischer
Liebe Shia, kannst du mir bitte sagen wie ich den Artikel finde wo du beschreibst wie man ohne Klopapier auskommt?
Vielen Dank!
shia
Hi Evelyn,
einfach oben links im Suchfeld mal "Klopapier" eingeben ;). Müssten sogar 2 Artikel sein. In meinem Buch steht das natürlich auch.
Liebe Grüße,
Shia