Also, ich finde ja immer, dass regionales und saisonales Obst und Gemüse besser schmeckt! Hat ja auch keine anstrengende Weltreise hinter sich, sondern kann im Grunde vom Feld ins Verkaufsregal rollen. Wenn ich mich aber im Supermarkt umgucke, dann sehe ich Äpfel aus Neuseeland, Zucchini aus Spanien, Auberginen aus Italien… Obwohl die Sachen ja auch hier bei uns in Deutschland wachsen! Regionale Ware ist da echt die Ausnahme… COSMO-Nachhaltigkeitsexpertin Shia Su möchte am liebsten nur regionales Obst und Gemüse essen, und weil man das verrückterweise so schwer bekommt, versucht sie gerade, sich eine SoLaWi-Mitgliedschaft zu holen.
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Jeden Sonntag gibt es gegen 12:30 in COSMO von mir etwas zu Nachhaltigkeit auf die Ohren! COSMO ist das weltoffene Radioprogramm von WDR, Radio Bremen und Rundfunk Berlin-Brandendenburg (RBB).
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Viel Spaß beim Hören!
Shia, was ist Bitteschön eine “SoLaWi-Mitgliedschaft”?
SoLaWi steht für “solidarische Landwirtschaft”, wird auch häufig CSA genannt, vom Englischen “community supported agriculture”. Da wirst du Mitglied eines SoLaWi-Bauernhofs für ein Jahr, zahlst so deinen Mitgliedsbeitrag und bekommst wöchentlich eine Ernteausschüttung. Alle Kosten des Hofes werden durch die Mitgliedsbeiträge gedeckt, d.h. der Hof ist unabhängig von Weltmarktpreisen. Das ist ziemlich cool, weil der Hof dann nicht mehr gucken muss, wie er möglichst billig produzieren kann, um z.B. die Kartoffeln günstiger als die Konkurrenz anbieten zu können. Also keine Ausbeutung mehr. Und für die Mitglieder ist es auch günstiger, weil es keine Zwischenhändler gibt.
Wie läuft das denn konkret ab?
Das macht natürlich jeder Hof etwas anders. Es ist auch nicht jeder Hof Bio-zertifiziert, da muss man dann vorher nachfragen. Ende des Kalenderjahres werden meistens die sogenannten “Ernteanteile” für das nächste Jahr vergeben. Es gibt verschieden große Ernteanteile, weil ein Singlehaushalt natürlich weniger Lebensmittel verbraucht als ’ne Großfamilie. Wer das verpasst hat – so wie ich 😉 – der kann sich auf eine Warteliste setzen lassen und einspringen, wenn ein Mitglied dann noch nicht mehr möchte, zieht ja auch immer mal wer weg und so. Dann gibt es jede Woche Lebensmittel vom Hof. Kannste dir direkt am Hof abholen, oder es gibt bei dir in der Nähe Abholstationen. Manchmal werden auch Abholgemeinschaften gebildet, wo man sich mit dem Abholen abwechselt. Finanziell ist es in der Regel günstiger als die gleichen Sachen im Laden zu kaufen.
Kriegt man denn so viel wie man möchte oder muss ich noch im Supermarkt was dazu kaufen?
Das hängt natürlich davon ab, wie viel du kochst und wie groß der Ernteanteil ist, für den du dich angemeldet hast. Aber generell ist es so, dass du im Sommer sehr viel bekommst, weil da einfach Erntezeit ist und du im Winter eher was dazu kaufen musst. Übrigens ist tatkräftige Hilfe in der Erntezeit auch immer willkommen. Es gibt auch Höfe, die besonders familienfreundlich sind und Entdeckungsveranstaltungen für die ganze Familie anbieten. Ich hab auch schon gesehen, dass ein Hof anbietet, dass man statt den Mitgliedsbeitrag monetär zu entrichten auch einfach bei diversen Aufgaben auf dem Hof mithelfen kann, womit sie z.B. an einkommensschwache Menschen auch die Möglichkeit bieten wollten, Mitglied zu werden.
Geht das denn auch in der Stadt?
Generell ja, kommt aber einfach darauf an, ob es in der Nähe einen SoLaWi-Hof gibt. Der Hof an sich ist natürlich nicht in der Stadt. Auf solidarische-landwirtschaft.org kannst du nachgucken, ob es bei dir einen SoLaWi-Hof gibt. Da kannst du anrufen und fragen, ob sie auch Abholstationen in der Stadt haben oder sich da bisher Abholgemeinschaften schon gebildet haben.
Cat
Hallo Shia,
letztes Wochenende war im Nachbarstadtteil ein Nachhaltigkeitstag. Dort hatte auch ein SoLaWi-Demeterhof einen Infostand. Ich habe das große Glück, dass sich bei mir um die Ecke eine Abholstation befindet und noch Plätze frei sind 🙂
Ich habe mich angemeldet und hoffe, dass alles klappt, freu mich! Hatte ja auch von dir zum ersten Mal davon gehört.
Der Nachhaltigkeitstag war so schön, es gab vom Repaircafe über Kleidertauschen, Infos der Zero-Waste-Gruppe, Film und Büchertisch (dein Buch natürlich auch dabei) und zwei regionalen Bauernhöfen viele tolle Infos.
Liebe Grüße und weiter so,
Cat
Delia
Hallo Shia,
wir sind seit November 2018 auch in einer Solawi und können das nur empfehlen! Tolles leckeres Gemüse, jede Woche nen Käse oder Joghurt und ein Brot, plus ab und an (ca 6 Wochen) nen Stück Fleisch oder Wurst für unsere Kinder. Wir Erwachsenen sind Vegetarier. Wir haben nur nen halben Anteil für 83 Euro und nehmen regelmäßig sogar Essen mit zur Arbeit um alles (Jetzt im Winter) aufzukriegen.
Viele Grüße Delia
Beate
Hallo, ich hab deinen Bericht auch mit viel Interesse gelesen und gleich nach einem Hof in der Nähe gesucht.........und gefunden.....in Gelsenkirchen!!!
Aber ein Gemüseanteil kostet 82,-€ im Monat.......:-(
shia
Hallo Beate,
das ist eigentlich gar nicht so viel, vor allem, wenn du bedenkst, dass die meisten SoLaWi-Höfe ziemlich ökologisch anbauen, wenngleich sie meistens aus Kostengründen nicht Bio-zertifiziert sind. Ein Gemüseanteil ersetzt oftmals den Wocheneinkauf, sodass du streng genommen nur noch 1x im Monat oder sogar nur einmal alle 2 Monate Trockenwaren u.Ä. einkaufen musst.
Zum Vergleich: Hanno und ich geben zu zweit für unseren Wocheneinkauf (nur frische Sachen, also fast ausschließlich Obst & Gemüse) um die 50€ aus, alles bio. Alle 4-8 Wochen füllen wir unsere Vorräte für 80-100€ auf. Das macht insgesamt ungefähr 280€ im Monat für Bio-Lebensmittel für zwei Personen, was echt nicht viel ist. Die 20,50€ in der Woche für frisches Bio-Lebensmittel finde ich also echt nicht viel. Selbst, wenn man die Einsparungen bei Konsumgütern nicht mitrechnet, die ja automatisch bei einem nachhaltigeren Lebensstil passieren, ist das eigentlich ziemlich machbar.
Liebe Grüße,
Shia
Beate
Hallo Shia,
vielen Dank für deine Antwort!
Ich bin jetzt mal an einem Samstag Vormittag zu dem Solawie-Hof in meiner Stadt geradelt und hab mir das angesehen. Da sind nämlich zwischen 10 und 12 Uhr die Abholzeiten.
Es ist ein Hof direkt neben der Autobahn. Jeder kommt mit einem Auto angefahren und holt seine Gemüseration ab. Ich hab dann mal einen Kunden angesprochen: Ein Anteil waren ca 2 kg Gemüse (Möhre, Paprika, Lauch). Und jetzt ist August!!
Man muß also evtl. noch was zukaufen und im Winter dann sowieso.
Also ich find das ideologisch super!
Und für Familien, die inder Nähe wohnen und sich das leisten können ne prima Sache.
Für mich lohnt das nicht. 10 km zu ner Abholung zu fahren, zu festen Zeiten, dafür 82€ für Gemüse bezahlen, das direkt neben der A2 wächst plus des Geldes, was ich im Winter fürs Zukaufen ausgeben muss.
Das überzeugt mich nicht, tut mir leid 🙁
Sara
Hey Shia,
Vielen Dank für diesen großartigen Blog. Ich habe sogar einen SoLaWi-Hof bei mir in der Nähe und habe mich gleich dort angemeldet. Danke danke danke, ohne Dich hätte ich davon nicht erfahren.
Lg
shia
Hi Sara,
ach wie cool! Das freut mich total! Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr uns auch einer SoLaWi anschließen können. Momentan sind wir leider zu viel unterwegs und könnten nicht immer am gleichen Wochentag den Ernteanteil abholen, schnüff. Aber zum Glück gibt es ja in Köln den Ökomarkt, wo es Bio-Lebensmittel direkt vom Bauern gibt :). Der ist auch fast jeden Tag in der Woche irgendwo in Köln. Ist auch schon echt absoluter Luxus :D.
Liebe Grüße,
Shia