Wir denken selten beim Anzünden einer Kerze darüber nach, wie nachhaltig sie ist. Dabei bestehen die meisten aus Erdöl…
Ich habe ein Geständnis: Wir haben Zuhause keine Kerzen! Nicht wegen Zero Waste, sondern weil Hanno und ich zu den paranoiden Menschen gehören, die unruhig werden und immer sichergehen müssen, dass da nichts abfackeln kann. Brennende Kerze auf der Fensterbank?
Inhaltsverzeichnis:
- Warum, wieso, weshalb sollen Kerzen denn schlecht für die Umwelt sein??
- Moment, ist Wachs also immer gleich Paraffin?
- Sind Bienenwachskerzen eine ökologische Alternative zu den normalen Kerzen aus Paraffin?
- Was ist mit Kerzen aus Sojawachs?
- Was ist eigentlich dieses Stearin, aus dem Kerzen aus Bioläden bestehen?
- Was sind denn vertretbare Alternativen und wo kann ich welche bekommen?
- Wie so oft ist weniger mehr...
Nicht, dass sich der Vorhang bewegt und zu brennen anfängt! Ein Teelicht im Regal? Nee, danke, damals im Studentenwohnheim brannte in der Wohnung neben unserer genau deshalb das Regal inklusive Fernseher ab und es stank auch noch ewig bei uns in der Wohnung!
Da sitzen wir doch lieber im Flackern der Neonröhre 😂. Nein, Scherz, wir machen es uns einfach ohne Flackern zu Hause gemütlich, indem wir mal das große Licht ausknipsen und kleine Stimmungslichter nutzen.
Aber erst mal zur Gretchenfrage:
Warum, wieso, weshalb sollen Kerzen denn schlecht für die Umwelt sein??
Man denkt ja eigentlich nie darüber nach, woraus eigentlich das Wachs der Kerzen bestehen. Es besteht nämlich hauptsächlich aus Paraffin, das aus Erdöl gemacht wird – und Erdöl zu verbrennen setzt CO2 frei und treibt die Klimaerwärmung an, egal ob als Sprit im Auto oder als Kerze auf der Fensterbank. Wir setzen also nicht nur bei Autos, sondern auch bei Kerzen Erdöl als fossilen Brennstoff ein...
Nur so nebenbei: Das Wachs aus Paraffin steckt übrigens auch in Wachsmalstiften, und mit denen hab ich als Kind am liebsten gemalt… 😢
Moment, ist Wachs also immer gleich Paraffin?
Nein, es gibt auch pflanzliche Wachse wie Canauba-Wachs oder tierische Wachse wie Bienenwachs.
Sind Bienenwachskerzen eine ökologische Alternative zu den normalen Kerzen aus Paraffin?
Die meisten umweltbewussten (nicht veganen) Menschen greifen als ökologischere Alternative gerne auf Bienenwachskerzen zurück. Ich persönlich bin ja davon nicht so ein großer Fan davon, denn Bienen wurden als Nutztiere so krass überzüchtet, dass die Population momentan dramatisch zurückgeht – es ist ja vom großen Bienensterben die Rede. Der Rückgang der Bienen betrifft die gesamte Landwirtschaft. Ob es also tatsächlich ökologisch ist, so was zu unterstützen?
Was ist mit Kerzen aus Sojawachs?
Ja, es gibt tatsächlich Kerzen aus Sojawachs, die gerne als „nachhaltig“ oder „umweltfreundlich“ deklariert werden. Aber da muss man leider auch etwas aufpassen.
Soja wird nämlich oft genetisch manipuliert abgebaut und der Anbau zieht, ähnlich wie der Maisanbau für Bio-Diesel, auch soziale Folgen nach sich.
Bio-Soja darf nicht genetisch manipluliert werden, wenn die Sojakerzen als "Bio" deklariert sind, sollte zumindest das kein Problem sein.
Kerzen aus Sojawachs brennen übrigens deutlich langsamer ab, d.h. sie sind zumindest sparsamer.
Was ist eigentlich dieses Stearin, aus dem Kerzen aus Bioläden bestehen?
In Bioläden findet man häufig Kerzen aus "100% pflanzlichem Stearin". Stearin wird vornehmlich aus Kokos- und Palmöl gewonnen (kann theoretisch aber auch aus tierischen Fetten wie Talg hergestellt werden) und als nachwachsender Rohstoff kann man deshalb im Gegensatz zu Erdöl als "klimaneutral" gelten.
Das Problem daran ist allerdings die meist illegale Rodung von Regenwald, um Palmöl-Plantagen anzulegen. Das bedroht tausende Tierarten und ist doch wieder für das Klima schlecht, weil die Rodung des Regenwaldes Unmengen CO2 freisetzt.
Als "Bio-Kerzen" dürfen nur die Kerzen bezeichnet werden, die Bio-Palmöl verwenden. Leider kann man auch Bio-Palmöl nicht als "nachhaltig" bezeichnen, da vor allem durch Lobbyarbeit die Kriterien dafür, die der "Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl" aufsetzt, sehr verwaschen wurden. Umweltschutzorganisationen wie der WWF setzen sich allerdings dafür ein, langfristig bessere Rahmenbedingungen dafür auszuhandeln.
Und immerhin brennen auch diese Kerzenalternativen langsamer ab als vergleichbare aus Paraffin.
Was sind denn vertretbare Alternativen und wo kann ich welche bekommen?
Ja, es gibt sie zum Glück, die ökologisch vertretbareren Alternativen. Die findet man meistens in Bioläden.
Meine persönlichen Favoriten habe ich mal im Unverpackt-Kiel entdeckt. Sie bestehen aus heimischen, nachwachsenden und genetisch unveränderten Pflanzenölen – ohne Palmöl, Erdöl oder tierische Fette! Und klimaneutral wurden sie auch noch produziert! Statt Wegwerf-Alu-Schälchen gibt es sie zum Nachfüllen. Als dauerhafter Teelicht-Halter gibt es Schälchen aus Edelstahl. Die Marke stand da leider nicht dran und ich hatte damals nicht dran gedacht, nachzufragen. Wenn jemand von euch das zufällig weiß, bitte einen Kommentar unten da lassen ❤️. Dank eines Tipps auf Facebook weiß ich nun, dass das wahrscheinlich Kerzen der Marke BioCandela sind.
Ähnliche Teelichter habe ich bei Original Unverpackt in Berlin entdeckt. Dort gab es Teelicht-Halter aus Glas und Nachfüll-Teelichter von Biokema. Die Kerzen bestehen laut Infoblatt aus "100% regional nachwachsender Biomasse". Woraus genau "Biomasse" besteht, konnte ich leider nirgends herausfinden. Auf der Seite von Biokema steht: "Nachwachsende Rohstoffe (im allgemeinen Sprachgebrauch auch Biomasse) sind organische Stoffe, wie Fette und Öle regionalen Ursprungs, die nicht zur Nahrungsmittel oder Futtermittelherstellung genutzt werden." (Quelle: Biokema)
Auf der Fairfriends Messe in Dortmund im September hatte Biokema auch einen Stand und ich dachte, da könnte ich endlich mal meine Fragen loswerden. Wie mir dort erklärt wurde, sind das wohl Abfallprodukte der hiesigen Industrie. Vegan könnten sie nicht garantieren, da darunter auch durchaus tierische Abfallprodukte sein können, je nachdem, was sie gerade bekommen.
Die Teelichter auf der Messe steckten allerdings zu meinem Erstaunen in Einweg-Alu-Schälchen, die Grablichter in den typischen roten Plastikbechern und ja, viele ihrer Kerzen waren in Plastik eingeschweißt, obwohl die Produkte als "erdölfrei" beworben werden (Plastik wird aus Erdöl hergestellt). Als ich sie darauf hinwies, dass es meiner Meinung nach nicht wirklich erdölfrei ist, wenn die Verpackung aus Erdöl besteht, denn schließlich sei man gezwungen, die Verpackung mitzukaufen, gab es das Argument, das immer gerne angeführt wird: "Wir würden es ja gerne anders machen, aber unsere Kunden verlangen das so." Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass ausgerechnet die umweltbewusste Kundschaft, die sie mit diesem Produkt ansprechen, auf Plastik als Verpackungsmaterial besteht, aber gut...
Wie so oft ist weniger mehr...
So, und nun bin ich endgültig die Spaßbremse 😉. Meine Tipps sind nämlich
- Auf ökologischere Alternativen umsteigen, auch, wenn sie teurer sind,
- dafür weniger Kerzen und Teelichter aufzustellen (dann hat man die Kosten ja wieder drin),
- und nicht zuletzt Kerzen und Teelichter ausmachen, wenn man sie nicht mehr braucht und nicht einfach durchgängig brennen lassen.
- Als dauerhafte Alternative/ Ergänzung zu Kerzenflackern kann man sich auch eine gebrauchte (!) LED-Lichterkette anschaffen, die man dann auch wirklich über Jahre verwenden kann.
Und mein persönliches Winter-Öko-Motto ist sowieso: Knutschen statt Kerzen 😘, kuscheln satt heizen 💕. Naja, so oder so ähnlich 😂.
[…] haben wir uns seit Mitte letzten Jahres davon getrennt. Kerzen schaden der Umwelt (vgl. z.B. hier), wie so viele andere Sachen , massiv und für uns war es ein leichtes, deshalb darauf zu […]