Palmöl – fast immer kaufen wir es unwissentlich, weil es in Produkten verarbeitet ist. Aber was ist eigentlich das Problem mit Palmöl?
Inhaltsverzeichnis:
Das Problem mit Palmöl
Palmöl ist das billigste Fett auf dem Weltmarkt und lässt sich außerdem besonders gut industriell verarbeiten. Das heißt, dass die Nachfrage nach Palmöl immens groß ist.
Um der großen Nachfrage nachzukommen, benötigt man also immer mehr Anbauflächen. Und die werden geschaffen, indem man Regenwald rodet, häufig sogar illegal abbrennt.
Die Ölpalme braucht tropisches Klima zum wachsen. Das ist zum einen natürlich katastrophal für die Biodiversität und bedroht tausende Tierarten, unter anderem den Orang-Utan. Zum anderen sind gerade tropische Regenwälder riesengroße CO2-Speicher. Wenn die gerodet werden, wird das CO2 freigesetzt – und das ist natürlich auch schlecht für das Klima.
Wie nachhaltig ist Bio-Palmöl?
Bio-Palmöl ist eine komplexe Geschichte. Der Anbau an sich ist natürlich umweltschonender, weil keine synthetischen Dünger und Pestizide eingesetzt werden. Die große Frage ist aber: Auf was für Flächen stehen die Plantagen?
Wenn die Bio-Produzenten auf Flächen, wo mal Regenwald stand, anbauen, dann ist der Schaden ja trotzdem schon vorher entstanden. Mal sehr vereinfacht gesagt: Es gibt da auf verschiedenen Ebenen natürlich Regelungen, aber in der Praxis ist das nicht immer sehr transparent und oftmals können de facto Rodungen nicht ausgeschlossen werden
Aber die gute Nachricht ist, dass es da große Bemühungen gibt, das wirklich auch ordentlich zu machen.
Wo steckt überall Palmöl drin?
Palmöl ist so wie Mais irgendwie ein Alleskönner. Es steckt natürlich in Lebensmitteln, also in industriell verarbeiteten Lebensmitteln. In Nuss-Nougat-Creme, Margarine, Tütensuppe, Soßen, Fertiggerichten, Keksen und so weiter
Palmöl steckt aber auch in Reinigungsmitteln, Kosmetik und sogar in Kraftstoff. Also in deinem Waschmittel, in Schminke und im Tank vom Auto. Außerdem steckt Palmöl in Futtermitteln. Also indirekt auch in deiner Wurst.
Wie kann ich denn beim Einkaufen herausfinden, worin Palmöl steckt?
Inzwischen muss Palmöl zumindest in Lebensmitteln deklariert werden. Davor stand nur “pflanzliches Fett” in der Zutatenliste. In Kosmetik und Reinigern ist es aber schwierig. Da ist es ja generell schwierig zu verstehen, was das alles für Inhaltsstoffe sein sollen.
Ich habe eine Bekannte, die promovierte Biochemikerin ist und mir mal gesagt hat, dass selbst für sie die Listen der Inhaltsstoffe schwer zu entziffern sind. Dazu kommt, dass Palmöl häufig in sogenannten Derivaten steckt, also für die Herstellung von Tensiden oder Emulgatoren verwendet wird.
Die CodeCheck-App kann da helfen. Damit scannst du einfach beim Einkaufen den Barcode. Die App zeigt dir sogar an, als wie nachhaltig Greenpeace oder WWF das Palmöl einschätzt. Das nennt sich “Palmöl-Scorecard".
Kaufen oder boykottieren?
Du, da scheiden sich auch die Nachhaltigkeits-Geister, weil ein einfacher Austausch von Palmöl durch andere Öle zu einem größeren Flächenverbrauch führen würde. Die Argumente sind also, stattdessen daran zu arbeiten, den Palmöl-Anbau nachhaltiger zu gestalten.
Ich persönlich handhabe das so: Weniger ist mehr.
Palmöl steckt vor allem in industriell verarbeiteten Produkten und da mit Sicherheit auch häufig mehr als nötig. Bei Lebensmittel sind das also meistens sowieso die ungesunden Dinge, da tut das Reduzieren auch der Gesundheit gut.
Ich kaufe einfach unverarbeitete Lebensmittel und setze auf Hausmittel bei Putzen oder der Körperpflege. Wenn du das machst lebst du schon fast komplett palmölfrei. Und klar, wenn Palmöl, dann Bio-Palmöl.
Laura
Nachdem ich ein Praktikum auf einer RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) zertifizierten Palmölplantage in Indonesien absolviert habe, habe ich mich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Man sollte Palmöl nicht komplett verteufeln, da es den größten Ölertrag je Hektar hat und so ein kompletter Ersatz weitaus größere ökologische Schäden hätte. Zudem wird es von den Einheimischen traditionell zum Kochen verwendet. Wir in Deutschland/Europa sollten jedoch unseren Verbrauch an Palmöl so weit wie möglich reduzieren und ansonsten Biopalmöl oder zumindest RSPO zertifiziertes Öl kaufen. Gleichzeitig sollten EU-Richtlinien mit einem Mindestanteil an Biokraftstoff abgeschafft werden, da dieser oft aus Palmöl gewonnen wird und der Anbau von Ölpalmen nach Einführung der Richtlinie extrem anstieg.
Meiner Meinung nach sollten die bisher vorhanden Flächen möglichst ökologisch nachhaltig und gleichzeitig effizient genutzt und Rückzugsflächen mit natürlicher Vegetation angelegt werden. Eine erneute Umwandlung in Regenwald wird in den meisten Fällen nur sehr schwer möglich sein und die Menschen vor Ort hätten dafür kaum Verständnis, da sie ihren Lebensunterhalt auf und mit der Plantage verdienen.
Es muss ein Umdenkprozess in Richtung ökologischer Anbauweisen stattfinden und es dürfen keine weitere Flächen ge(-brand-)rodet werden.
Ronja Scherrer
Wenn der Regenwald weichen muss wird dort das Klima irgendwan auch anderst.