76 kg Kunststoffabfälle warfen wir 2019 pro Kopf weg, davon sind die Hälfte Verpackungen. Das hat der NABU auf Grundlage dieser Zahlen vom Umweltbundesamt ausgerechnet. Wenn ihr auf meinem Blog gerade seid, wisst ihr: Das geht auch besser!
In der (nur vorerst 😉) letzten Folge unserer dreiteiligen Reportage-Reihe besuche ich Nina vom Unverpackt-Mobil Fairliebt und Hüllenlos, Sven vom Mehrweg-Boxen-System Vytal und bin dabei, wenn Greenpeace auf dem Rhein Wasserproben auf Mikroplastik untersucht.
Ihr könnt euch wahrscheinlich schon denken, dass diese Zero-Waste-Folge für mich natürlich ganz besonders freut! Die Folge könnt ihr euch natürlich in der ARD-Mediathek anschauen!
Und wie auch schon bei den anderen Folgen möchte ich euch hier von den Dingen erzählen, die es nicht in die Folge geschafft haben 😊.
Hinter den Kulissen der anderen Folgen
Inhaltsverzeichnis:
Nina von Fairliebt und Hüllenlos
Nina ist mit ihrem kleinen Unverpackt-Mobil – auch Knutschkugel genannt 😉 – auf Wochenmärkten im ländlichen Raum um Köln unterwegs. In Ortschaften, wo sich kein fester Unverpackt-Laden halten könnte.
Ich habe sie auf dem Wochenmarkt in Ruppichteroth-Winterscheid besucht. Das ist ein Dorf mit rund 1500 Einwohnern und einem einzigen Dorfladen im Ort, wie mir ein älterer Herr erzählte. Es gab früher mal mehr Dorfläden, aber die haben über die Jahre einer nach dem anderen zugemacht.
Der Feierabend-Wochenmarkt dort ist also ein wichtiger Versorger und ein fester Termin für sowohl die jungen Familien als auch die älteren Winterscheider.
Wir wollten unbedingt ein Unverpackt-Mobil auf dem Land begleiten, weil einer der häufigsten Kommentare, die ich bekomme, immer ist: "Ist ja schön und gut, aber bei uns auf dem Land gibt es keinen Unverpackt-Laden."
Nina zeigt nämlich, dass sich das Konzept auch so anpassen lässt, dass auch der ländliche Raum mit fair und bio produzierten verpackungsfreien Waren versorgt werden kann.
Was ich persönlich besonders beeindruckend fand war allerdings – Nina! Nina ist – kein Scherz! – sechsfache (Patchwork-)Mama! Ich habe sechs Kinder (und einen Hund) weniger als Nina und weiß jetzt schon immer nicht, wie ich alles unter einen Hut bekommen soll!
Ich kann es mir nur damit erklären, dass Ninas Tage 48 statt 24 Stunden haben... Eine andere Erklärung kann es einfach nicht geben 👻...
Außerdem habe ich direkt gemerkt, dass Nina einfach richtig gut mit Menschen ist! Sie weiß genau, welche Stammkundin welches Müsli und welcher Stammkunde welche Linsen möchte. Ein netter Plausch und Raum für Sonderwünsche sind auch immer drin.
Sprich: Bei ihr einzukaufen macht auch einfach Spaß und man fühlt sich echt gut aufgehoben! Dabei macht sie das erst seit gut einem Jahr! Davor war sie Journalistin bei RTL mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit.
Ein neuer, nicht mobiler Unverpackt-Laden
Als ob das aber nicht alles schon genug wäre, fiel Ninas Lager auch noch diesen Sommer der Flut zum Opfer. Ja, inklusive aller Waren. Aber Nina wäre nicht Nina, wenn sie als Reaktion darauf nicht einfach die Ärmel hochkrempelt.
Zur gleichen Zeit hat Nina trotzdem mit ihrer Schwester Susanne einen festen Unverpackt-Laden in Leverkusen-Schlebusch eröffnet und damit ihren Tag von 48 auf 72 Stunden verlängert. Anders kann ich mir das nicht erklären.
Susanne wird dann den Laden in Schlebusch führen. Und ich kann nur sagen, dass man total merkt, dass sie Schwestern sind! Beide haben immer einen lustigen Spruch parat und eine totale Anpack-Mentalität!
Die Eröffnung fand übrigens erst kürzlich statt. Also Zeit für mich, da bald mal zu testen, wie gut der Kuchen dort schmeckt... 😉🍰
Sven von Vytal
Eigentlich waren wir ja mit allen drei Jungs von Vytal verabredet – Sven, Fabian und Tim. Leider waren sie aber alle so busy, dass dann an den Drehtagen immer nur Sven da war. Schade, ich hätte eigentlich gerne etwas mehr noch über ihre Motivation erfahren.
Alle drei waren früher Unternehmensberater, bis sie sich eines Tages in der gemeinsamen Mittagspause beim geholten Sushi über den to-go-Müll ärgerten und die Geschäftsidee entwickelten.
Und die klingt für mich auch nach einer echt runden Sache.
So bleiben die Boxen auch wirklich in Benutzung und sparen Müll
Es ist ein Mehrwegsystem, das Wegwerf-to-go-Verpackungen ersetzen soll. Anders als Mehrwegsysteme sonst läuft das Ausleihen aber nicht über Pfand.
Stattdessen zahlen die Betriebe pro Behältnis und Ausleihe eine Gebühr, die vergleichbar mit dem Kaufpreis einer Einweg-to-go-Verpackung ist. Das haben mir zumindest viele Restaurants erzählt, die das System führen. Für die Kund:innen ist das Ganze kostenlos, wenn die Dosen innerhalb von 2 Wochen wieder abgegeben werden.
Die Frist kann für eine Gebühr von einem Euro verlängert werden. Nach Ablauf der First fallen pro Box 10€ an und die Box ist damit gekauft. Diese subtile Drohung reicht aus, dass über 99% der Boxen zurückgegeben wird.
Das haben sich die Jungs ganz bewusst überlegt. Denn die Boxen sparen nur Müll ein, wenn sie auch im Kreislauf bleiben und nicht bei den Leuten zu Hause versauern. Deswegen können selbst nach dem "Kauf" die Boxen zurückgegeben werden. Dann werden auch 5 der 10€ wieder erstattet.
Was mich persönlich auch überzeugt hat, war, dass sie nicht mehr nutzbare Boxen selbst aussortieren. Das geht, weil die Boxen eben nicht irgendwo versacken, sondern im System bleiben. So können die Boxen tatsächlich fachgerecht und hochwertig recycelt werden, was ein Schritt Richtung Kreislaufwirtschaft ist.
Mit Plastik Plastimüll einsparen?
Mir wird fälschlicherweise nachgesagt, dass ich plastikfrei lebe. Dem ist nicht so. Ich sehe es aus Nachhaltigkeitsgründen generell nicht ein, viele Plastikgegenstände zu entsorgen, wenn ich sie noch weiter benutzen kann.
Das ökologische Hauptproblem bei Plastik sehe ich darin, dass wir ein Material, dass sich nie biologisch abbaut, als Wegwerfprodukt behandeln und es noch dazu meistens so verarbeiten, dass es nicht mehr recycelbar ist.
Das gesundheitliche Hauptproblem steckt für mich in den vielen schädlichen Zusätze, die oft in Plastik stecken. Weichmacher wie BPA oder Flammschutzmittel zum Beispiel. Diese können nämlich auf Lebensmittel übergehen und uns gesundheitlich schädigen.
Nun ist Plastik nicht gleich Plastik. Es gibt viele Kunststoffsorten und eine davon ist Polypropylen, abgekürzt PP. PP gilt als unbedenklich für Lebensmittel und soll selbst unter Hitzeeinwirkung keine Schadstoffe abgeben.
Die Schalen von Vytal sind aus PP, allerdings bin ich mir gerade nicht mehr sicher, aus welchem Material die Deckel sind. (Ich hatte das aber im Gespräch mit Sven nachgefragt.)
Das Einzige, wo ich persönlich beim Einsatz von PP bei Lebensmitteln Bedenken habe ist Mikroplastik. Denn irgendwann zerkratzen sich die Schalen. Das habe ich Sven ebenfalls gefragt. Er empfiehlt, nichts in den Schalen mit dem Messer zu schneiden, sondern zu schauen, mit stumpfen Besteck daraus zu essen.
Richtig hergestellt, eingesetzt und am Ende recycelt können also Mehrweg-Plastikgegenstände durchaus helfen, nachhaltiger zu leben, wenn wir sie ganzheitlich denken.
Mikroplastik im Rhein – unterwegs mit Greenpeace
Ich rede ja viel über Mikroplastik, habe aber immer das Gefühl, dass sich das für die meisten einfach zu abstrakt anfühlt. Kein Wunder – das Problem an Mikroplastik ist ja, dass es so verdammt klein und mit dem bloßen Auge oft kaum sichtbar ist.
Vor gut zwei Jahren war ich schon mal an Board der Beluga II als gezeigt wurde, wie so eine Wasserprobe entnommen und auf Mikroplastik untersucht wird. Da habe ich auch Viola von Greenpeace kennengelernt.
Das hatte mich damals stark beeindruckt und wollte euch das unbedingt in dieser Folge auch zeigen! Ich habe also Viola kontaktiert und sie hat alle Hebel in Gang gesetzt, dass wir in Köln dazu stoßen konnten. Wir sind bis Düsseldorf mitgefahren – bei strahlendem Sonnenschein!
Da konnte nicht mal das blöde Mikroplastik in der Probe mir die Laune verderben 🙈...
Die Wasserproben haben wir am Chempark genommen. Der Chempark ist eine Industrieanlage zwischen Köln und Düsseldorf, wo u.a. auch Bayer produziert. Dort werden u.a. auch Kunststoffe hergestellt.
Greenpeace nimmt schon seit 2018 regelmäßig Wasserproben auf deutschen Flüssen und untersucht sie auf Mikroplastik. Das machen sie, um Konzernen nachweisen zu können, dass ihre Produktionsstätten Mikroplastik in die Flüsse tragen.
Es werden Wasserproben flussaufwärts der Anlagen genommen, an der Anlage und dann flussabwärts.
Wenn ihr also schon immer mal wissen wolltet, wie so etwas abläuft und auch, was wir in der Wasserprobe am Chempark gefunden habt, schaut die Folge 😉!
Hans
Hi
habe gestern erst den Beitrag bei YT gesehen.
Ich finde das Thema wirklich wichtig und versuche mich da auch immer wieder zu informieren.
Es wird immer wieder gefordert, Leute kauft nicht nur die Grade Gurke, auch die krummer schmeckt genau so.
Gurke jetzt nur als Beispiel.
Auch ist der Einkauf in der Region wichtig.
Ich ziehe dieses Jahr wieder nach Deutschland und suche nach Informationen wo ich das genau machen kann.
Aber ich finde man findet nicht wirklich brauchbare Infos dazu.
Hab ich da irgendwas verpasst oder nicht gefunden ?
Wo kann ich solches Obst und Gemüse kaufen?
Gibt es eine Seite wo solche Höfe gelistet sind .
Vielleicht hast du einen Tipp
Gruß
Hans
Wiebke
Liebe Shia:
Ich folge deinem Blog seit Jahren und freue mich riesig, dass du jetzt auch eine kleine Dokumentarfilmreihe machen konntest. Ich habe mir alle Folgen heute angeschaut. Super! Einfach toll gemacht, erzaehlt. Unterhaltend, informierend, inspirierend. Ich hoffe, du kannst noch weitere Episoden machen.
Liebe Gruesse,
Wiebke
shia
Hallo Wiebke,
danke, das ist ja lieb von dir !! Ich hatte mich auch total gefreut, dass wir diese Reihe machen durften, hat auch irre Spaß gemacht!! Wenn du Themenvorschläge oder coole Pionier:nnen im Blick hast – schreib sie mir gerne!!
Liebe Grüße,
Shia