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Wie ihr ja wisst, konzentriere ich mich ja immer darauf, von Sachen zu berichten, die wir auch selber erlebt haben. Das bedeutet allerdings, dass einige Themen wie Kinder, Haustiere, Zero Waste in Firmen oder Organisationen zu kurz kommen. Deswegen freue ich mich immer total, wenn sich Menschen finden, die das aber alles machen und die bereit sind, für euch auf meinem Blog darüber zu berichten!
Heute schreiben also Franziska und Mateja für euch 💚! Franziska ist Doktorandin im Forschungsprojekt eCoInnovateIT, aber viel wichtiger noch, sie ist Vollblut Nachhaltigkeitswissenschaftlerin, die das auch lebt! Mateja ist Franziskas enge Freundin, Hilfskraft und hat's voll drauf mit der Europäischen Umweltpolitik, yeah! Beide haben sich gedacht, Mensch, mit dem ganzen Müll bei den Projekttreffen – das geht doch auch besser! Und sich direkt vorgenommen, das mal durchzuexerzieren.
Was ich natürlich zudem noch megacool finde, ist, dass die beiden diesen Zero Waste Schabernack an meiner alten Uni, der Uni Osnabrück, und an einem meiner alten Fachbereiche (Sozialwissenschaften) treiben 😜! Da werde ich doch echt mal nostalgisch...
Projekttreffen laufen wahrscheinlich überall auf der Welt gleich ab. Es werden ein Haufen Kekse gefuttert, Sprudel und stilles Wasser aus Plastikflaschen und literweise Kaffee getrunken sowie Papierservierten für alle zur Verfügung gestellt. Am Ende haben die fleißigen Mitarbeiter eine ganze Menge Müll produziert, egal ob die Institution sich nachhaltig orientiert oder auch nicht. Genau das haben wir uns auch gedacht als wir mit der Organisation des Projektreffens beauftragt wurden. Irgendwie ist es doch zu komisch über Nachhaltigkeit zu forschen und im Projektmeeting die Süßigkeiten mit der dreilagigen Plastik-Verpackung zu futtern. Gott sei dank ist Franziska aufgrund ihrer Doktorarbeit voll im Thema. So und jetzt unsere Erfahrungen und wichtigsten To-Do’s und Not to- Do’s im Detail:
Planung ist Alles! Schließlich kann man nicht mal eben kurz vor dem Meeting in den Supermarkt um die Ecke. Das ist besonders schlecht, wenn man, wie wir feststellen mussten, mal etwas vergisst. Glücklicherweise werden große offizielle Treffen bei denen für ein Mindestmaß an Verköstigung gesorgt werden muss, selten von heute auf morgen einberufen.
Einkaufen
Franziska und ich besitzen kein Auto und mit dem Fahrrad konnten wir nicht alle Getränkekisten transportieren. Schließlich haben wir uns für die Alternative car-sharing entschieden und das Osnabrücker flow-car Angebot dafür in Anspruch genommen.
Also ging es am Tag vor der Veranstaltung mit dem Leihwagen in den Osnabrücker Unverpackt Laden (siehe Shias Besuch bei Tara unverpackt genießen). Dort konnten wir sogar vorbestellen und die Verpflegung stand entsprechend schon im Flur bereit (Was ein Service!) inklusive zwei Sorten selbstgebackener Kekse, eine Sorte davon glutenfrei. Außerdem konnten wir die Getränke auf Provision kaufen.
Für ein Meeting mit 18 Personen haben wir folgende Bestellliste aufgegeben:
- 3 Liter Bio-Milch in Glasflaschen
- 2 Sorten Kekse in Tupperdosen
- 2 Kästen Mineralwasser in Glasflaschen
- 1 Kasten Apfelsaft in Glasflaschen
- 2 Sorten Tee (je 100g) in Einmachgläsern
- Bananen, Birnen und Äpfel (jeweils 5-8 Stück)
So was fehlt hier wohl als wichtigsten Denkanheizer? Ja, der Kaffee. Hier stießen wir unerwartet auf die erste Hürde! Für die Industriekaffeemaschinen im Senatssitzungssaal werden Kaffeepakete vom Studentenwerk ausgegeben. Wir konnten also Verpackungsmüll nicht vermeiden 🙁. Interessant wurde es auch als wir feststellen mussten, dass wir vergessen haben Zucker zu kaufen (Franziska trinkt ihren Tee und Kaffee nur mit Milch). Zum Glück hatten unsere Kollegen noch Zucker in ihrem Büro, so dass wir diesen ohne Abfall noch organisieren konnten.
Weitere Ausstattung
Neben den eigentlichen Zutaten bedarf es noch weiterer Accessoires mit denen Müll vermieden werden kann. Das wären erstens Teeeier. Da Franziska selbst nur zwei besitzt, hat uns das Tara Team netterweise 6 Stück als Leihgabe zur Verfügung gestellt.
Zweitens braucht man Wasserkaraffen für das Leitungswasser. Diese haben wir aus eigenem Besitz zusammengesammelt. Sicherlich wäre es aber auch für jedes Unternehmen/Institution empfehlenswert ein paar im Schrank stehen zu haben.
Die Stoffservietten, die bei solch einer Veranstaltung nicht fehlen dürfen, haben wir beide auch aus unseren privaten Beständen mitgebracht. Während Franziska als angehender zero-wastler diesbezüglich gut ausgestattet ist, musste Mateja als zero-waste Anfänger hierfür ihre Oma in die Planung miteinbeziehen 😊.
Ablauf
Der Rest einer zero waste Veranstaltung läuft im Großen und Ganzen auch so ab wie jede andere Veranstaltung. Zur Begrüßung hat Franziska ein paar Worte über zero waste erzählt und den Teilnehmern erklärt, dass wir heute versuchen, keinen Müll zu verursachen.
Für das Mittagessen sind wir rüber in die Mensa gegangen. Bestimmt gibt es hierfür nachhaltigere Alternativen. Allerdings hat die Mensa in Osnabrück ein recht großes Angebot an Bioprodukten und ist in Sachen Kosten einfach unschlagbar.
An dieser Stelle müssen wir leider zugeben, dass wir es verschlafen haben, die Teilnehmer zu bitten, sich eine von unseren Stoffservietten mitzunehmen. Deswegen sind nochmal einige Papierservietten angefallen.
Müll-Fazit
Am Ende der Veranstaltung standen auf unserem Tisch eine Tupperbox mit überwiegend Biomüll, ein großer Kaffeefilter, ein Sticker von den Bananen, 5 Zettel mit den Essensgutscheinen für die Mensa und leider die Plastikverpackung von dem Kaffee.
Da die Universität keine Biotonne hat, haben wir den Biomüll zu Hause entsorgt.
Unsere Bilanz von dem Versuch eines zero waste meetings?
- Müll lässt sich stark reduzieren aber nicht ganz vermeiden (z.B. Essengutscheine, Kaffeeverpackung)
- Man braucht Muße, den Mehraufwand auf sich zu nehmen
- Allen Erwartungen zum Trotz war die Veranstaltung für uns günstiger als die vorherigen Treffen in der Größe. Insbesondere weil wir auf Provision kaufen konnten
- Und das Beste: die Kekse, die von Tara extra für unsere Veranstaltung gebacken wurden, waren einfach super lecker!
► Der Zeitaufwand war vielleicht etwas größer, aber bei der nächsten Veranstaltung wissen wir jetzt wie der Hase läuft, so dass der Planungsaufwand gleich ist wie bei jedem anderen Meeting. Auch in Sachen Finanzen können wir Zero Waste nur empfehlen und zu guter Letzt: Selbstgebackene Kekse, Bio-Apfelsaft und frisches Obst schmecken einfach besser als die meisten gleichwertigen Produkte aus dem Supermarkt.
Jasmin
ein Teil 2 würde ich interessieren. Da ich ja selbst Veranstaltungskauffrau bin.
Lilia
Super Beitrag, vielleicht geht unsere Gesellschaft auch hin zum Verzicht von Dingen wie Kaffee, die Ressourcen sind ja nicht unendlich. Jeder der bereit ist zu verzichten zeigt auch deutlich den Willen zum Wandel. Aber erstmal, weiter so 🙂
Céline
spannende Anregungen, toll, was ihr alles umgesetzt habt. Ich hoffe, die Kekse waren auch vegan, denn tierische Produkte sind nun mal nicht sonderlich nachhaltig. Und gerade unter diesem Publikum dürfte es sicher einige haben, die sich vegan ernähren. Ich hab bisher leider immer die Erfahrung gemacht, dass die Konferenz-OrganisatorInnen nicht an die VeganerInnen gedacht haben..
si-zone
Danke für die Tipps 🙂 ich werde sie verwenden und wir werden sehen wie es weiter geht.
Marisa
Super Beitrag. Das ist echt cool wenn man das Meeting oder die Konferenz selbst organisiert!
Schwierig finde ich immer wenn man woanders eingeladen ist und dann mit Wegwerfbechern, Plastikflaschen und verpackten Snacks konfrontiert ist...
Letztens habe ich auf einer Veranstaltung die Plastikstrohhalme versteckt weil mich das so genervt hat, dass man für Gläser und nur Cola und Wasser überhaupt Plastikstrohhalme hinstellt 😉
Liebe Grüße,
Marisa
http://www.myfairladies.net
Jule
Liebe Shia,
danke für deinen Beitrag. Ich habe vor ein paar Jahren meine Masterarbeit zum Thema nachhaltiges Veranstaltungsmanagement geschrieben und bin sehr vertraut mit der Thematik. An Zero Waste war damals kaum zu denken. Ich finde es super, dass ihr hier diesen Anstoß dazu gebt.
Alles Liebe,
Jule
Tabea
Schön, dass du dir einfach Verstärkung für die Themen holst, die du selbst nicht abdecken kannst!
Bei uns in der Firma stehen zwar Glasflaschen statt Plastik auf den Tischen, aber dafür gibt es diese einzelnen in Plastik verpackten Kekse als Kaffee-Beilage... 🙁
Loser Tee ist zwar sicher eine super Sache, was den Müll angeht, aber mich schreckt da zu Hause leider noch der Aufwand ab, den es macht, das Ei zu befüllen und ständig zu spülen... ich faule Nuss sollte da echt irgendwann mal konsequenter werden!
Wie wenig Müll bei euch entstanden ist, ist ja echt vorbildlich!! Aber warum hat die Uni bitte keine Biotonne?! Ich finde generell sollte mehr Mülltrennung in öffentlichen Einrichtungen eingeführt werden... hier stehen überall nur Mülleimer, in die alles gemeinsam kommt...
Katharina
Da bin ich ganz deiner Meinung, aber nicht nur öffentliche Einrichtungen sind davon betroffen. Leider gibt es Städte, die auch nicht überall eine komplette Mülltrennung anbieten. Wir wohnen z.B. in der Altstadt und haben auch keine Biotonne. Als wir nachfragten warum, war die Antwort, dass es in der Altstadt eigentlich keine Gärten gibt, also braucht man auch keine Biotonnen... War für mich auch ganz neu.
Adala
Ein sehr schöner Beitrag. Für ein direktes Umsetzen in Organisationen sehe ich allerdings noch einige Hürden:
- Viele Sekretariate bevorraten sich für Meetings mit Tee und Gebäck, weil es Zeitverschwendung wäre für jedes Meeting einzeln einkaufen zu gehen. Da ist das Umstellen auf verpackungsfreie Alternativen vll ein wenig komplizierter.
- Stoffservietten u.ä. müssen gewaschen werden. Das ist nicht in allen Organisationen möglich. Nur dafür einen Waschservice beauftragen ist schwierig (auch unter ökologischen Gesichtspunkten). Und alles was auf "freiwillige", zusätzliche Aufgaben der Mitarbeiter hinausläuft (Waschen zu Hause), sehe ich persönlichen aus Sicht des abhängigen Beschäftigung kritisch.
Dafür aber zum Wasser und Tee noch 2 Ideen:
- Auch Selter muss man nicht in Flaschen kaufen. Neben den bekannten SodaMax-Geräten gibt es auch Wasserspender, die direkt an das Leitungsnetz angeschlossen werden (also kein zusätzlicher Wassertransport) und ganz simpel zwischen still und Sprudel umschalten können.
- Statt Teeeiern (die bei großen Meetings einfach von der Anzahl schwierig werden): einfach ein oder zwei Sorten Tee in der Kanne aufbrühen. Ist auch nicht schlimmer als Kaffee aus Thermoskannen 🙂
Esther
SUPER Beitrag! 🙂
In den Jahren, in denen ich in Büros gearbeitet habe, habe ich viele Meetings, Workshops usw. eingedeckt und mich oft über den angefallenen Müll geärgert. 🙁
Mir ist es nur teilweise gelungen, ihn zu reduzieren, indem ich Getränke pauschal kistenweise in Glasflaschen bestellt und Obst lose eingekauft habe.
Eure Anregungen sind toll, wobei man wahrscheinlich nicht jede Zielgruppe gleichermaßen für Maßnahmen wie z. B. Stoffservietten begeistern kann. Für leckere, unverpackte Kekse aber bestimmt! 🙂
Man kann sich ja nach und nach an eine möglichst müllfreie Bewirtung herantasten. So lange alles gut aussieht und schmeckt, meckert garantiert niemand ... 😉
Beste Grüße
Esther