Es ist in dem Bereich nicht immer einfach, deswegen gibt's hier Julias Tipps für mehr Nachhaltigkeit in der Schule, im Studium und Büro!

Inhaltsverzeichnis:
- 1. Kleistern statt klebern 😜
- 2. Buntstifte statt Feinliner
- 3. Textmarker zum Nachfüllen oder Textmarker-Buntstifte
- 4. Holz statt Plastik
- 5. Füller mit nachfüllbaren Patronen
- 6. Papier statt Plastik
- 7. Papiersparend drucken und kopieren
- 8. Durckerpatronen an Hersteller zurückschicken
- 9. Setz auf Recycling-Papier
- 10. Briefumschläge aus alten Karten?
- 11. Briefumschläge als Notizzettel
1. Kleistern statt klebern 😜
Nicht nur in der Grundschule wird gebastelt, sondern auch zu Hause. Selbst ich mit meinen 25 Jahren bastle noch sehr gerne 😊. Man benötigt eigentlich immer Kleber zum Basteln. Dieser ist immer in Plastikverpackungen abgefüllt und kleine Mengen sind sehr teuer. Aus dem Kindergarten kenne ich noch die günstige Alternative: Kleister! Mit einer Packung Kleister lässt sich ewig basteln. Ich brauche gar nicht extra Kleister anrühren, denn im Verwandten- und Bekanntenkreis bekommt man ja mit, wenn jemand neu tapeziert und da bleiben immer Reste übrig. Die füll ich mir in ein Marmeladenglas ab und damit komme ich sehr lange hin. Kleister an sich ist nicht gerade umweltfreundlich. Wer am umweltfreundlichsten kleben möchte, kann Kartoffelkleber selbst herstellen. Aber bitte beachten, dass man diesen sofort aufbrauchen muss. Hier ein Link zum Rezept: http://www.bastelstunde.de/klebstoff-aus-kartoffeln-selber-machen-materialherstellung/
2. Buntstifte statt Feinliner
Das Etuimäppchen wimmelt häufig nur so vor Plastik. Doch auch hier gibt es genügend Alternativen. Anstatt den Feinliner kann man Buntstifte aus Holz nehmen.
3. Textmarker zum Nachfüllen oder Textmarker-Buntstifte
Sehr beliebt – vor allem unter Studenten – ist natürlich der Textmarker. Ja auch hier habe ich länger nach einer Lösung gesucht. Zuerst bin ich auf Buntstifte mit Neonfarbe gestoßen, doch dann habe ich schnell gemerkt, dass das Markieren länger dauert und in der Vorlesung dazu keine Zeit ist. Aber für zu Hause kann man sie gut benutzen.
Dann bin ich auf den nachfüllbaren Textmarker gestoßen.
4. Holz statt Plastik
Jedes Etui braucht ein Lineal, doch die Plastiklineals brechen ziemlich oft durch. Ein Holzlineal hält dagegen die gesamte Schullaufbahn 😊.
Wenn das Lineal zum Einsatz kommt, kommt auch häufig ein Radiergummi und ein Bleistift zum Einsatz.
Radiergummis gibt es schon lange aus Kautschuk und Bleistifte sind zwar bereits aus Holz, jedoch werden sie irgendwann kurz und landen viel zu früh in den Müll. Eine Verlängerung (im Schreibwarenhandel erhältlich) zum draufstecken lässt den Bleistift wieder besser in der Hand halten. Die Anspitzreste vom Bleistift dürfen übrigens auf den Komposthaufen!
5. Füller mit nachfüllbaren Patronen
Beliebtes Schreibmittel ist auch der Füller. Die Mienen sind teuer und immer aus Plastik, doch auch hier gibt es eine gute Alternative. Kaufe Patronen, die du selber wiederbefüllen kannst. Am besten schaffst du dir 3 Stück an, dann hast du immer einen kleinen Vorrat bei dir. Das Gleiche gilt für Kugelschreiber. Wir werden beschmissen mit Werbegeschenken. Wir lehnen Werbegeschenkkugelschreiber ab, denn man kann auch für Kugelschreiber Nachfüllpatronen kaufen. Diese halten auch viel länger 😉.
6. Papier statt Plastik
Schnellhefter sind eine nützliche Sache, doch leider in 99 % der Fälle aus Plastik. Doch auch diese gibt es aus Papier und mit dem Umweltsiegel „blauer Engel“. Falls ihr noch Plastikschnellhefter Zuhause habt, benutzt sie erst auf und schafft dann einen Papierschnellhefter an.
7. Papiersparend drucken und kopieren
Oftmals wird in der Schule leider nicht doppelseitig kopiert. Ihr könnt die Rückseite für eure Notizen oder Hausaufgaben benutzen. Im Studium werden Skripte häufig nur noch online zur Verfügung gestellt. Das ist toll, denn so muss es nicht mehr gedruckt werden und kann direkt auf dem Tablet-PC oder E-Book-Reader gelesen werden.
Falls ihr zu den Studenten gehört, die beim Lernen und in der Lesung gern auf den Folien/im Skript Notizen machen (ja da gehöre ich leider auch noch zu), so druckt oder kopiert das Skript bzw. die Präsentation doppelseitig und auf eine Seite zwei Seiten, sodass im Ergebnis 4 Folien/Seiten auf ein Blatt Papier passen.
8. Durckerpatronen an Hersteller zurückschicken
Wo wir gerade beim Drucken waren, alte Druckerpatronen kann man zum Hersteller kostenlos zurückschicken. Diese werden wiederbefüllt. Dazu einfach auf der Seite des Herstellers eine Postmarke ausdrucken und in einen gebrauchten Karton zurücksenden. Für Druckerpatronen gibt es auch Nachfüllpatronen, die ihr selber nachfüllen könnt.
9. Setz auf Recycling-Papier
Apropos Papier, Shia hatte bereits erwähnt, dass ein Blatt Papier 10 Liter Wasser kostet und täglich viele Bäume gerodet werden. Wie schnell landet ein Papier wieder im Müll? Sehr schnell! Drum spare nicht nur Papier sondern das Papier, was du drucken „musst“, drucke auf Recyclingpapier. Hier muss man aufpassen. Am umweltfreundlichsten ist gräuliches recyceltes Papier, denn dieses ist nicht noch extra weiß geblichen.
Auch bei Collegeblöcken achte ich auf gräuliches recyceltes Papier. Ebenfalls sollte man bei Heften auf Recycling achten. Häufig ist der Umschlag der Hefte beschichtet und damit schlecht recycelbar. Viele Eltern packen die Hefte der Kinder gerne in Umschläge – aus Plastik – doch auch hier gibt es nicht nur eine umweltfreundliche sondern auch eine günstige Alternative: Zeitung! Sie schützt ebenfalls vor Dreck und Eselsohren.
Statt der kleinen Plastik-Post-it’s gibt es übrigens auch welche aus Papier.
10. Briefumschläge aus alten Karten?
Zum generellen Postverkehr kann ich noch sagen, dass wir das meiste per Mail versenden, doch leider muss man ab und zu doch noch etwas per Post versenden. Entweder nehmen wir gebrauchte Briefumschläge oder einen Briefumschlag von direktrecycling.net. Dieses Unternehmen stellt Briefumschläge aus alten, nicht mehr aktuellen Stadtkarten her. Die Stadtkarten wären sonst direkt in den Müll gewandert und so können sie nochmals verwendet werden. Eine tolle Sache! Wenn ihr einen benutzen Umschlag wieder verwendet und von der Post unten ein orangefarbiger Code abgedruckt ist, dann überklebt diesen oder macht eine Notiz drauf „Umschlag wiederverwendet – der Umwelt zu Liebe“. Ich habe mir meinen Stempel mit diesem Satz bestückt und einfach alle Umschläge gestempelt. Das ging schnell und fällt auf, sodass der Postbote oder auch der Empfänger Bescheid weiß 😉. So werden vielleicht auch noch mehr Leute aufmerksam und benutzen ebenfalls ihre Umschläge .
Die Fenster in Briefumschlägen bestehen übrigens in der Regel aus Plastik. Es gibt auch welche aus Cellulosefasern. Für den Privatbedarf kann man einfach auf Briefumschläge aus Altpapier (z.B. mit dem Blauen Engel) ohne Fenster umsteigen.
11. Briefumschläge als Notizzettel
Damit generell weniger bei euch zu Hause einflattert, kann man auch die Werbung einfach abbestellen.
Generell gilt der Grundsatz: Erst alte Bestände aufbrauchen, bevor ihr auf die umweltfreundliche Alternative umsteigt. Oder wer sofort starten möchte, kann auch seine alten Bestände verschenken 😉. Ich wünsche euch viel Spaß beim Umsetzen 😊!
Mara
Hey Shia,
danke für diesen Beitrag! Vor allem mit die wiederauffüllbare Füllermine habe ich mir gemerkt, das ist was für mich 😉
Buntstifte als Textmarker funktionieren bei mir gut. Wenn die "alle" sind, steige ich aber lieber auf unlackierte Stifte um...
Mit Papierspar-Methoden habe ich schon viel experimentiert, weil ich es nicht mag, im Hörsaal den (großen) Laptop dabeizuhaben und stattdessen lieber auf Papier schreibe (da kann man auch anfangen, irgendwas zu zeichnen, wenn es langweilig wird...).
Oft nehme ich ganz einfaches Recycling-Druckerpapier und lege einen Vordruck mit Linien darunter, der dann durchscheint, damit ich auf geraden Linien schreiben kann (ich mag es ordentlich 😉 ). Ist auch sooo viel billiger und müllfreier als die Recycling-Collegeblöcke...
Einmal hab ich das auch so gemacht, dass ich auf einseitig bedrucktes "Schmierpapier" einfach Linien im richtigen Abstand draufgedruckt habe. Das ist auch eine Variante, aber natürlich ein bisschen aufwändiger, und "Schmierpapier" macht auch manchmal Probleme, wenn der Drucker es einziehen will. Bin mal gespannt, wie das an der neuen Uni wird.
Kiki
Hallo:) danke für den Artikel! ❤️
mal noch eine Frage dazu: ich schreibe auch gerne auf die Vorlesungsfolien und würde gerne eine App benutzen in der ich das über das Tablet machen könnte. Dann wären meine Notizen auch immer dabei. Mit der App mit der ich die VL-Folien lese kann ich leider nichts bearbeiten oder Notizen hinzufügen. Ich hab mal das Internet durchforstet, bin aber nicht richtig fündig geworden bzw möchte nicht Geld ausgeben um etwas zu testen, das doch nicht genau das ist was ich möchte. Benutzt jmd der das liest evtl schon so eine App oder kennt jemanden der das macht?:) das wäre mir eine sehr grosse Hilfe!:) vielen dank;)
Nadine
Hallo 🙂
Vielen Dank für den tollen Artikel 🙂 Als Studentin suche ich ständig nach besseren Alternativen zum althergebrachten Schulkram - leider gar nicht so einfach :/
Ich hätte auch noch zwei Tipps:
Nr.1 betrifft die Tinte:
Da es mir immer leid tut, dass in den (angeblich leeren) Druckerpatronen so viel Tinte übrig bleibt, bin ich auf die Idee gekommen diese noch zu benutzen: Ich ziehe die Druckerpatronen mit einer alten Spritze leer und sammele die Tinte in einem kleinen Gefäß. Ich verwende sie daheim mit einer Glasfeder, die man in ein Tintenfass taucht --> funktioniert einwandfrei 🙂 Ob es möglich wäre damit Tintenpatronen für Füller zu befüllen, müsste man mal testen. Laut meiner Internetrecherche funktionoiert das Schreiben wohl leider nicht mit allen Druckertinten (manche sind scheinbar zu dünnflüssig), aber mit meiner geht es 🙂
Nr.2 für Studenten:
Mir hilft es beim Lernen vor einer Klausur sehr, eine Zusammenfassung von den Vorlesungsfolien zu machen. Dazu verwende ich ein altes Heft, schreibe mit Bleistift meine Zusammenfassung und radiere sie nach Abschluss der Klausur wieder aus. Die Folien archiviere ich in digitaler Form. Im nächsten Semester kann ich das alte Heft wiederverwenden.
Ingrid
Ich habe Kiloweise "Schmierpapier", leider bin ich die einzige in der Familie, die es benutzt. Und wenn ich mal was "offizielles" ausdrucken möchte, ist das Papier im Drucker leer. 🙁
charlotte
ha du bist ein lelek
Anna
Füllerpatronen ersetzen
Bei Lamy gibt es z.B. eine Drehkolbenpatrone, die ich immer wieder aus dem Tintenfass auffülle. Supersparsam für Geldbeutel und die Umwelt.
http://www.lamyshop.com/tinten-minen/konverter/
Vielleicht gibt es das auch für andere Füller...
Ich benutze sie glücklich seit Jahren!!
Kaddi
Ja, gibt es auch für Pelikan und Konsorten!
LG, Kaddi
Grashalm
Wieder super Anregungen um um- und mitzudenken - danke! 🙂
Letzte Woche habe ich im Copyshop um die Ecke nach Recyclingpapier gefragt und wurde aufgeklärt, dass sich von diesem Papier in der Regel feiner Staub löst, welcher sich auf die druckenden Teile legt. Man kann diese davon nicht befreien, sondern müsste sie ersetzen. Womit man, seiner Aussage nach, auch gleich einen neuen Drucker kaufen könne. Logisch kann ich das nachvollziehen. Vielleicht sollte man dann doch nur auf Recyclingpapier schreiben und zum Drucken das Weiße/Glattere verwenden.
Grüße, Grüße!
shia
Hi Grashalm,
das ist ja witzig, weil wir unseren Laser-Drucker 8 Jahre lang hatten und gerade zu Studienzeiten gaaaanz viel damit gedruckt hatten. Immer ausschließlich mit Recycling-Papier. Dazwischen stand er auch ein Jahr bei einer Freundin, die ihn ebenfalls gut ausgereizt hatte – ebenfalls ausschließlich mit Recycling-Papier. Den Drucker haben wir vor 3 Monaten weiterverschenkt, wo er wieder fröhlich im Betrieb ist. Mehrere tausende Seiten hat er schon auf dem Buckel, und bis auf den Toner, der ja ausgetauscht werden muss, wenn er leer ist, mussten wir da rein gar nichts austauschen und er lief weiterhin wie eine eins. Beim Verschenken war es an der Zeit, dass er eine neue Trommel bekam, denn die nutzt sich irgendwann einfach ab (die sorgt dafür, dass der Toner richtig eingebrannt wird), hat aber auch um längen länger gehalten als angegeben. Wir haben sie aber in regelmäßigen Abständen heraus genommen und gereinigt.
Vielleicht hat der gute Mann recht, aber nach unserer eigenen Erfahrung würde mich nach doch sehr sehr wundern ;).
Übrigens gab es bei uns an der Uni an allen Kopierern nur Recycling-Papier, und an denen in der Bibliothek habe ich mein ganzes (überlanges) Studium lang kopiert und die wurden erst gegen Ende meines Studiums durch moderne ausgetauscht, die mit automatischem Einzug scannen, automatisch doppelseitig drucken und worüber man auch als Student dann Datein ausdrucken konnte.
Danke auf jeden Fall für den Hinweis, aber ich persönlich zweifle ja eher dran ;).
Liebe Grüße,
Shia
shia
Hi ihr Lieben,
jetzt komme ich endlich mal dazu, mich zu der hitzigen Diskussion zu äußern.
Zu den angesprochenen Punkten:
Zero Waste = vegan?
Zero Waste und vegan sind meiner Meinung nach einfach nicht gleichzusetzen, egal, wie löblich das wäre. Nach der Logik wären auch alle Veganer keine Veganer, weil sie Ersatzprodukte in Plastik einkaufen, und an Plastik schließlich auch Tiere elendig verenden. Oder weil trotzdem Palmöl verarbeitet wird, und aufgrund der Gewinnung von Palmöl schließlich tausende von Tierarten bedroht werden.
Das sehe ich auch umgekehrt bei Zero Waste. Bei Zero Waste geht es für mich in erster Linie um die Müllvermeidung in der letzten Instanz, nämlich der letzte Schritt zum Konsumenten. Für mich ist der Grund einfach: Ich bin kein Politiker oder CEO von Nestlé. Ich sitze nicht an den Schaltstellen, wo man diese Entscheidungen zu Handelsnormen oder zur Art der Produktion treffen kann. Ich habe aber sehr wohl Kontrolle über mein eigenes Konsumverhalten. Und da gibt es bereits genug Baustellen, denen man sich zuwenden kann und die einen auch erst mal auf Trab halten, weil man viel erst mal dazu lernt.
Klar, ich persönlich sehe auch zu, dass ich an anderen Stellen, die nicht direkt da reinfallen (Strom, tierische Produkte, Kaffee, Kakao, Palmöl usw.) mich den ökologischeren Optionen und Alternativen annähere. Aber das ist einfach nicht der Anspruch von Zero Waste, denn dabei geht es für die meisten Zero Waster nun mal um die Müllvermeidung, und allem voran dabei natürlich die Vermeidung von Plastikmüll. Und wie bei vegan ist man nie ganz “zero”, es sei denn, man schafft es, komplett als Aussteiger im Wald und ohne Gemüseanbau u.Ä. zu leben, denn ja, auch der eigene Gemüseanbau ist streng gesehen ein Eingriff in die Natur.
Sowohl vegan als auch Zero Waste sind einfach Utopien, und es geht einfach darum, damit zu sagen, dass man diese unterstützt, vor Augen hat und eben darauf hinarbeitet. Echte Demokratie gibt es ja auch nicht, und doch sagen wir alle, dass wir in einer leben :P. Auch heißt streng genommen “Zero Waste” “Null Müll” oder “Null Verschwendung”. Von Umweltschutz und davon, die Umweltbelastung auf Null runter zu schrauben ist keine Rede.
Es gibt so viele Richtungen, aus denen man versuchen kann, etwas ökologischer zu leben. Zero Waste ist ja nur eine von vielen. Auch wenn die wenigsten Veganer zero-waste-mäßig auf Müll achten, so hilft das Vermeiden tierischer Produkte eben auch schon der Umwelt. Andere steigen auf Ökostrom um und achten sehr darauf, wenig Strom zu verbrauchen und sparsam zu heizen. Nochmal andere engagieren sich vielleicht als Aktivisten oder versuchen, politisch aktiv zu werden. Es gibt auch Menschen, die an Alarmsysteme aus alten Smartphones bauen, die dann Alarm schlagen, wenn irgendwo illegal Regenwald gerodet wird. Und wahrscheinlich wird es keine einzige Person geben, die alles machen kann. Das ist allein ja schon organisatorisch gar nicht möglich – will sollte man das alles in einen 24-Std.-Tag bekommen?
Ich für mich möchte also nicht defizitorientiert auf solche Sachen gucken, sondern Menschen unterstützen, in dem, worin sie sich engagieren, damit sie ihr Engagement vielleicht auch von dort aus ausbauen können. Und ich persönlich habe gar kein Problem mit Zero Wastern, die (noch?) Fleisch oder andere tierische Produkte konsumieren. Natürlich wäre es mir anders lieber, aber wir leben nun mal nicht in einer Utopie, und diese Zero Waster sind für mich nicht die Menschen, die das Problem sind. Die meisten Zero Waster essen ziemlich wenig Fleisch und versuchen, das immer weiter zu reduzieren, wenngleich das Ziel vielleicht nicht ist, das ganz vom Speiseplan zu streichen. Das Problem ist die große Mehrheit, die sich gar nicht damit auseinandersetzen und Fleisch und generell alles so konsumieren, als gäbe es kein Morgen. Würde davon nur die Hälfte so bewusst mit dem Konsum tierischer Produkte umgehen, hätte man schon ganz schön viel geschafft.
Wer entscheidet, was genau “vegan” oder “Zero Waste” ist??
Genauso wie ich keinem anderen abverlange, Zero Waste zu leben, verlange ich auch keinem ab, vegan oder sonst wie “konsequent” zu leben. Was heißt das schon?
Sowieso nervt mich diese häufige Diskussion unter Veganern enorm: “Aber du bist kein echter Veganer, wenn du es aus gesundheitlichen Gründen tust, oder wenn du trotzdem noch Lederschuhe trägst.” Verdammt noch mal, wer entscheidet das?? Haben wir jetzt doch eine Vegan-Zensurbehörde? “Zero Waste Label”? Haben wir jetzt schon ein Zertifikat dafür…?
Liebe Anne, du kannst natürlich wie jeder auch deine eigene Definition von Zero Waste haben, das finde ich voll in Ordnung. Für dich gehört vegan zu Zero Waste. Für mich ist beides Teil eines Größeren – nämlich Teil des Wunsches, zumindest so wenig wie möglich auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt zu leben. So oder so, ich denke jeder hat seine Definition, und das ist einfach so. Für die meisten Zero Waster gehört das nicht zusammen. Hinter dem Fleischkonsum steht eine andere Ethik, die auch nichts mit Umweltschutz zu tun hat. Nämlich, dass zwar Massentierhaltung ganz blöd ist, aber Fleisch und tierische Produkte zu essen schon erwünscht ist. Ich persönlich sehe das anders, aber ich respektiere das bei anderen und möchte niemandem etwas aufzwingen, schließlich möchte ich das umgekehrt auch nicht. Ich mache lieber mein Ding, benenne die Gründe und möchte auch zeigen, dass es eben Vorzüge hat, vegan und/oder Zero Waste zu leben. Und jeder kann für sich selbst entscheiden, ob er das auch so sieht und vielleicht die gleichen Vorzüge genießen möchte. Und einige Menschen wird man so oder so “nicht bekommen” – ich zweifle sehr daran, dass der genannte Metzger vegan wird, egal, ob man nun vehement versucht, ihn dazu zu überzeugen oder nicht.
Ich hatte schon auf Instagram Diskussionen wegen Waschnüssen und den Export nach Australien. Nach meiner Version von Zero Waste würde ich das in der Lebenssituation nicht kaufen, aber für die Zero Wasterin in Australien ist das die für sie mit ihrem Gewissen am besten vereinbarste Option (wegen Unterstützung von Fairtrade vs. chemisches Waschmittel als Alternative, weil es in Australien nun mal keine Rosskastanien zum Waschen gibt). Das finde ich auch voll in Ordnung, und ich fand es total interessant, wie es für sie so ist (deswegen hatte ich ja überhaupt nachgefragt, es hatte mich einfach interessiert, aus welchen Gründen sie sich dazu entscheidet). Das ist ihre Version von Zero Waste, und es war keine unüberlegte Entscheidung. Sie hatte sich im Vorfeld damit auseinander gesetzt und ist zu dieser Entscheidung gekommen, statt wie die meisten Leute, die einfach konsumieren, ohne das jemals zu hinterfragen. Und manchmal gibt es leider nicht die "perfekte Lösung", und man muss für sich entscheiden, was der bessere Kompromiss ist.
Jeder wie er kann und will – es ist ein Prozess, auch wenn man es selbst nicht immer merkt
Und wie ich immer und immer wieder sage: Irgendwo muss man einfach anfangen. Und es ist für den Erfolg eines solchen Unterfangens einfach nicht sinnvoll, direkt bei den für einen selbst schweren Sachen anzufangen. Das wäre, als ob man direkt bei Level 42 einsteigen würde - ziemlich überfordernd. Es gibt meistens genug Baustellen, wo einem eine Umstellung gar nicht weh tut. Dort kann man erst mal anfangen und etwas Übung bekommen, um dann immer anspruchsvollere Umstellungen umzusetzen.
Außerdem gibt es für mich da keine scharfe Trennlinie und sehr wohl viele Abstufungen. Was spricht gegen “70% vegan” (wenn es überhaupt ein 100% gibt) und “60% Zero Waste”? Wir leben leider leider in keiner idealen Welt und von der jetzigen Lebensrealität aus geguckt wäre das schon ein ganz schöner Fortschritt.
Wie Kaddi freue ich mich über jeden, der sich überhaupt mal in diese Richtung bewegt. Und vieles kommt auch einfach mit der Zeit. Ich hatte NIE geplant, überhaupt vegetarisch zu leben, und guck, wo ich denn jetzt gelandet bin. Wäre ich damals schon auf die militanten Veganer getroffen hätte ich ganz sicher nicht weiter gemacht, weil ich mich direkt schlecht und vor allem komplett überfordert gefühlt hätte. Ich hatte das Glück, dass mich auf Cake Invasion einige liebe vegane Leserinnen ganz behutsam an die Hand genommen hatten. Sie haben mir geholfen, mich Schritt für Schritt zurecht zu finden, damit ich überhaupt mal den Schritt zum Vegetarier schaffe! Nie haben sie mir einen Vorwurf gemacht, dass ich ja trotzdem noch Käse, Milch und Eier aß oder dass ich “nicht genug” täte. Mein Mann und ich haben uns über zwei Jahre von dort aus nach und nach ganz vorsichtig Richtung vegan gearbeitet, ohne uns jemals sicher zu sein, dass wir es schaffen würden, dort anzukommen (das war vor allem bei mir auf der Arbeit mit Vegetarisch schon richtig hart, weil das auf so viel soziale Ablehnung stieß). Hätte mich damals jemand gefragt, hätte ich gesagt, dass wir wahrscheinlich weiterhin “zu Hause Veganer, soziale Vegetarier” bleiben würden.
Und ja, ich denke, dass das innovativ von dem Metzger ist. Klar, würde er seine Metzgerei in einen Tofu-Laden umwandeln, wäre das noch ökologischer. Aber das ist leider einfach keine realistische Option. Das wäre, als ob man mir sagt, ich unsportliches Ding soll statt nach Portugal zu fliegen mit dem Fahrrad fahren. Von meiner jetzigen Fitness her wahrscheinlich ein Selbstmord XD. Ich würde also trotzdem mit dem Zug fahren, auch wenn Fahrradfahren natürlich absolut gesehen natürlich noch ökologischer wäre. Und realistisch gesehen würden sich die Leute doch keinen Tofu kaufen, sondern stattdessen sich das Fleisch im Supermarkt doppelt und dreifach eingepackt über die Theke reichen lassen. Traurig alles, aber wahr, schnüff. In dieser Welt möchte ich auch einfach den Metzger anerkennen, der ein Pfandglassystem anbietet, und die anderen Zero Waster, die trotzdem noch Fleisch essen.
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So, das ist also meine Meinung :D. Damit bin ich generell auch schon bei veganen Gruppen auf viel Unmut gestoßen, aber ich stehe dazu ;). Es gibt in vielen Bereichen, wo der entscheidende Faktor am Ende eine ethische Einstellung ist, einfach keine eine Lösung; häufig nicht mal ein Richtig und Falsch.
Anne, ich kann dich und deine Einstellung absolut verstehen. Wenn es nach mir ginge wäre ich wahrscheinlich Diktator und würde erst mal die Welt auf eine vegane Ernährung zwangsumstellen, es stünden überall nur noch Unverpackt-Läden und die ganze Mode-Industrie würde ich um 95% verkleinern und es gäbe nur noch 1 Kollektion pro Jahr, die aber dann komplett Fairtrade, vegan und Bio wäre XD. Atomkraftwerke und Kohlekraft ade! Ich glaube, der Unterschied zwischen uns beiden liegt einzig und allein darin, dass du von der Utopie und ich von der traurigen Realität her denke. Achja, und die Definition von Zero Waste ;).
Und ich kann auch Heide verstehen, die sich fragt, ob nur weil sie Fleisch isst, sie dann keinen Umweltschutz an anderer Stelle betreiben könne. Ich denke, dass es keine Frage von alles-oder-nichts ist. Den ganzen Leuten, die mir immer sagen: “Ich könnte ja nie vegan leben, ich hänge ja viel zu sehr an Käse”, sage ich: “Ja, dann iss halt weiter Käse. Aber an den anderen Stellen kann man ja trotzdem vegan leben, das würde ja trotzdem viel bringen. Oder halt weniger Käse essen. Es gibt ja so viele Möglichkeiten, trotzdem etwas zu bewirken.”
Liebe Alina, ich kann auch dich gut verstehen, und ich bin nicht grundlos aus vielen veganen Facebook-Gruppen wieder ausgetreten. Ich glaube nicht, dass Anne das so gemeint hat, sondern sie einfach eine andere Definition von Zero Waste hat.
Liebe Martina, wie auch du will ich einfach mit gutem Beispiel voran gehen :). Und nach meiner Erfahrung steckt man ja doch hier und da Menschen an, hehe.
Und Sandi, es stimmt, manche Leute brauchen einfach mehr Zeit. Mein Mann und ich haben ja auch lange gebraucht, um bei vegan anzukommen ;).
Danke auch an die liebe Ilka, auch für deine wirklich schönen Kommentare, ich glaube, wir ticken da ziemlich ähnlich, auch wenn ich es immer nicht in kurz rüber bringen kann XD…
Liebe Grüße an euch alle,
Shia
Martina
Liebe Grüße von mir zurück, liebe Shia, du hast es absolut auf den Punkt gebracht, danke und ein schönes Wochenende
shia
🙂
Colorful Feminist
Ich finde deine Einstellung super! Ich bin auch froh, wenn ich mehr und mehr Bewusstsein sehe bei den Menschen in meinem Umfeld. Meinem Vater war z.B. vegetarisches Essen schon so fremd, er gehört zu den Menschen, die Fleisch in jeder Mahlzeit als normal empfinden. Als ich ihm vor einigen Jahren einen industriell gefertigten Fleischersatz (leider in Verpackung) gab, war er total begeistert und konsumiert seitdem etwas bewusster.
Das finde ich für einen Menschen mit seinem Hintergrund und seiner Umgebung (konservatives Dorf) echt toll. Wenn ich ihn ständig beschuldigt hätte unverantwortlich zu konsumieren, hätte es nichts bewirkt.
Die Welt ist nicht perfekt, aber wir können immer mehr darauf hinarbeiten sie zu verbessern - da bringt uns Fokus auf positive Beispiele richtig viel!