Wir waschen unsere Wäsche schon seit über vier Jahren mit Kastanien. Zeit, unsere Erfahrung mit diesem Öko-Waschmittel mal mit euch zu teilen!
Und kleine Erinnerung: Es ist wieder die Jahreszeit, um kostenloses Waschmittel sammeln zu gehen 😉! Denn Kastanien enthalten sogenannte Saponine, die wie Seife wirken.
Inhaltsverzeichnis:
- 1. Kastanien richtig haltbar machen (ohne dass etwas schief geht)
- 2. Aus Granulat lösen sich mehr Saponine (= mehr "Waschkraft")
- 3. Weißwäsche mit extra Bleichmittel waschen
- 4. Flecken vorbehandeln
- 5. Hin und wieder mal eine Wäsche bei 60ºC zur "Tiefenreinigung"
- 6. Geruchslose Wäsche? Gar nicht mehr komisch!
- Und, wollen wir weiter mit Kastanien waschen?
Auf dieses regionale und umweltfreundliche Waschmittel hatte uns vor vier Jahren die Vany gebracht, die auch für meinen Blog damals eine Anleitung schrieb, wie man das konkret macht.
Wenn ihr gerade das erste Mal hört, dass man mit Kastanien waschen kann, ist es hilfreich, euch erst einmal die Anleitung von Vany und gerne auch dieses FAQ durchzulesen. Sonst ist dieser Artikel wahrscheinlich etwas verwirrend für euch 😉. Denn in diesem Artikel wird es um die Sachen gehen, die wir in der Zwischenzeit dazu gelernt haben!
1. Kastanien richtig haltbar machen (ohne dass etwas schief geht)
Es gibt verschiedene Methoden, um die Kastanien haltbar zu machen. Schließlich fallen sie nur einmal im Jahr vom Baum 🌳🌰 – aber ich gehe jetzt mal davon aus, dass ihr etwas häufiger als nur einmal im Jahr waschen wollt 😉.
Zuallererst müsst ihr die Kastanien waschen und abtrocknen. Dann müsst ihr sie irgendwie zerkleinern.
Dazu kann man sie mit einem Messer vierteln oder noch kleiner schneiden, was allerdings sehr arbeitsintensiv ist. Schließlich sammeln wir zu zweit z.B. sieben bis acht Kilo Kastanien, um genug für ein ganzes Jahr zu haben. Die alle mit der Hand kleinzuschneiden, dauert!
Eine andere Methode ist, sie in ein Tuch gewickelt mit einem Hammer kleinzuhauen. Brutal, funktioniert aber. Ist nur nichts für so grobmotorische Menschen wie mich. Ich hatte trotz Brett zwischen Boden und Kastanien irre Angst, unseren Boden zu zermacken oder meine Fingerchen zu treffen.
Nach wie vor unsere Lieblingsmethode ist das Schreddern der Kastanien. Wir sind halt faul 😉.
Wenn ihr Zuhause kein solches Monster-Gerät habt, könnt ihr euch mit etwas Glück eins von jemanden ausleihen. Eine Küchenmaschine lässt sich meistens irgendwo auftreiben.
Das Granulat, das so entsteht, trocknen wir entweder in der letzten Herbstsonne, neben der Heizung oder in der Restwärme vom Ofen nach dem Backen.
2. Aus Granulat lösen sich mehr Saponine (= mehr "Waschkraft")
Wir bekommen immer mal von Leuten die Rückmeldung, dass nach ihrem Empfinden Kastanien nicht aggressiv genug wären, um ihre Wäsche sauber zu bekommen. Lange haben wir uns gewundert, warum das bei uns funktioniert, bei einigen anderen aber nicht.
Der Groschen fiel, als vermehrt Instagram-Posts dazu in meinem Feed auftauchten und uns auffiel, wie viel klarer der Sud auf den Fotos oft aussah. Da natürlich nicht jeder einen Hochleistungsmixer oder eine starke Küchenmaschine besitzt, ist oft das Küchenmesser die naheliegendste Lösung.
Unsere Aufgüsse aus Granulat sind immer sehr milchig, während Aufgüsse aus der gleichen Menge kleingeschnittener Kastanien immer recht klar in der Farbe bleiben, wie man auf diesen Bildern auch gut sieht.
Bei gleicher Menge bekommen wir also aus unserem Kastaniengranulat mehr Saponine raus.
Das heißt jetzt nicht, dass ihr euch alle jetzt so ein Teufelsgerät anschaffen oder ausleihen müsst. Oft tut es eine größere Menge Kastanien, heißeres Wasser oder euren Aufguss etwas länger stehen lassen.
Außerdem gießen wir die Kastanien meistens zwei Mal hintereinander mit heißem Wasser auf. Es ist wirklich wichtig, dass ihr kein kochendes Wasser nehmt, denn das dickt den Sud ein und dann wäscht es auch nicht mehr so gut.
3. Weißwäsche mit extra Bleichmittel waschen
Weißwäsche soll man gängigerweise mit Vollwaschmittel waschen und Buntwäsche nicht. Der Grund ist einfach: Vollwaschmittel enthält Bleichmittel. Das ist gut, damit Weißwäsche keinen Grauschleier bekommt, aber schlecht für die Farben der Buntwäsche – denn die bleichen mit der Zeit dadurch aus.
Wir hatten lange nur ein einsames weißes Bettlaken, das sowieso schon lange einen Grauschleier hatte, weil wir ja auch vorher kein Vollwaschmittel besaßen. Für ein einziges weißes Wäschestück hatte sich einfach nie Vollwaschmittel gelohnt – und so störte es uns auch nicht, dass Kastanien ebenfalls keine Bleichmittel enthielten.
Nachdem unsere – zugegeben qualitativ nie besonders hochwertige – Bettwäsche aber langsam löchriger und löchriger wurde, weil nach ungefähr 15 Jahren Dauergebrauch der Stoff dünn wurde, war es an der Zeit für neue Bettwäsche. Naja, "neu" für uns – ebay-Kleinanzeigen sei Dank!
Aus unserer alten Bettwäsche habe ich einen ziemlich schiefen Matratzenschoner genäht und unser Bett erstrahlt nun in einem vorher unbekannten Weiß – was uns mehr gefiel als wir dachten! Das wollten wir so beibehalten! Es musste also Bleichmittel her!
Wir wussten, dass es im Unverpackt-Laden Waschmittel gab und hatten auch grob in Erinnerung, dass es das Waschmittel dort in den einzelnen Komponenten zu kaufen gab. Das nennt sich "Baukastensystem". So kann nämlich das Waschmittel an das Wasser vor Ort sowie den Verschmutzungsgrad angepasst werden, sodass die Umwelt nicht mehr belastet wird als nötig. Eine der Komponenten ist das Bleichmittel.
Das kaufen wir also im Unverpackt-Laden und geben es bei Weißwäsche einfach nach der Dosierungsanleitung des Bleichmittels dazu.
4. Flecken vorbehandeln
Flecken sollten eigentlich vorbehandelt werden, bevor das Kleidungsstück in der Waschmaschine landet. Ein einfaches Vorgehen, das aber in Zeiten von busy, busy, busy wohl in Vergessenheit geraten ist.
Stattdessen verwenden wir einfach aggressiveres Waschmittel und belasten die Umwelt damit.
Wir machen es, wie es Hannos Omas auch noch machen. Bei uns werden Flecken meistens direkt nach dem Einsauen schon schnell mit Seife und Wasser ausgewaschen. Unsere Seife des Vertrauens ist Olivenölseife, auch Aleppo-Seife genannt, die wir entweder im Bioladen oder bei arabischen Gemüsehändlern kaufen.
Olivenölseife soll angeblich die älteste Seife der Welt sein und wird heute noch genauso hergestellt wie damals, nämlich aus verseiftem Olivenöl und ggf. etwas Lorbeeröl – und das war's. Hat sich also echt bewährt, würde ich sagen! Übrigens enthält sie keine Zusatzstoffe und kein Palmöl, was leider bei festen Seifen heutzutage leider schon eine Seltenheit ist.
Flecken vorzubehandeln ist denkbar einfach! Wenn möglich direkt nach dem Einsauen die Stelle nass machen, Seife darüber reiben, rubbeln und ausspülen. Meistens sind die Flecken dann schon weg. Wenn der Fleck aber schon eingetrocknet war oder hartnäckiger ist, behandeln wir den Fleck wie gerade beschrieben – und dann noch mal kurz bevor die Wäsche angeschmissen wird. Dazu einfach den Fleck wieder nass machen, Seife drüber reiben, die Stelle rubbeln – und ohne Ausspülen ab in die Wäsche mit dem guten Stück.
5. Hin und wieder mal eine Wäsche bei 60ºC zur "Tiefenreinigung"
Wir sind nach wie vor mit der "Waschkraft" der Kastanien sehr zufrieden, vor allem bei der Verwendung von Kastanien-Granulat. Allerdings haben wir jetzt auch eigentlich nie stark verschmutzte Wäsche und wie gesagt behandeln wir Flecken auch vor.
Kastanien sind am Ende nicht so aggressiv wie konventionelles Waschmittel, das es laut dem Umweltbundesamt nicht in umweltverträglich gibt: "Wer wäscht, nimmt also in jedem Fall eine gewisse Umweltbelastung in Kauf." (Quelle)
Wenn wir mal stark verschmutzte Wäsche haben oder es sowieso wieder an der Zeit ist, die Waschmaschine heiß laufen zu lassen (das soll man aus hygienischen Gründen regelmäßig machen, sonst kann die Waschmaschine anfangen zu müffeln) stellen wir mal eine Wäsche bei 60ºC an.
Meistens machen wir das bei unserer weißen Bettwäsche oder einer Wäsche mit Handtüchern, Geschirrtüchern und Stofftaschentüchern. Aber hin und wieder machen wir so eine "Tiefenreinigung" eben auch mal bei unseren normalen Klamotten, die allerdings in unserem Fall fast ausschließlich aus Baumwolle ohne Kunst- und Mischfasern besteht (Kunstfasern können in der Regel nicht so heiß gewaschen werden).
6. Geruchslose Wäsche? Gar nicht mehr komisch!
Wer mit Kastanien wäscht, sollte wissen, dass die Wäsche danach nicht mehr nach frischem Morgen, Ozeanbriese oder Aromatherapie riecht. Sie riecht einfach nach nichts.
Das ist auch für uns am Anfang ziemlich ungewohnt gewesen, denn auch wir assoziierten frisiche Wäsche mit diesen typischen (industriellen) Gerüchen. Wir haben uns aber erstaunlich schnell daran gewöhnt und so scheint es zumindest von dem, was uns so erzählt wird, den meisten zu gehen. Gebt dem also eine Chance!
Umweltverträglicher, super einfacher und schnell gemachter Weichspüler
10-20g Citronensäure auf eine Tasse Wasser (ca. 300-250ml), vermischen, fertig. Ungefähr 4EL pro Waschgang benutzen. Bei Bedarf können noch 5-10 Tropfen ätherisches Öl pro Waschgang mit ins Weichspülerfach gegeben werden. Bei hartem Wasser eher 20g Citronensäure verwenden, bei weichem Wasser reichen 10g.
Wenn euch die geruchslose (aber saubere) Wäsche auch nach ein paar Wochen nicht gefällt, dann könnt ihr immer noch ein paar Tropfen ätherisches Öl eurer Wahl (gibt's in jedem Bioladen oder Reformhaus) zu eurem natürlich ebenfalls umweltfreundlichen, selbstgemachten Weichspüler geben, Rezept in der Box oben!
Mehr zum Wäschewaschen mit Kastanien – und ohne
Und, wollen wir weiter mit Kastanien waschen?
Ja, auf jeden Fall! Wir haben uns diese Woche sogar direkt genug Kastanien für zwei Jahre gesammelt! Jaja, wäre nicht nötig, aber wir sind halt faul! Und so reduzieren wir die Arbeit des Sammelns und Kastanien haltbar machen von einmal im Jahr auf nur noch einmal alle zwei Jahre!
Alles in allem dauert bei uns das Sammeln der Kastanien plus waschen, schreddern und auf Backblechen ausbreiten immer rund drei bis vier Stunden, je nachdem, wie weit wir laufen, um die Kastanien zu sammeln.
Falls ihr auch schon mit Kastanien wäscht, wie macht ihr das denn? Und was sind eure Erfahrungen? Wenn ihr zur Efeu-statt-Kastanien-Fraktion gehört: Habt ihr beides schon mal vergleichen? (Bei uns hat es mit Efeu z.B. nur sehr schlecht funktioniert, aber das kann einfach an dem Efeu bei uns gelegen haben, als Naturprodukt kann die Zusammensetzung natürlich schwanken)
Jo Tu meint
Danke für die Tipps und Details. Ich habe im privaten Umfeld diesen wunderbaren Tipp bekommen und direkt getestet. Nun beschäftigt mich die Frage ob es auch bei (primärer) Nussallergie verträglich ist? Habt ihr Infos oder Erfahrungen zu der allergenen Wirkung durch die Prozedur und das Waschen damit? Viele Grüße
Friedel meint
guter Beitrag, danke
aber ätherisches Öl für einen guten Duft ? sorry, guck mal auf das Etikett von ätherischen Ölen: da ist ein toter Fisch abgebildet (zumindest auf hochwertigen Ölen ,die nicht aus China kommen).Das darf niemals - auch nicht tropfenweise - in den Wasserkreislauf kommen. Duftlampen (verdampft) ja, Wäsche oder Putzwasser: nein !
Noch 1 Tip: Efeu enthält auch Saponine
Maika meint
Das stimmt so nicht ganz!
Das Giftzeichen rührt daher, das die Duftstoffe hochkonzentriert sind. Das bedeutet aber auch, daß sie bei sehr geringer Dosierung, wie sie auch in Handwaschseifen, Shampoo, Spülmittel und anderen Mittelchen zur Hautpflege oder dem Reinigen, vorhanden sind, keine Gefahr darstellen. Es sind ja immer noch natürliche Öle. Allerdings sind sie keinesfalls pur auf der Haut anwendbar oder in großen Mengen dem Wasserkreislauf zuzuführen, da hast du absolut Recht!