Eine der am häufigsten gestellten und sehr berechtigten Fragen, die zu Unverpackt-Läden gestellt wird, ist die, wie es eigentlich mit dem Müll hinter den Kulissen aussieht.
Fällt wirklich insgesamt weniger Müll an als im normalen Supermarkt? Verlagert der Zero Waste Kunde nicht einfach seinen Müll von zu Hause in den Laden? Wie viel Plastikmüll fällt in einem Unverpackt-Laden an, kann das wirklich so viel weniger sein als in einem konventionellen Supermarkt?

Das sind Fragen, die ich mir als Zero Waster natürlich auch schon gestellt habe. Beim unverpackten Einkaufen habe ich immer schon hier und da mal bei den Sachen, die ich gerade gekauft hatte, nachgefragt, aber systematisch hatte ich das nicht beleuchtet. Um dem ganzen auf den Grund zu gehen, habe ich vorsichtig bei der lieben Anja vom Unverpackt-Laden natürlich unverpackt in Münster nachgefragt, ob sie mir wohl mal einen Blick hinter die Kulissen gestattet.
Sofort und sogar mit Begeisterung sagte sie zu, denn Transparenz sei ihr sehr wichtig! Ich dürfte gerne Fotos von allem, was ich möchte, machen und ihr Löcher in den Bauch fragen.
Voller Vorfreude fahre ich also morgens ziemlich unausgeschlafen mit dem Zug nach Münster, damit ich auch mal so eine Lieferung miterlebe.
Kaum habe mir nach meiner Ankunft gähnend einen Kaffee und ein vegan belegtes Brötchen bestellt, kommt auch schon die Nuss-Lieferung per Paketdienst an. Ich wundere mich, dass so was per Paketdienst und nicht wie sonst in einer Großlieferung kommt. Sie habe einen Großhändler in der Nähe von Göttingen, aber der habe leider nicht alles, erklärt mir Anja. Eigentlich wäre ihr ja der deutlich nähere Großhändler in Coesfeld lieber, aber dieser habe sie leider nicht beliefern wollen, weil sie nur zu 95% und nicht zu 100% bio sei. So muss die Milch in den Mehrwegflaschen aus der Molkerei Söbbecke im 50km entfernten Gronau erst nach Göttingen reisen, um von dort aus mit den anderen Waren wieder nach Münster geliefert zu werden. Glücklich ist sie darüber nicht, wie man ihr deutlich ansieht, aber das ist halt die bisher ökologischste Option. Man sei leider in Punkto Regionalität abhängig davon, ob es vor Ort jemanden gibt, der einen auch beliefert.
Aber da scheint sich auch immer mal was zu tun, denn demnächst wird das Sortiment um frisch gepresste Öle wie Hanfsamen- und Aprikosenkernöl aus Münster ergänzt. Und es ist kommt ja doch viel aus der Region, stellt sich heraus, als ich nach den regionalen Produkten frage: Die Marmelade und das Brot kommen direkt aus Münster, der Honig sowie die Eiscreme im WECK-Glas aus Coesfeld, die Kartoffeln und Eier sind aus Greven, der Kaffee aus einer Rösterei in Telgte und Fleisch gibt es auf Vorbestellung aus Laer.
"Puh, das klingt ja nach einer anstrengenden Anfangszeit," merke ich an. – "Naja, am Anfang musste man schon etwas mehr organisieren, aber danach lief es. Außerdem ruft unverpackt ja viel Aufmerksamkeit hervor, von daher wurde mir viel zugetragen," sagt Anja lächelnd.
Unverpackt-Läden wollen gemeinsam was bewegen
Anfang Juli erst haben sich die Unverpackt-Läden in Berlin getroffen, um sich auszutauschen und zu besprechen, wie man gemeinsam mehr bewegen könne, erzählt mir Anja außerdem.
Sie wollen beispielsweise ermöglichen, dass in Zukunft noch mehr in Pfandboxen geliefert wird. Und dann ist da noch die Stretchfolie, die meterweise um die Lieferungen gebunden werden, damit im LKW nichts umfällt oder durcheinanderkommt. "Macht ja auch Sinn, die Ware zu fixieren, damit nichts im LKW umfällt und kaputt geht. Früher hatte man Spanngurte, aber irgendwie soll das heute nicht mehr gehen. Ich habe mit den Lieferanten geredet und geredet und geredet, so weit ist die Industrie aber einfach noch nicht. Da müssen wir noch dran arbeiten," so Anja. Fast das Gleiche hatte mir die Katrin von der Plastikfreien Zone auch gesagt, als ich im Mai in München war, und auch ich bin bei meinem Buch genau bei der Stretchfolie an die Grenze gestoßen.
Toll wäre außerdem ein Zentrallager für alle Waren, von wo aus dann alles palettenweise auf die Unverpackt-Läden verteilt werden würde, sei man sich einig gewesen. Also wie bei Büchern, denke ich mir noch. Aber noch seien es zu wenige Läden, um so eine logistische Infrakstruktur aufzubauen und auszulasten. Bald soll es auch Studien zu den Lieferketten geben, schließlich sei es wichtig, auch mal Zahlen dazu zu haben.
Also werden erst mal die Läden weiterhin Waren, die sie bei ihren jeweiligen Großhändlern nicht bekommen, bei den Produzenten direkt beziehen oder auf kleine Lieferanten ausweichen. Das sind neben Großpackungen für Nüsse üblicherweise auch die Bambuszahnbürsten, Klopapier oder Haarseifen, weil es einfach sehr spezifische Produkte sind. Diese Sachen werden dann mit dem Paketdienst verschickt.
Der Blick ins Lager
Ich darf also Anja und der Lieferung ins Lager folgen, wo Anja alles direkt auspackt, um es mir zu zeigen. Schon bevor der Karton auf ist kann sie es sich nicht verkneifen, ein bisschen über die unnötige Verpackung zu schimpfen. Denn die Nüsse kommen zwar in sogenannten Großgebinden zu 5 oder 10 kg, aber jeder Sack steckt noch mal in einem Karton. "Absolut unnötig!"
So erfahre ich davon, dass man als Unverpackt-Laden eigentlich in einem kontinuierlichen, nicht enden wollenden Kampf steckt. Denn Anja lässt nicht locker. Andauernd ruft sie Produzenten und Lieferanten an, in der Hoffnung, das der stete Tropfen die Stein irgendwann hohlt. Und sie recherchiert weiter, sucht nach ökologischeren Alternativen.
Sie zeigt mir direkt die Verpackung bei den 10kg Kakaonibs. Der Papiersack steckt ja noch mal in Plastik, stelle ich fest. "Das ist leider nicht alles," empört sich Anja. Sie macht für mich den Sack auf und tatsächlich – innen steckt eine weitere Plastiktüte! "Ich habe mich schon beschwert. Wenn die sich nicht bewegen, werde ich das wieder aus dem Sortiment nehmen, denn das geht gar nicht!"
Sie zeigt mir weitere generell nachhaltigeren Produktalternativen, die allerdings ihrer Meinung nach doch noch in unnötiger Verpackung stecken, wie die Vorratsdose aus Zuckerrohr-Resten der Rohrzuckerherstellung, die einzeln in einem Karton steckt.
Das einzige, was bei ihr noch in Luftpolsterfolie kommt, sind die Edelstahl-Brotboxen. "Das kann ich wirklich nicht verstehen," runzelt Anja die Stirn, "aber da muss ich leider zugeben, dass ich vergessen hatte, noch mal nachzufragen. Da nimmt man sich das vor, wird aber sofort wieder vom Tagesgeschäft abgelenkt und wenn die nächste Lieferung ankommt und man sie aufmacht, denkt man wieder, ach du Sch–, da war doch noch was..." Ich muss trotz Anjas ernstem Gesicht lachen, denn das kenne ich selber von mir. Selbstständig bedeutet, man arbeitet selbst und ständig, pflegte meine Chefin in der Werbeagentur, wo ich als Schülerin als Aushilfe gearbeitet hatte, zu sagen. "Wenn man an allen Ecken und Enden mit Arbeit zugeballert ist, rutscht einfach auch mal was durch," tröste ich Anja und mich selbst.
Bügelgläser hat Anja übrigens bereits aus dem Sortiment genommen, weil diese ihr einfach mit zu viel Polstermaterial kamen – "Ein Gelber Sack pro Lieferung!" Die Peanuts waren aus Maisstärke und lösen sich angeblich in Wasser auf, "Aber das muss ja trotzdem nicht sein," findet Anja, "vielleicht kennst du oder deine Leserschaft ja eine Alternative?"
Hiermit also der Aufruf an euch, Leute! Wer einen Bügelglas-Produzenten kennt, der auch, ähnlich wie WECK, darauf achtet, so umweltfreundlich wie möglich zu verpacken, teilt es entweder Anja direkt mit, oder hinterlasst es mir unten in einem Kommentar, und ich leite es weiter 😁!
"Ich wollte dir aber noch was zeigen," sagt Anja und macht einen Karton auf. Darin ist Müll, den sie sonst direkt rausbringt. "Wie du siehst, ist das noch eine ganze Menge, die so an Kartons und Polsterung auch zusammenkommt, leider. Inzwischen habe ich meine Lieferanten so weit, dass zumindest die Posterung plastikfrei ist, aber ich finde ja, es ist immer noch zu viel."
"Wieviel Prozent kommt denn bei dir eigentlich noch in Plastik eingepackt?" möchte ich wissen. Ungefähr 30% sind es. Das sind dann die 10 Liter Essig- und Öl-Kanister (die 5 Liter Kanister sind aus Metall), die Reiniger von Sonett, die Nudeln und einige andere vereinzelte Sachen wie das Kakaopulver in einem 2 kg Eimer.
Nudeln gibt es in 5 oder 6 kg Gebinden aus Plastik. Ich habe schon öfters gehört, dass man Nudeln generell und auch in Großgebinden kaum plastikfrei bekommt, und Anja bestätigt das. Schon gar nicht in Bioqualität, ergänzt sie. Sie frage schon immer nach, ob man dann nicht wenigstens ein dünneres Plastik nehmen könnte.
Die Kanister für Öl werden nicht wieder befüllt, womit ich aber schon gerechnet hatte. Irgendwann hatte ich mal in einem Zeitungsartikel zum Thema Mehrweg nämlich gelesen, dass Öl-Gefäße sich für ein Mehrwegsystem maschinell zu schwer reinigen lassen.
Die Kanister der Reinigungsprodukte sind von der Marke Sonett. Bei meinem Besuch im November letzten Jahres im Unverpackt-Kiel hatte mir Besitzerin Marie erzählt, dass Sonett sich weigere, die Kanister zurückzunehmen und wiederzubefüllen. Trotzdem sammle sie die Sonett-Kanister im Keller, weil sie auf jeden Fall dran bleiben wolle und hoffe, dass Sonett irgendwann doch die Kanister zurücknehme.
Ihre Hartnäckigkeit scheint sich ausgezahlt zu haben, denn ich erfahre, dass Sonett die Kanister nun tatsächlich zurücknimmt – wenn sie auf Kosten der (Unverpackt-)Läden zu ihnen geschickt würden. Anja macht das, erzählt aber weiter, dass die Kanister nicht wie man annehmen würde direkt wiederbefüllt, sondern geschreddert und dann zu neuen Kanister verarbeitet werden würden. Das liegt daran, dass immer ein Rest im Kanister zurückbleibt und man mindestens die fünffache Kanister-Menge an Wasser benötigt. Außerdem schäume das sehr stark, erklärt mir Anja, sodass ich vermute, dass es wie beim Öl so ist, dass man das maschinell nicht reinigen kann, was sich dann wiederum nicht in die Produktionsprozesse integrieren lässt.
Der Großteil der Ware kommt in 5 bis 25 kg Papiersäcken.
Gut, vielleicht nicht gerade der Tee oder die Gewürze, aber auch die gibt es in nicht mehr haushaltsüblichen Mengen von 1 kg pro Sorte.
Das lose und stickerfreie Obst und Gemüse stammt von Ökulus in Münster, der auch den Bioland-Marktstand betreibt. Geliefert wird es zu 98% in Pfandboxen.
Das Klopapier aus Bambus wird in einem Karton mit 160 Rollen geliefert. Es gibt davon auch einen 8-er Pack, aber als Ansporn bietet Anja die losen Einzelrollen günstiger an als im 8-er Pack.
Ich entdecke den Tofu im Kühlregal und bin ganz begeistert, dass er bio ist! Tofu an sich bekommt man zwar in eigentlich jedem Asia-Shop lose aus einem großen Eimer in der Kühltheke (im Ruhrgebiet stammt das meiste aus einer Tofu-Manufaktur in Duisburg, betrieben von einer koreanischen Familie, wie mir in einem Asia-Shop erzählt wurde), aber loser Bio-Tofu ist schon fast eine Kuriosität! Mir sind nur ganze drei Tofumanufakturen in Deutschland bekannt, die Bio-Tofu herstellen, den man auf Wunsch wohl unverpackt kaufen kann. Das sind einmal die Soy Rebels sowie die Tofu Tussis in Berlin und das Tofuhaus im wunderschönen Bochum.
Der Bio-Tofu bei Anja ist von der Marke Taifun, die wahrscheinlich jeder Veganer kennt, da man ihn in fast jedem Bioladen und Reformhaus kaufen kann. Ganz lose kommt der Tofu leider nicht an, denn Taifun sitzt in Freiburg und das wird wahrscheinlich von der Frische her schwierig. Der Tofu ist statt in 200 bis 250 g Packungen in einer 1 kg Portion eingeschweißt. Allerdings merkt Anja an, dass der Tofu leider nicht gut läuft und sie ihn, falls sich nichts ändert, aus dem Sortiment wird nehmen müssen. Also, liebe Münsteraner, holt euch euren Tofu lieber bei Anja statt eingeschweißt im Bioladen!
Spender und Hygiene
Als ich durch die Küche laufe, sehe ich, wie die Mitarbeiterin gerade einen leeren Spender neben die Spüle stellt. "Genau, was ist eigentlich mit den Spendern? Wie viel passt da rein und wie häufig müssen sie gereinigt werden?" möchte ich wissen.
In diesen Spender passen 8 Liter, erklärt mir Anja geduldig. Die Spender werden immer nach jeder Charge auseinandergebaut und in der Spülmaschine heiß gereinigt. Das Mindesthaltbarkeitsdatum der jeweiligen Charge sowie ggf. die Zutatenliste, Deklaration wie vegan oder Bio/konventionell stehen für den Kunden als Information vorne am Spender auf einem Etikett.
Reuse
Wir gehen wieder nach vorne, weil mein Kaffee und das angebissene belegte Brötchen da noch auf mich warten und ich Anja außerdem noch ein paar Interview-Fragen stellen möchte.
"Oh, einen Moment bitte," entschuldigt sich Anja aber direkt, weil eine Kundin herein kommt und gezielt auf sie zugeht. Ich nutze die Zeit, um einmal vom Brot zu beißen und ein Paar Fotos zu machen, bis mir auffällt, dass die Kundin ja gar nichts kauft, sondern sich von Anja Kartons geben lässt, die sie beide auseinanderbauen.
Ich werde neugierig. "Lässt du dir die Kartons für einen Umzug geben?" frage ich sie. "Ja, genau," lacht sie, "ich ziehe um. Ich hatte erst beim Discounter gefragt, aber die wollten mir das gar nicht raussuchen. Erst hatte ich gar nicht daran gedacht, hier zu fragen, denn bei einem Unverpackt-Laden denkt man ja nicht wirklich an Verpackung."
Die zusammengefalteten Kartons holt die umweltbewusste Kundin auch nicht etwa mit dem Auto, sondern mit einem geliehenen Fahrradanhänger ab! Sie erzählt mir vom Lastenfahrrad Lasse, das man sich kostenlos ausleihen kann, das aber gerade im Einsatz ist. Wir entdecken es witzigerweise genau auf der Straßenseite gegenüber!
Sowieso möchte Anja in Zukunft leere Kartons, Eimer, Kanister und eventuell auch Polstermaterial auf der Homepage, Facebook-Seite des Ladens oder ebay-Kleinanzeigen zum Verschenken anbieten, damit die Sachen wie jetzt die Kartons ein zweites Leben bekommen. Bisher hatte sie selbst für vieles davon Verwendung oder dankbare Abnehmer. Aber irgendwann ist man natürlich auch ausgestattet 😉.
Ich finde das klasse, denn nicht umsonst sage ich immer und immer wieder, dass es ja eigentlich schon genug Zeugs und Krams gibt, man es nur umverteilen müsste statt andauernd die ohnehin knappen Ressourcen für die Produktion von Neuware anzuzapfen.
Deutlich weniger Müll
Ich setze mich wieder in die gemütlichen Bistro-Ecke, schlürfe meinen inzwischen kalten Kaffee (so was kommt bei mir nicht weg) und beiße noch mal kräftig von Rest meines Brötchens ab und notiere mir schnell meine Eindrücke, solange sie noch frisch sind.
So weit war das tatsächlich alles ungefähr so, wie ich es mir vorgestellt hatte: Viele große Säcke im Lager und alles in nicht mehr haushaltsüblichen Portionen. Und ja, Großpackungen sind weniger Müll sind als die individuellen Verpackungen in einem normalen Supermarkt. Sehr positiv finde ich, dass immerhin 70% der Ware in Papier verpackt ist– vor allem, wenn man mal überlegt, dass Plastik als Verpackungsmaterial den konventionellen Supermarkt zweifelsohne dominiert. Einwegverpackungen wird man im Laden vergeblich suchen, denn selbst den Wein gibt es in Pfandflaschen. Das spart natürlich auch wieder Müll.
Dass nicht alle Lebensmittel plastikfrei eingepackt werden, hatte ich erwartet; alles andere ist zum heutigen Zeitpunkt leider utopisch und so realistisch bin ich dann doch noch. Das hatte ich zum Teil, wie z.B. bei den Nudeln oder Nüssen, ja schon vorher mitbekommen. Und die Kanister zum Abzapfen sieht man ja auch als Kunde im Laden.
Dass manche Produzenten wie die der Kakaonibs oder Nüsse auch bei Großpackungen offenbar nicht an Verpackung sparen wollen, finde ich allerdings sehr schade. Da hängt es also maßgeblich vom Einsatz der Besitzer wie Anja ab.
Wie viel Müll ist das aber nun in Zahlen ausgedrückt?
- Alle zwei Wochen eine große Papiertonne (240 Liter) voll
- Pro Woche ein voller Gelber Sack
- Jede Woche wird von einer Spezialfirma die halbvolle kleine Biotonne (120 Liter) abgeholt, worin sich Schnippelabfälle aus dem Bistro sowie wirklich verdorbenes Obst und Gemüse kommen.
- Die besagten großen Kanister für die Reiniger werden gesammelt und an Sonett zurückgeschickt.
Ich bin ziemlich beeindruckt, denn das sind beim Gelben Sack und der Biotonne wahrscheinlich sogar weniger als haushaltsübliche Mengen! Und auch bei Papiermüll ist es trotz allem weniger, als ich so geschätzt hätte, denn ich hätte mit einem ganzen Container jede Woche gerechnet. Wenn ich zum Vergleich daran zurückdenke, wie viel Papiermüll bei uns damals mit abonnierter Tageszeitung im Studium zusammenkam, ähem...
Anja ist übrigens nicht bei Foodsharing, aber nicht, weil sie das nicht gut findet, sondern weil schlicht und ergreifend nicht genug zusammenkommt, was sie darüber noch verteilen könnte. Schlappes Gemüse kommt in die Tagessuppe, dann hat sie eine treue vegane Stammkundin, die ihr alles, was nicht mehr so hübsch aussieht zum halben Preis abkauft. Tja, und das Wenige, was überhaupt noch übrig bleibt, geht an den Guten Hirten, einer sozialen Einrichtung, die sich um Wohnen für Menschen mit Behinderungen, Pflege und eine Kindertagesstätte kümmern.
Verlagern die Kunden nicht einfach ihren Müll in die Unverpackt-Läden?
Einen großen 10 kg Sack Haferflocken (oder Schokolade 😜) kann ich mir theoretisch auch selbst holen, denn der kommt bei uns zu Hause wohl weg. Aber so große Mengen können wir uns nun wirklich nicht von allen Sachen kaufen, denn das wäre wieder Lebensmittelverschwendung.
Also: Ja, wir verlagern einen Teil unseres Mülls in die (Unverpackt-)Läden, denn die Großpackung bleibt natürlich dort. Wir schneiden uns nicht den prozentualen Teil der Großverpackung ab und nehmen ihn mit nach Hause 😉. Dennoch: Insgesamt entsteht durch so ein Konsumverhalten deutlich weniger Müll, denn man teilt sich sozusagen mit anderen Kunden des Ladens die Großpackungen.
Anja im Gespräch
Das Unverpackt-Prinzip hört ja nicht auf, nur weil ich jetzt einen Laden habe. Für mich geht das jetzt erst los!”
Anja Minhorst
Anja hat jetzt etwas Luft und setzt sich mit einem Cappuccino zu mir.
Wie fühlt es sich an, als jemand, der so bemüht ist, Müll zu vermeiden, plötzlich mit einem Unverpackt-Laden doch wieder Müll zu haben?
Gerade am Anfang war das viel, weil der Laden eingerichtet wurde. Da hab ich gedacht: Du bist echt 'n Idiot, machst einen Laden, damit Leute Müll sparen, und jetzt ertrinkst du hier in Müll. Aber es wird besser.
Lebst du privat auch Zero Waste?
Nein, ich lebe nicht ganz Zero Waste. Ich bin auch keine Vegetarierin, obwohl ich inzwischen wirklich wenig Fleisch esse. Ab und zu brauche ich einfach mal eine Tüte Chips oder eine Lage Parma-Schinken, und das sind Dinge, die bekommt man nicht plastikfrei. Mein Umgang mit Müll ändert sich laufend, es ist auch eine Entwicklung. Gerade seit dem Vortrag von Béa [Anmerkung: Anja hatte Béa Johnson für einen Vortrag Anfang Juni nach Münster geholt 💚] merke ich noch mal, wie ich noch weniger Müll produziere, und ich wollte mir übrigens auch eine Wurmkiste zulegen!
Wie ist es für dich, einen eigenen Laden zu haben?
[Lacht herzlich] Ich schlafe weniger, ich esse unregelmäßiger – ich arbeite so viel wie noch nie. Früher hatte ich einen eigenen Garten. Dass ich nicht mehr mein eigenes Gemüse anbauen kann ist der allergrößte Wehmutstropfen – im Moment zumindest. Ich mach null Sport mehr, bin nur noch mit dem Laden beschäftigt. Das ist aber normal. Ich bin schon oftmals sehr gefordert. Manchmal hab ich aber Momente in meinem Laden, da bin ich einfach megastolz. Und ich bin schon lange nicht mehr so gerne zur Arbeit gegangen wie jetzt. Man stellt sich morgens nicht mehr die Frage, ob man aufstehen möchte! Denn es fühlt sich richtig an!
Ach, ich hätte Anja noch viel mehr fragen wollen, aber ich bin mit Hanno (meinem Mann), der ja in Münster arbeitet, zum Mittagessen verabredet, und er hat heute nur eine kurze Mittagspause zwischen Terminen. Ich bedanke mich also bei Anja und drücke sie. Echt klasse, dass sie sich die Zeit genommen hat! Das weiß ich auf jeden Fall zu schätzen!
Mein immer noch nicht aufgegessenes Brötchen nehme ich in die Hand und futtere es auf dem Weg zum Mittagessen. Denn nach dem Essen ist vor dem Essen oder wie war das noch mal?
Olivia
Hey liebe Shia,
Der Artikel ist super, nur könnte er mal überholt werden 🙂
Es hat sich sooo viel getan in den letzten Jahren!
So gibt es z.B. Nudeln in Papier und Kakaopulver sowieso. Usw 😉
Liebe Grüße,
Olivia vom Unverpackt-Versand
Peter
"Sie zeigt mir direkt die Verpackung bei den 10kg Kakaonibs. Der Papiersack steckt ja noch mal in Plastik, stelle ich fest. „Das ist leider nicht alles,“ empört sich Anja. Sie macht für mich den Sack auf und tatsächlich – innen steckt eine weitere Plastiktüte!"
Auch wieder so eine Sache....
Kakaa-Nibs wird man sicher nicht in einem großen Papier-Sack alleine durch das Land reisen lassen wollen. Feuchtigkeit? Deshalb auch dann die Plastik-Folie innen.
Und außen .... sieht so aus, wie wenn daß jemand gemacht hat, der nicht wollte, daß das Zeug naß wird - und vielleicht nicht wusste, daß innen bereits eine Folie ist.
Oder der einfach die äußere Verpackung schützen wollte ... Papier kann naß werden .... reißen.
---> die sinnvollste Lösung wäre eigentlich, daß die Industrie solche Produkte auch ein verschließbaren Mehrweg-Plastikboxen ausliefert.
Allerdings: die müssen versiegelt sein - damit die unterwegs nicht geöffnet werden und ein paar Nibs gefuttert werden .... oder etwas Rattengift drunter gemsicht wird.