Müll durch Essen to go ist auch in Coronazeiten vermeidbar, denn das Befüllen eigener Gefäße ist weiterhin weder verboten noch unhygienischer als Einwegboxen.
Nicht, dass wir vor Corona da vorbildlich gewesen wären. Mit 626 kg pro Einwohner pro Jahr führt Deutschland zusammen mit Dänemark die europäische Müllstatistik aus dem Jahr 2018 an. Seit Corona produzieren wir sogar noch mehr Müll. Etwa 10% mehr Plastikmüll melden Abfallwirtschaftsbetriebe. Hauptverursacher sind – Überraschung – Einwegprodukte, denn lange konnten wir uns nicht ins Café oder Restaurant setzen, sondern diese nur durch to-go-Bestellungen unterstützen.
Das ist bitter, denn wir waren gesellschaftlich eigentlich auf einem guten Weg. Das Statistische Bundesamt meldete einen Abwärtstrend in Sachen Verpackungsmüll und immer mehr Menschen ließen sich öffentlich mit Mehrweg-Kaffeebechern blicken.
Mit der Pandemie war mit einem Schlag Mehrweg out und Wegwerf wieder in. In Städten quellen seitdem die Mülleimer vor lauter to-go-Müll über (siehe z.B. hier, hier oder hier) und unsere Wälder sind offenbar für viele Menschen zu Müllhalden umfunktioniert, wie Regionalzeitungen melden (z.B. hier, hier, hier oder hier).
Dabei ginge es auch anders. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert eine verbindliche Quote für Mehrweg-Geschirr und schlägt Mehrweg-Boxen mit Pfand vor und weist darauf hin, dass das Befüllen von mitgebrachten Boxen weiterhin nicht verboten sei.
Inhaltsverzeichnis:
Viele Läden lehnen mitgebrachte Gefäße pauschal ab – ist das begründet?
Dass das Befüllen von mitgebrachten Behältern "aus hygienischen Gründen" nicht mehr erlaubt sei ist nett ausgedrückt frei erfundener Quatsch und hat weder eine gesetzliche noch eine wissenschaftliche Grundlage.
Ich kann die Unsicherheit von Läden gerade am Anfang dieser Krise natürlich sehr gut nachvollziehen. Es war ja erst noch nicht ganz klar war, wie sich das Virus verbreitet. Wir waren alle verunsichert und es schwirrten auch einfach viele Falschmeldungen umher.
Mein genereller Ratschlag ist und bleibt auch nach fast zwei Jahren Pandemie, sich bei seriösen Quellen zu informieren, wie z.B. auf den FAQ Seiten des Robert-Koch-Instituts oder des Bundesinstituts für Risikobewertung, beim Bundesgesundheitsministerium oder sich bei der Tagesschau auf den Laufenden zu halten.
Nach so vielen Fällen weltweit ist weiterhin klar: Das Virus wird von Mensch zu Mensch übertragen. Die Übertragung über Lebensmittel und Gegenständen ist unwahrscheinlich, da das humane Coronavirus außerhalb menschlicher und tierischer Mechanismen nicht sehr stabil ist. Wir brauchen weder Angst vor Türklinken noch vor Lebensmitteln haben – solange wir die bestehenden Hygienemaßnahmen – also die von vorher sowie die neuen durch Corona eingeführten – einhalten. (Quellen: Tagesschau, Bundesinstitut für Risikobewertung) Falls das nicht schon klar geworden ist: Mehrweg-Behältnisse meiden gehört nicht zu den angeratenen Maßnahmen.
Die Angst, Behältnisse anzunehmen, ist also unbegründet. Eigentlich auch ziemlich logisch, denn Einweg bedeutet ja nun wirklich nicht steril. Wegwerf-Produkte können theoretisch genauso kontaminiert sein wie ein Mehrweg-Produkt.
Was kann ich machen, wenn ein Laden mein Behältnis nicht annimmt?
Wie auch vor der Pandemie gibt es zwar kein Verbot für mitgebrachte Gefäße, aber auch keine Verpflichtung, dem nachzukommen.
Wir beobachten, dass die Bereitschaft immer größer ist, wenn die Zahlen wieder weiter unten sind und alle lockerer sind und es angespannter ist, wenn wir wieder mitten in einer Welle stecken.
Dennoch: Unsere Erfahrung ist zumindest, dass wir selten mit unseren Gefäßen nur selten abgelehnt werden.
1. Zu kleinen, inhaber:innengeführten Läden gehen
Ganz pandemie-unabhängig stehen die Chancen bei kleinen Läden die eigenen Dosen befüllt zu bekommen meist besser als bei großen Ketten, wo keiner vor Ort überhaupt die Erlaubnis verfügt, über so etwas zu entscheiden.
2. Dort hingehen, wo man dich kennt
Gut, alternativ natürlich: Werd Stammkund:in! Wir sind wie wahrscheinlich die meisten von euch auch Gewohnheitstiere.
Das heißt, dass wir so ziemlich immer zum gleichen Marktkstand, zu den gleichen Bioläden, an die gleichen Brottheke und zu den gleichen Unverpackt-Läden gehen. Die Mitarbeitenden dort kennen uns also und dann ist das gar kein Problem. Der Stammkundschaft kommt man schließlich auch gerne mal etwas entgegen.
Oft ist es auch einfach nur Unsicherheit, ob es in Ordnung ist. Nicht jede Person hinter der Theke kennt schließlich die Hygienebestimmungen auswendig. Und einige haben uns schon gebeichtet, dass sie gerade bei neuen Gesichtern lieber mal ablehnen, weil es immer sein kann, dass es eine Stichprobe vom Gesundheitsamt ist und sie da auf Nummer sicher gehen wollen.
3. Vorgabenkonforme Vorschläge machen
Wenn unsere Dosen oder auch Beutel abgeleht werden, sprechen einfach mit den Leuten. Denn oft ist es einfach Unsicherheit über die bestehenden Bestimmungen und sie sind generell offen der Idee gegenüber.
Wenn wir merken, dass es meistens nur an der Frage der Umsetzung hakt, schlagen wir oft folgendes vor:
- Wir halten den Beutel auf oder stellen die Dose auf die Theke und sie können das, was wir kaufen wollen, einfach "reinplumpsen" lassen. Cafés und Restaurants können übrigens wie auch Theken ein Tablett-System einführen, wo die Kund*innen die eigenen Dosen offen draufstellen und hinterher selber den Deckel drauf machen. So muss das Personal die mitgebrachten Behältnisse nicht anfassen und kann sie kontaktlos befüllen.
- Oder sie geben uns die Sachen auf einem Teller, einem Tablett oder in einer Tasse heraus und wir füllen sie selber um. So haben sie es hygienisch einwandfrei herausgegeben und wir selber sind ab da dafür verantwortlich.
- Kaffee und andere Heißgetränke können oft in einem Milchkännchen zubereitet und kontaktlos in den Mehrwegbecher eingegossen werden.
- Auch möglich sind Pfandbehältnisse, also z.B. ein eigenes Mehrweg-System. Das hat für die Händler*innen bzw. Gastronom*innen den Vorteil, dass sie welche aussuchen können, die zu ihren Mengenstandards passen.
4. Wenn's gar nicht geht – anders Müll reduzieren
Wenn aber ein Laden trotz allem einfach nicht möchte und statt Möglichkeiten nur Probleme sieht, dann respektieren wir das natürlich auch. Hier in Köln haben wir den Luxus, dass wir einfach weiterziehen können und stattdessen die nach wie vor zero-waste-freundlichen Betriebe unterstützen.
Wenn das aber keine Option ist, gibt es oft immer noch Wege, Müll zumindest zu reduzieren:
- Mehr Zuhause selber kochen, backen oder Kaffee schlürfen. Frisches Obst und Gemüse gibt es nach wie vor unverpackt in Supermärkten, auf Wochenmärkten, in Hof- oder Bioläden zu kaufen. Auch Unverpackt-Läden haben weiterhin auf. Es gelten für sie übrigens die gleichen Hygienestandards.
- Großpackungen oder sogar gleich Großgebinde kaufen bzw. über kleine Bioläden bestellen lassen. So spart ihr Verpackungsmüll und oft auch Geld. Teilt euch da mit anderen Leuten ein, das ist schön und so könnt ihr euch Sachen teilen, die ihr allein nicht aufkriegen würdet. Wir machen z.B. einmal im Jahr eine Sammelbestellung für Linsen aus Deutschland direkt beim Hof, der sie anbaut.
Verpackungsfreier und saisonaler einkaufen
Wie erging es uns so weit?
Bäckerei
Wir hatten wirklich sehr viel Glück! Erst haben wir eine Abfuhr beim Bio-Bäcker bekommen, wo wir sonst immer hingehen und sind also unverrichteter Dinge wieder abzogen und dachten, dass wir einfach selber Brot backen würden (was wir nicht gemacht haben, weil wir bei anderen Bio-Bäckern problemlos noch tütenlos einkaufen konnten).
Das war noch zur chaotischen Anfangszeit, wo alle Geschäfte auch erst mal panisch versucht haben, Plexiglasscheiben aufzutreiben. Aber schon eine Woche später ging das wieder.
Jetzt, knapp 2 Jahre und vier Wellen später, funktioniert es immer noch einwandfrei. Und nett zu uns sind sie auch alle immer, sogar bei den Ständen an Bahnhöfen!
Kaffee
Schwieriger war es, an lose Kaffeebohnen zu kommen. Denn vorher hatten ich ein Jahr lang fast gar keinen (na gut, so einen im Monat) und Hanno nur auswärts hin und wieder mal Kaffee getrunken.
Für Gäste hatten wir Kaffee von einer Bio-Rösterei Zuhause, die aber erst einmal ankündigte, Dosen nicht mehr zu akzeptieren (inzwischen geht aber auch das wieder).
Aber auch da fanden wir einen anderen nachhaltigen Dealer vor Ort, das Startup Plastic2Beans (#UnbezahlteWerbung – einfach, weil ich deren Arbeit echt schätze). Einen der Gründer, Kalie, hatten wir vorher mal über Zero Waste Köln kennengelernt und er ist da echt engagiert! Sonst beliefern sie eigentlich Büros mit Kaffeebohnen in 3,5kg-Pfandeimern.
Dort eigene Dosen zu befüllen gehörte für ihn einfach dazu und in seinem Café gibt es sowieso nur Mehrweg- und keine Einwegbecher oder to-go Boxen. Er will aber immer mehr noch Wissen und probiert Neues aus, wie nun den Verkauf von Kaffeebohnen in Mehrweg-Milchpfandflaschen.
Bonus: Sie betreiben gekoppelt an den Kaffee auch Entwicklungshilfe in Äthiopien, wo sie eine Plastik-Recycling-Infrastruktur aufbauen.
Aber: Wir leben ja nicht mehr in Köln, sondern sind nach Düsseldorf umgezogen. Und hier haben wir bei einer Rösterei auch eine Abfuhr bekommen mit unseren eigenen Dosen. Sonst ja, aber jetzt gerade in der vierten Welle wieder nicht. Sagte uns die Mitarbeiterin im proppenvollen Indoor-Cafébetrieb bei enggestellten Tischen 🤷. Vielleicht war sie auch gerade nur im Stress und hatte keine Kapazitäten für Sonderwünsche.
Dafür hat die nächste Rösterei, wo wir dann mit den Dosen hingestiefelt sind, sich sehr darüber gefreut und uns gelobt.
Take Away
Bei Take Away rufen wir auch wohl mal vorher an und fragen. Nicht alle Läden, die das vorher so herzlich unterstützten, akzeptieren eigene Gefäße, aber viele waren interessiert an unseren Vorschlägen und mehr und mehr führen das langsam wieder ein.
Seit dem klar ist, dass nach dem neuen Verpackungsgesetz ab 2023 das Anbieten einer Mehrwegalternative zur Pflicht wird, sind nach unserer Erfahrung Läden da auch langsam aufgeschlossener geworden. Immer mehr Gastrobetriebe haben sich Mehrweg-Systemen wie Vytal, Recup/Rebowl oder lokalen Systemen in ihrer Stadt angeschlossen.
Das haben wir viel für to-go ausgenutzt, weil wir dann vorher telefonisch unsere Bestellung schon aufgeben konnten und nicht wie sonst mit unseren Gefäßen dann noch vor Ort warten mussten.
Unsere Gefäße wurden und werden aber seit dem Sommer (2021) wieder problemlos und gerne angenommen. Ich habe das Gefühl, dass viele Betriebe froh über jedes bisschen Kundschaft ist und da gerne auch etwas entgegenkommt.
Wie erging es euch denn bisher? Wie ist es bei den Läden bei euch so? Oder habt ihr euch einfach nix bestellt und Zuhause gekocht?
Mehr Infos
- Mehr Plastik-Müll durch Corona | ZDF
- Handlungsempfehlungzum Befüllen von Mehrwegbehältnissen mit Heißgetränkennach hygienischen Standards | Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
- Corona-Krise darf nicht zur Müllkrise werden: Deutsche Umwelthilfe fordert konsequente Mehrwegförderung für Speisen und Getränke | Deutsche Umwelthilfe
- Coffee to go: Einwegbecher vermeiden | Verbraucherzentrale
Juke
Danke für Deine Beschreibung - das ermutigt mich, dranzubleiben.
Wir haben zeitweise von einer veganen Pizzeria Pizza abgeholt und konnten beim zweiten Mal die Pizzakarton neu befallen lassen. Das ging später dann nicht mehr. Aber ideal finde icefall eh nicht. Hast du da - außer selber machen - einen Zero Waste Tipp? Der Laden ist jedenfalls zu weit weg, um mit dem Teller rüberzugehen, man braucht schon etwas, um die Pizza warmzuhalten.
marion
Ich muss Melanie zustimmen - in Stuttgart gibt es riesige Rückschritte seit Corona. Ich ärgere mich darüber jeden Tag.
Ich habe den Eindruck, dass es den Marktstandbetreibern ganz recht ist, dass sie keinen Stress mehr mit Kundengefäßen haben. Im Unverpacktladen ist es etwas komplizierter geworden weil man lange anstehen muss, mit den Einkaufskörben den Laden nicht mehr verlassen darf und erst warten muss, bis sie desinfiziert wurden.
Bei den Bäckereien hatte ich zumindest beim Brotkaufen keine Probleme, aber coffee-to-go, Kuchen in eigenen Gefäßen ist ein einziges Drama derzeit. Es stört deren Abläufe, also machen sie es nicht. Oh, und am Anfang gab es noch nicht einmal Eis in Waffeln in der Stadt, nur noch im Becher mit Plastiklöffel weil die bisherigen Holzstäbchen ja unhygienisch seien....
Ich bin daher sehr froh über diesen Artikel und hatte, ehrlich gesagt, auch nachgedacht, ob ich dich drum bitten sollte 🙂
Melanie
Hallo Shia,
hier bei mir im Umkreis von Stuttgart gibt es kaum noch Läden die meine Dosen nehmen.
In der Bäckerei nehm ich das Brot über die Theke in meine eigene Tüte, bei meinem Metzger konnte ich sehr lange noch Dosen mitbringen, die hatten da immer ein Tablett dafür und vor Corona wurde das auch teilweise mit Rabatten belohnt, aber seit gut 2 Woche dürfen die das wohl nicht mehr. Ich habe ziemlich unverständlich darauf reagiert, da überall gelockert wird und dort wird es strenger?? War denen aber egal.
Auf dem Markt beim Gemüse klappt das wunderbar, beim Käse auch...Und eigelegte Pepperoni etc gibt es kaum noch seitdem die auch keine mitbebrachten Verpackungen mehr akzeptieren.
Ich finde das ganz schön schräg, weil es eben keinen Nachweis gibt das das Virus von Oberflächen übertragen wird und die Verkäufer auch vorher schon meine Behältnisse nicht angefasst hatten sondern über Tabletts berührungsfrei befüllt hatten.
Naja, ich bemühe mich dann wenigstens noch ne Umverpackung zu sparen oder sage das sie alles in eine Tüte stecken sollen.
Und ich glaube nicht das es irgendjemanden beeindruckt wenn ich mit den offiziellen Regelungen daher komme. Die haben alle Angst das das Gesundheitsamt oder wer auch immer hohe Strafen verhängt...oder das sie als Coronaverbreiter gelten könnten weil andere Kunden das nicht hygienisch finden könnten.
Ich danke dir das du das Thema angesprochen hast, so konnte ich wenigstens ein bischen meinen Frust loswerden.
Liebe Grüße,
Melanie
Bernadette
Liebe Shia,
ich lese deinen Blog mit viel Begeisterung und bin immer wieder überrascht, wie ausgewogen du schreibst. Ich versuche im Rahmen meiner (auf dem platten Land doch sehr) begrenzten Möglichkeiten Zero Waste so gut es geht zu praktizieren...
Ich habe zu Beginn von Corona auch schon eine Ablehnung für die mitgebrachte Dose bekommen, am Geflügelstand auf dem Markt, wo ich normalerweise Hähnchen kaufe. Seltsamerweise durfte der leere Eierkarton (den ich im Gegensatz zur Dose ja gar nicht spülen kann) wiederbefüllt werden, die Dose wurde abgelehnt. Ich habe den Geflügelstand dann ein paar Wochen boykottiert und beim Metzger gekauft, wo ich weiterhin alles problemlos in die Dose bekam (wobei auch das vor einiger Zeit echte Überzeugungsarbeit war). Nun ja, mittlerweile wird die Dose wieder akzeptiert, ich bin froh drum. Bei den anderen Ständen gab es kein Problem (den Käse bekomme ich lose in die Dose, Joghurt und Quark im Pfandglas und mit viel Glück gibt es auch Frischkäse im Pfandglas, vorausgesetzt, sie haben genug Gläser, denn die werden oft nicht zurück gebracht sondern für Marmelade und Co. verwendet).
Seit Januar gibt es einmal im Monat auch ein mobiles unverpacktes Angebot: https://fuellmal.de/ Ich nutze es gerne (auch wenn es durch Corona leider schon Ausfälle gab, aber dank Crowdfunding konnte sie weiter machen), der Austausch ist klasse und für Anregungen ist immer ein offenes Ohr. Ursprünglich war auch vorgesehen (für RLP, mein Wochenmarkt ist derzeit der einzige in NRW, der angefahren wird), dass sie nur noch in Papiertüten abfüllen darf, und keine Gefäße mehr annehmen darf. Bei mir war das letzte Woche auch kein Problem.
Restaurantbesuche fallen mit zwei kleinen Kindern, die sich nicht an Abstandsregeln halten, sowieso aus, daher fiel uns der Schritt, auf take-away-Essen auszuweichen, leicht. Abgesehen davon, haben sich viele Restaurants nur weiter im Gespräch halten wollen, denn rentabel ist reiner take-away-Service maximal bei großen Systemgastronomen, sprich: langfristig retten kann ich kaum ein Restaurant damit, habe aber viel Müll produziert.
Schlimm finde ich leider, dass die Politik alles auf den Verbraucher abwälzt. Ich würde viel mehr unverpackt/verpackungsreduziert/müllvermeidend einkaufen/take-away essen, wenn ich es könnte, wenn es Mehrwegsysteme flächendeckend gäbe. Wenn jedes Lebensmittelgeschäft ab einer gewissen Größe genötigt ist, auch eine Mehrwegalternative anzubieten, dann kann auch der Verbraucher, der wegen Immobilität eingeschränkt ist, (sprich kein Auto - ich habe hier in der Nachbarschaft mehrere ältere Damen ohne Auto - und über Tag ist die Familienkutsche auch unterwegs, daher kann ich auch keinen Einkaufsservice anbieten) auswählen. Mit freiwilligen Maßnahmen passiert nichts.
Und was ich noch festgestellt habe: die ältere Generation (grob gesagt ü 70), lacht mich mit meiner Müllreduzierung auch noch aus (Stichwort unverpackte Gummibärchen fürs Kind: "Wie, das Kind bekommt nur EIN Gummibärchen? Das ist doch zu wenig!" "Die kleinen Tütchen (die ja nochmal in der großen Tüte stecken) sind hygienisch und praktisch zum Portionieren." "Unverpackte Gummibärchen (die ich im Glas lagere) trocknen doch bestimmt sofort aus." Ich werde wohl, sobald das Kind das realisieren kann, ein Müllglas für diese Zwecke anlegen... mal sehen, ob das etwas bewirkt...
Wie gesagt, es ist harte Arbeit, das vorzuleben, ohne andere zu missionieren oder zu verprellen. Zum Glück macht mein Mann da aktiv mit (er holt die Milch vom Milchautomat auf dem Heimweg), auch wenn wir selbst noch einen weiten Weg vor uns haben...
Viele Grüße aus der Eifel
Sara
Zum Glück hat mein Lieblingsbäcker in Nippes weiterhin meine Stoffbeutel akzeptiert. Ich hab ihn aufgehalten und die Mitarbeiter*innen haben die Brötchen mit der Zange reingelegt. Inzwischen darf er aber auch wieder über die Theke. Und auch bei meiner Liebsten Kaffeerösterei wurden die Bohnen weiterhin in meinen Beuten gekippt und ich durfte den Becher auf die Theke stellen für Kaffee to go.
Ansonsten hab ich viel selbst gekocht und nur hin und wieder ein Eis auf die Hand geholt, was ja sowieso unverpackt ist. Inzwischen gehen wir wieder fleißig essen und genießen es in unseren Lieblingsrestaurants zu sitzen.
Lg
Sara
PS: Kannst du mir sagen, wo du in Köln das Sushi bekommst? Überall wo ich nachgefragt habe, wollte man nicht in mitgebrachte Dosen abfüllen.
shia
Hi Sara,
sehr cool, ich habe auch das Gefühl, dass es sich zumindest in Köln (seit Corona hab ich ja noch nix anderes "first hand" mitbekommen) wieder gut entspannt.
Wir holen uns Kimbap (das ist die koreanische Version von den Maki-Rollen) von Bibimbap am Zülpicher Platz. Wir lassen es uns auf dem Teller geben und füllen das einfach selber in die Dose. Das haben wir aber auch vor Corona da schon so gemacht, weil es bei unseren Dosen ein bisschen Tetris spielen ist (2 Portionen passen nur rein, wenn man mit etwas Geduld dran bleibt) und dort war es immer ziemlich voll, sodass wir sie nicht aufhalten wollten.
Liebe Grüße,
Shia
Luthien
Hallo Shia,
auf dem Wochenmarkt (meinem Vorschlag, die Nudeln auf einem Teller rüberzureichen, wurde nicht nachgekommen, da der Stand den Verzehr vor Ort komplett eingestellt und gar kein Porzellan-Geschirr mehr dabei hat) und in allen Bioläden werden meine eigenen Behälter seit dem Ausbruch des Corona-Virus leider abgelehnt. Einer davon bietet zwar Pfandgläser an, aber die haben die falsche Größe. Sie sind hoch und schmal, da würde zum Beispiel ein Feta nur reinpassen, wenn man ihn in ganz viele kleine Stücke schneidet. Und wenn die Mitarbeiterin dafür als Unterlage Käsepapier benutzt, hat man nicht wirklich Müll gespart.
Bäckerei 1 wollte man meine Stoffbeutel auch nicht mehr annehmen und ich habe dann darum gebeten, mir das Baguette mit dem Mehrweg-Handschuh in die Hand zu drücken und es selbst eingetütet. Bäckerei 2 nimmt das Fladenbrot mit der Zange und schiebt es in meine Jutetasche, die ich offen halte. In Bäckerei 3 wollte ich den Keks ohne Tüte, bekam aber stattdessen so ein dünnes Papier, welches zum Trennen der Kuchenstücke benutzt wird. Bäckerei 4 wollte mein mitgebrachtes Gefäß auch nicht befüllen, das Gebäck wurde auf die Theke gelegt mit so einem doofen Papier drunter.
Mit einem Restaurant, wo wir Essen bestellt haben, habe ich extra vorher telefoniert und mir wurde zugesichert, dass ihnen Müllvermeidung auch sehr am Herzen liege und man so viel wie möglich in Tupperdosen verpacken würde. Es war kein Pfand drauf und die anderen Kunden hielten es leider nicht für nötig, die Dosen wieder zurückzubringen. Aufgrund der sehr schlechten Rückgabe-Moral wurde das dann wieder eingestellt.
Deshalb wollte ich nur noch zuhause kochen. Leider ist so eine Beziehung immer ein Kompromiss und mein Freund wollte das Restaurant unbedingt unterstützen, damit es das auch in Zukunft noch gibt. Seine Mutter möchte auch jetzt, wo die Gastronomie wieder geöffnet hat, nicht essen gehen und bei vier Personen ist schnell eine ganze Mülltüte voll. Über die schlechte Recycelbarkeit von Styropor und dem hohen Energieaufwand bei der Herstellung von Aluminium muss ich dir sicherlich nichts erzählen. Mir tut das immer im Herzen weh.
Wegen der Verpackung habe ich auf Sushi verzichtet und hatte die ganzen Monate Heißhunger darauf. Sofort bei Wiedereröffnung war unsere erste Amtshandlung, die Sushibar zu stürmen.
Ich hatte auch Sorge, dass mein Unverpackt-Laden vorübergehend schließen muss, aber wenigstens dort ist bis auf Maskenpflicht, Desinfektionsmittel und Maximal-Kundenanzahl zum Glück alles beim Alten. Im Unverpackt-Laden in Osnabrück dürfen die Kunden die Spender nicht mehr selbst bedienen. Das machen jetzt die Mitarbeiter und tragen dafür Einweg-Handschuhe, schade. Ich denke, es würde reichen, wenn sich Kunden und Mitarbeiter regelmäßig die Hände waschen und die Griffe abgewischt werden.
Alles in allem für mich eine unzufriedenstellende Situation und mülltechnisch gesehen ein echter Rückschritt. Ich hoffe sehr, dass sich die Hysterie bald wieder legt und alle ein bisschen zur Vernunft kommen.
Ganz viele liebe Grüße
shia
Hi Luthien,
oh Mann, das klingt echt anstrengend! 🙁 Tut mir voll leid, dass die das so doof mit dem Papier gemacht haben... Arrrgh! Das kennen wir auch von einigen Bio-Bäckern, die uns Kekse immer mit einem Papier statt der Zange greifen wollen. Da sind wir auch nicht immer schnell genug, weil einige Mitarbeiter*innen das machen und andere halt nicht und wir deshalb oft nicht aufmerksam genug sind. Zum Glück immer weniger, weil wir es uns jetzt angewöhnt haben, zu sagen "mit der Zange bitte", aber manchmal sind die so schnell... (Und mein Kopf ziemlich langsam XD)
Schade, dass das Restaurant nicht einfach Pfand genommen hat, sondern das Ganze ganz eingestellt hat. Das wäre sicherlich auch anders gegangen und war vielleicht so nicht die klügste Umsetzungsstrategie. Wir laufen auch übrigens mal einfach mit einem Teller zum Katzencafé (ist ja bei uns im Viertel) und sie haben uns auch schon mal etwas auf einer Untertasse noch mitgegeben, als nicht alles in unsere Dosen gepasst hat. Die haben wir aber natürlich fix wieder zurückgebracht!
Kann sehr gut nachvollziehen auch, dass dir dieser Einweg-Müll beim to-go-Essen im Herzen wehtut, wäre bei mir auch so. Wir haben das Glück, dass meine Schwiegereltern, als sie uns hier in der Zeit mal besucht haben, gar nicht auf Gastro-Essen bestanden. Wir hatten für das gemeinsame Frühstück Brötchen, Marmelade und Aufstrich im Glas geholt und für die zweite Mahlzeit Linsensuppe gekocht.
Wir hatten auch Essen von unserem einen Lieblingsrestaurant (ein vietnamesisches mit Hammer Nudeln!!) vermisst und waren so froh, als sie nach der Wiedereröffnung uns auch genauso lieb wie vorher die Dosen befüllt hatten. Sie waren aber von Anfang an super entgegenkommend und verständnisvoll wegen vegan und zero waste. Bei einem anderen Restaurant hatten wir uns gestern Kimbap (so was wie koreanisches Sushi) mitgenommen. Wir hatten es einfach auf einem Teller bestellt und uns selbst umgefüllt.
Ich kann übrigens auch gut verstehen, dass dein Freund seine Lieblingsrestaurants unterstützen möchte. Wir hatten uns am Anfang auch Gutscheine von einigen gekauft und auch einfach mal etwas gespendet. In unseren Fällen sind es ja auch meistens vegane, zero-waste-freundliche Läden und da fände ich es so was von schade, wenn ausgerechnet die eingingen.
Dass die Mitarbeiter*innen im Unverpackt-Laden in OS (Tara war das doch, oder?) Einweghandschuhe tragen... Oh je, da blutet mein Herz ein bisschen. Ich habe ja 11 Jahre in OS gelebt und dort auch studiert und Tara auch schon vor ihrer Eröffnung besucht. Und du hast vollkommen recht – Hände waschen und Griffe desinfizieren reicht auch vollkommen!! Und wie im Tagesschau-Artikel, den ich oben verlinkt hatte, auch steht: "Denn auch bei Handschuhen gilt: Wenn man eine Fläche, auf der Viren sind, berührt, sich dann mit dem Handschuh ins Gesicht fast, überträgt man die Viren auch. Hilfreicher sind da: Regelmäßiges und intensives Händewaschen - und vor allem Distanz zu halten, um eine Tröpfcheninfektion zu vermeiden."
Ein Rückschritt ist das leider alles ganz definitiv. Umso wichtiger, dass wir unsere Ärmel hochkrempeln und weitermachen und auch für Sichtbarkeit und wieder mehr Bewusstsein sorgen!
Ganz liebe Grüße in die Nähe von OS <3!!
Shia