Ta-daaa, ein ganzes Jahr ist um, und wir haben unser Ziel erreicht, nämlich kein neues Müllglas anfangen zu müssen 😉.
Hier kommt nun die Auswertung unseres Jahresmülls!
Inhaltsverzeichnis:
Was sammeln wir denn eigentlich im Glas?
Im Müllglas sammeln wir unseren Plastik- und Restmüll, sprich, den problematischen Müll, bei dem man sich leider nicht sicher sein kann, dass er tatsächlich recycelt wird.
Bei Papier, Metall, Glas und Biomüll kann man sich da – sofern ordentlich getrennt – eigentlich ziemlich sicher sein, dass er recycelt wird ♻️. Plastik hingegen muss sorten- und farbrein sein. Da kann eine seltene Farbe oder ein Farbmix schon dazu führen, dass das theoretisch recycelbare Material nicht mehr recycelt wird. Oder ein Sticker bzw. Etikett lässt sich vom Kleber her nicht lösen. Zu stark verschmutzt, zu fieselig, verklebt mit anderen Materialien wie bei Tetrapak – all das erschwert noch zusätzlich die Recycelbarkeit.
Auch den gut recycelbaren Müll sammeln wir aber, und der wurde für diese Statistik wieder gezählt und gewogen. Und natürlich bemühen wir uns auch, den recycelbaren Müll so gering wie möglich zu halten.
Müllstatistik
Unser Müllglas fasst nicht, wie noch vor vier Monaten angenommen, 1 Liter, sondern nur 750 ml. Meine Ma hat das mit Wasser und einem Messbecher gewissenhaft geprüft, da sie der Meinung war, dass das Glas nie im Leben einen ganzen Liter fasst 😂.
Das Glas ist nun recht voll mit noch einem kleinen bisschen Luft. Und sicherlich könnte man das noch effizienter packen, wenn man das mal alles rausräumen und besser stopfen würde. Da wir da aber auch scharkantige Sachen wie die zerbrochene Kaffeetasse drin haben habe ich das aber mal sein gelassen.
Nun aber zu den harten Zahlen des Müll eines ganzen Jahres zu zweit 😉
- Plastik- & Restmüll: 275 g
- Glasmüll: 4x 1 Liter-Flaschen (3x Öl, 1x Sojasoße), 2x 375 ml Ahornsirup-Flasche, 1 kaputtes 2 Liter Vorratsglas, 1 Schuhkarton mit zertrümmerten Glas, 1 x 750 ml Rotkohlglas ohne Deckel, für das wir einfach keine Verwendung mehr haben
(in den letzten 4 Monaten kamen 2 kaputte gegangene Trinkgläser dazu und das Rotkohlglas, das nicht kaputt ist, für das wir aber ohne Deckel keine Verwendung mehr haben) - Papiermüll: 2.596 g (in den letzten 4 Monaten kam deutlich mehr als sonst pro Monat dazu – ganze 939 g, was zum einen daran lag, dass die Krankenkasse uns doch noch mal versehentlich die Mitgliederzeitschrift zuschickte, und zum anderen daran, dass wir ungefragt Sachen zugeschickt bekamen, was zwar immer lieb gemeint ist, aber am Ende doch Sachen waren, die wir uns vor Ort selber hätten verpackungsfrei holen können. Zum Vergleich: In den vorherigen 3 Monaten kamen nur 388 g Papiermüll dazu.)
- Metallmüll: 105 g (18 g kamen in den letzten 4 Monaten dazu)
- Biomüll: Nach wie vor wird Kompostierbares bei uns in der Wurmkiste kompostiert. Vorher haben wir alle 2 Wochen einen Zeitungshut voll (oder eben nicht ganz voll) nicht-kompostierbaren Biomüll (Zwiebel-, Knoblauch- & Bananenschalen, Schalen von Zitrusfrüchten) in den Restmüll gebraucht, weil es für unser Wohnhaus neben der Fußgängerzone keine Biotonne gibt und das leider auch nicht gewollt ist. Dieser Müll ist nun fast nicht mehr vorhanden, weil a) wir die Menge noch mal reduzieren konnten, und b) unsere Wurmkiste nun auf Hochtouren läuft, sodass wir diese Sachen einfach mit in die Wurmkiste geben (in kleinen Mengen kommen die Würmer damit klar). Wir bringen also nun alle zwei Wochen nicht mal mehr eine Handvoll davon weg.
Was für Sachen sind aber nun in unserem Müllglas?
Kassenbons
Ein ganz großer Teil des Mülls in unserem Müllglas sind Kassenzettel, denn die aus Thermopapier sind durch die BPA-Beschichtung drauf eigentlich schon glatt Sondermüll 😡. Im Papiermüll kontaminiert das BPA nicht nur das, was daraus wieder hergestellt wird, sondern belastet auch das Grundwasser.
Nachdem wir das erfuhren, haben wir daran gearbeitet, Kassenzettel zurückzuschrauben, aber das ist tatsächlich eine Sache, die ich schon glatt als Kampf bezeichnen würde. Denn Kassenzettel werden als absolut harmlos wahrgenommen und jeder noch so kleine Laden hat inzwischen dieses Thermopapier. Wir dachten ja, dass der Demeter-Marktstand bei uns keine Zettel ausdrucken würde, bis wir dann mal so standen, dass wir sahen, wie sie die Bons nur einfach nicht abreißen und den Kunden mitgeben.
Die meisten kleinen Bioläden und sogar Unverpackt-Läden haben im Kassensystem keine Funktion, die es ihnen ermöglicht, die Kassenzettel nicht auszudrucken. Die Kassensystemhersteller stellen sich quer und behaupten einfach, dass sei gesetzlich so vorgeschrieben – was gar nicht stimmt! Aber ist auch klar, wenn automatisch gedruckt wird, muss mehr Thermopapier nachgekauft werden, und daran verdienen sie natürlich auch.
Außerdem waren wir in letzter Zeit viel unterwegs. Wenn man an Orten ist, wo man sich nicht auskennt, bekommt man schnell im Café oder Restaurant direkt schon einen Bon auf den Tisch gelegt. Sogar einige Bäckereien (z.B. Kamps) drucken inzwischen einen Bon aus. Auf Nachfrage heißt es fast immer: Das können sie leider nicht abstellen, der Bon wird automatisch gedruckt.
Buchhaltung und Belege – geht das auch digital?
Ich brauche leider noch manchmal, aber zum Glück nur ganz selten, Bons für meine Buchhaltung. Das sind aber tatsächlich bisher ausnahmslos Bons gewesen, wo es gar nicht die Option gab, dass sie nicht gedruckt werden (z.B. bei der Post). Ich scanne sie mit einer App auf meinem Handy ein und dann kommen sie ins Glas. Wir geben unsere Steuererklärung auch komplett digital ab. Unserem Finanzamt reicht das so, und viele Rechnungen sowie alle unsere Kontoauszüge haben wir sowieso nur digital. So weit ich weiß akzeptiert das aber nicht jedes Finanzamt! Also im Zweifelsfall vorher nachfragen und euch ggf. doch die Belege geben lassen und aufheben.
Strohhalme
Wir waren so gut dabei. Nicht ein einziger Strohhalm in acht Monaten! Dann bekamen wir jetzt gleich drei Mal trotz Abbestellung (mit Nachdruck und Betonung, dass uns das sehr wichtig ist) Strohhalme im Getränk. Seufz. Ein mal hatte ich dann vergessen, das dazu zu sagen, weil ich abgelenkt war. Bei zwei der insgesamt vier Malen gab es übrigens gleich zwei Strohhalme im Getränk! Was für ein Sinn das haben soll ist mir schleierhaft.
Obst- & Gemüse-Sticker
Wir sind stolz drauf, sagen zu können, dass wir unser Obst & Gemüse (alles bio) bis auf Bananen stickerfrei bekommen 💪. Einmal am Demeter-Stand auf dem Wochenmarkt (mit Kassenbon), im vegetarischen Bioladen Veggihaus in der Innenstadt (mit Kassenbon) und im Bioladen Tofuhaus (ohne Kassenbon 💚) vier Straßenbahnhaltestellen von uns.
Tipp
In kleinen Bioläden (also nicht in Ketten wie Alnatura), auf dem Wochenmarkt und in türkischen Gemüseläden hat man meistens eine sehr gute Auswahl an losem und stickerfreiem Obst und Gemüse.
Plastikfenster von Briefumschlägen
Wir sind wahrscheinlich sehr nah am Minimum, was Post angeht. Aber vieles, gerade wenn es sich um Behörden oder Institutionen mit ähnlichen Strukturen (z.B. gesetzliche Krankenkassen, Universitäten, öffentlich-rechtliche Medienstationen und ihre Gebürenabteilungen) handelt, hat man fast keine Chance, die Sachen abzubestellen. Wir hatten es sogar mal bei der Wahlbenachrichtigung probiert 😝. So kommen die Bezügemitteilungen von Hanno (er arbeitet an der Uni) immer noch per Post, obwohl er bereit wäre, sie auf der Arbeit abzuholen.
Ich habe sie nicht gezählt, aber ich schätze schon, dass es so um die 50 Plastikfenster in unserem Müllglas sind.
Fahrkarten
Fahrkarten holen wir uns eigentlich immer aufs Handy. So kamen wir in den letzten 12 Monaten schon gut nach Holland und England (mit dem Zug natürlich!). Manchmal klappt das aber nicht so reibungslos. In München wollten sie fürs Handy-Ticket eine Schufa-Abfrage haben, was sich für einen Tag natürlich nicht lohnt. Innerhalb Englands hätten wir dafür ein britisches Konto gebraucht. In Ausnahmefällen fallen also auch mal Fahrkarten an und einige sind auch im Müllglas, weil sie sich wie Thermopapier anfühlen.
Genauso ist es bei uns übrigens mit Eintrittskarten, wobei die paar im Papiermüll gelandet sind.
Sonstiges
- 1 Kaputte Tasse
- 2 Plastikdöschen von unserem Vitamin B12*
- 1 Plastiksiegel, das sich im Glas versteckte, 2 Plastiksiegel von unserem Vitamin B12
- meine abelaufene Krankenkassen-Karte
- 2 Plastik-Armbänder vom Büffet
- 1 Plastikverpackung von einem Geschenk, 1 Plastikverpackung von der Bambusklobrille (unsere Klobrille ging kaputt), 1 kleine Plastikverpackung einer SD-Karte
- Reste vom Selberzuschneiden meiner orthopädischen Schuheinlagen
- Plastikdeckel von Flaschen (Ahornsirup, Vitamin B12-Döschen)
- 2 Blister von Antiallergikum (Heuschnupfen)
- Plastik-Fitzel von Klebe- und Plastikstreifen an Briefumschlägen oder was uns sonst so geschickt wurde, abgebrochenes Kleinzeug (z.B. meiner Handyhülle, die übrigens die alte Handyhülle meines Verlegers ist), Polyesther-Fäden von Kleidung, Etikettenreste
* Bei einer vegetarischen und veganen Ernährung sollte Vitamin B12 supplementiert werden, da der Mensch Vitamin B12 fast ausschließlich durch tierische Produkte zu sich nehmen kann. Heute ist es aber so, dass durch die Massentierhaltung die Tiere das ebenfalls als Nahrungsergänzung bekommen, damit der Mensch das bekommt. Wir überspringen im Grunde einfach das Tier und nehmen unser Vitamin B12 direkt 😉.
Sooo... Jetzt wird also ein neues Müllglas angefangen und wir bringen tatsächlich mal unseren Müll runter 😝. Das jetzt "alte" Müllglas werden wir zur Veranschaulichungszwecken aber erst mal noch behalten und nicht direkt schon leeren. Gut, dass Mama mir noch ein Bügelglas abgetreten hatte 😉.
Angelika meint
Hallo ! Mir interessiert der Lebensstil von Zero Waste und würde gerne viele Sachen an meinem eigenen Lebensstil verändern, denn mir ist aufgefallen, dass Müll eigentlich überall hinsteckt und ich möchte gerne auf Alternativen zurückgreifen. Was meine Frage wäre ist, was genau kommt in den Müllglas ? Und wo wird es entleert wenn das voll wird ?
Waltraud meint
Ich bewundere Eure Lebensform, habe aber für mich die Feststellung gemacht, dass dies alles nur in Großstädten funktioniert, aber nicht in einer Kleinstadt, in der ich lebe. In den Geschäften ist alles verpackt, einen Bioladen haben wir nicht und auch nur Fleischproduzierende Bauern, also keine Gemüsebauern und der Markt findet nur am Donnerstag von 8 - 12 Uhr statt.... in der Zeit bin ich in der Arbeit. Um nur einige der Grossstadtmöglichkeiten zu nutzen müssten wir ca. 80 km fahren und das finde ich ökologisch nicht vertretbar, ausserdem habe ich die Zeit auch nicht dafür. Ich finde sowieso, dass die Verpackungsindustrie vom Gesetzgeber gezwungen werden muss etwas zu ändern. Ich bin 64 Jahre alt und habe sehr gut die Zeit der offenen Produkte erlebt und keiner ist aus hygienischen Gründen krank geworden, was ja jetzt immer angeführt wird. Ich wäre sehr interessiert an Tips für Menschen, die nicht in Großstädten leben. Zur Info: der Laden in Salzburg in Eurer Liste für offene Lebensmittel hat geschlossen. Liebe Grüße Waltraud
Vroni meint
Hallo Waltraud,
ich verstehe dich voll. Ich lebe auf dem Land und der nächste UV-Laden ist ca. 40 km weg. Aber ich fahre ca. alle 6-8 Wochen hin und mache "Großeinkauf" und meistens habe ich auch noch jemanden dabei, der auch dort einkauft. Und dann verbringen wir noch einen schönen Tag in der Stadt. Ich sehe das dann eher als Ausflug. Allerdings habe ich auch in der Nähe einen Bioladen, der Obst und Gemüse lose anbietet....
Aber es geht ja auch nicht darum, ebenfalls nur ein Glas voll Müll zu produzieren. Das betont Shia ja auch immer. Jeder soll so gut er/sie kann machen. Bei mir sinds Kleinigkeiten: ich benutze nur noch die alten Stoff-Taschentücher meiner Mutter (furchtbar kitschig aber ich find sie toll), lass mir das Brot beim Bäcker grundsätzlich in ein Stoffsackerl geben und zum Einkaufen hab ich sowieso diverse Taschen und Sackerl dabei. Manche Supermärkte bei uns verkaufen auch teilweise Obst und Gemüse lose. Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten und Äpfel kriegt man also auch ohne fancy Bio-Unverpackt-Laden. Vielleicht sprichst Du den Marktbetreiber einfach mal an (ich nerve meinen ständig mit meinen Fragen und Verbesserungsvorschlägen) Den Tee kann man auch offen kaufen. Ist zwar dann auch in ner Tüte, aber nicht jeder Teebeutel ist dann nochmal eingewickelt (hält auch länger). Wenn etwas nicht unverpackt zu kriegen ist, dann versuch ich wenigstens die Variante in Glas statt Plastik zu bekommen.
Also nobodys perfect. Lass Dich nicht stressen.
LG Vroni
Sophia meint
Beeindruckend was ihr schafft! Eine Frage zum Restmüll im Restmüllglas, was ist mit Taschentüchern, Servietten und Toilletenpapier? Zu Hause ist das sicher alles mit Alternativen möglich, aber ihr schreibt, dass ihr auch unterwegs wart - wie handhabt ihr das?
Schwangerschafts-App-Spezialisten aus Berlin meint
Dies ist ein großartiger Artikel, voll von nützlichen Informationen Ela. Es ist lächerlich, wie viel wir in Verpackungen verschwenden und wie viel in unsere Flüsse und Ozeane zurückfließt und Tierpopulationen sowie Wildtiere und die Umwelt im Allgemeinen zerstört. Erstaunlich, Ihre Zahlen zu sehen. Bleibt an den Pfosten. Ich liebe sie!