In Elektrogeräten stecken sehr viele, häufig seltene Rohstoffe, die unter schrecklichen Bedingungen abgebaut werden. Das Traurige ist, dass wir diese Geräte immer schneller austauschen – oft, weil wir das Gefühl haben, dass sie "zu langsam werden", d.h. die Hardware mit den Anforderungen der aktuellen Software nicht mehr mitkommt. Das muss aber nicht sein.
Inhaltsverzeichnis:
Warum ich Linux „mag“ 😊
Am sympathischsten finde ich persönlich bei Linux, dass es nicht nur kostenlos ist, sondern auch von Herzen kommt. Linux ist „Freie Software“ (engl. „Free Software“) entsprechend der Definition eines Herrn Richard Stallman vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der von ihm ins Leben gerufenen „Free Software Foundation“, weil es unter der hierzu geschaffenen „GNU“-Lizenz (auch von Richard Stallman), steht.
Oft wird die Freie Software nicht von Firmen geschaffen und weiterentwickelt, sondern von Freiwilligen-Communities („Wikipedia-Spirit“, yeah!). Auch in den Hilfeforen zählt nicht der Profit, sondern die Freundlichkeit (zu der Du dann natürlich auch beitragen kannst 😉).
Das schönste bei Freier Software ist vielleicht der Hintergedanke. Es ist der Versuch eine humane, soziale Gesellschaft, in der es z.B. Hilfsbereitschaft noch gibt, zu erhalten in der ja vielleicht sogar robotergesteuerten Zukunft 🤖😉, die uns erwartet.
Linux, und Freie Software allgemein, ist eben auch der großangelegte internationale Versuch, „IT“ – nicht einfach dem Profit einzelner Unternehmen zu überlassen - dafür investiere ich gerne drei Wochenenden in die Installation ;).
Seitdem ich Linux nutze, verstehe ich meinen Computer ein bisschen besser - weil ich so viele einfach verständliche Erklärungen in der Linux-Welt gefunden habe.
Was ist Linux und wenn ja wie viele?
Linux ist übrigens nicht gleich Linux. Eine ganze Heerschar von hilfreichen Nerds hat verschiedene Linux-Varianten (sog. Distributionen, „Distros“) entwickelt.
Die verschiedenen Distributionen kann man meines Erachtens grob so ordnen:
- Manche Distributionen sind sehr alt 🧓, vielleicht älter als Du. Die beiden ältesten, „Debian“ und „Slackware“, sind kurz nach Entstehung von Linux, Beginn der 90er, entstanden. Andere sind fast genauso alt (z.B. „openSUSE“, ehemals „SUSE Linux“), manche sind zu Beginn der 2000er Jahre entstanden (z.B. „Ubuntu“ und „Arch“), und manche sind noch verhältnismäßig jung (z.B. „Manjaro“). Die Gründe dafür, dass manche Leute eine recht alte Distro, wie z.B. openSUSE, immer noch nutzen, können u.a. darin liegen, dass sie es seit den 90ern tun und schlicht zufrieden damit sind.
- Jüngere Distributionen basieren oft auf dem freien Quellcode von Älteren (wie gesagt als Abgabelungen, „forks“ 🔱), oder sie haben zumindest eine Ältere als Vorbild. So gibt es zu dem alten Linux-Dinosaurier 🦕 „Debian“ zahlreiche Forks, insbesondere „Ubuntu“ – und zu „Ubuntu“ wiederum zahlreiche Forks wie etwa „Mint“.
- Manche Distributionen sind für ein bestimmtes GUI optimiert (z.B. die Ubuntu-„Forks“ „Xubuntu“ für Xfce, „Lubuntu“ für LXQt und „Kubuntu“ für KDE). Das äußere Erscheinungsbild für den:die Nutzer:in (GUI) ist aber kein Kriterium für die Wahl der Distribution. Man kann sich teils auch einfach eine neue GUI installieren (als ganz normale Anwendung).
- Manche Distributionen sind noch nicht ausgereift und richten sich darum eher an Expert:innen bzw. freiwillige Tester:innen, wie z.B. „Fedora“. Bei manchen Distributionen ist das auch gar nicht das Ziel, da sie eher den Charakter von Beta-Versionen haben (= im Linux-Sprech: „cutting edge“ 🔪 oder „bleeding edge“ 🩸).
- Manche Distributionen muss man alle paar Jahre neu installieren (als neue „Version“ bzw. „Release“, z.B. „Mint“ oder „Debian“ oder „RHEL“ und „CentOS“), andere nicht (sog. „Rolling Release“, z.B. „Arch“). „Rolling Release“ hört sich zwar praktisch an, geht aber leider oft einher mit „bleeding edge“, denn der Sinn der Festlegung eines bestimmten Entwicklungsstands als (stabile) „Version“ liegt ja gerade darin, dass dieser Entwicklungsstand dann noch einmal besonders auf Fehler überprüft werden kann.
- Manche Distributionen werden gepflegt von einer Community (z.B. „Debian“). Und andere werden gepflegt von einem kommerziellen Unternehmen, z.B. „Ubuntu“.
- Und „CentOS“ ist wiederum die (legale) Kopie durch eine Freiwilligen-Community von RHEL. Auch so kann also eine zusätzliche Distribution entstehen und gepflegt werden.
- Manche Distributionen (bzw. ältere Versionen zu einer Distribution) können mit ganz neuer Software nicht umgehen, weil sie noch auf einem alten „Kernel“ (zum Begriff siehe unten) aufbauen.
- Manche Distributionen legen viel Wert darauf, dass ausschließlich Freie Software verwendet wird. Das ist löblich, kann aber meines Wissens den Genuss von Youtube und Netflix stören.
- Manche Distributionen sind konzipiert für einen besonders ressourcensparenden Betrieb, d.h. insbesondere für ältere Computer. Dies gelingt insbesondere durch die Ausrichtung auf eine bestimmte, besonders spartanische GUI (z.B. Xubuntu und Lubuntu). Da Linux allerdings ohnehin viel weniger Ressourcen benötigt als Windows, kommt ein heute üblicher gebrauchter Business-PC mit allen Distributionen und allen GUI klar (so habe ich es jedenfalls verstanden).
- Manche Distributionen eignen sich besonders für Anfänger:innen, insbesondere weil Installation und Update durch eigene bequeme Programme erledigt werden (z.B. „Manjaro“ und „Mint“, in den 90ern war es „SUSE Linux“). Andere haben sowas nicht (z.B. „Arch“, „Gentoo“, „Slackware“), sodass man sich mehr mit dem Innenleben des Rechners beschäftigen muss, was dann aber auch leichter fällt und natürlich auch interessant sein kann. Diese letzteren Distributionen berufen sich regelmäßig auf das „Keep it simple stupid“(KISS)-Prinzip 💋. Wer sich als Anfänger:in an eine Distribution herantrauen möchte, die dem KISS-Prinzip verpflichtet ist, dem wird Arch empfohlen.
Der Zusammenhang zwischen Distribution und Software
Ganz wichtig: Die ohnehin geringere Auswahl an Software für Linux hängt zusätzlich noch ab von der gewählten Distribution (genauer vom Paketformat, mit dem diese Distribution arbeitet). Unter anderem deshalb sollten Anfänger:innen eine weit verbreitete Distribution wählen, die auch viele Pakete hat (z.B. die hier empfohlenen Mint und Manjaro).
Regelmäßig hängt das Paketformat ab vom <<Stammbaum>> der Distribution. Beispielsweise hat Debian das Paketformat „deb.“. Das Debian-Fork Ubuntu hat deshalb auch das deb.-Format. Und das Ubuntu-Fork Mint auch.
Die wichtigsten GUI
Ein Märchen, das oft über Linux erzählt wird, ist, man könnte dort nicht mit Maus und Fenstern arbeiten, sondern müsste alles in die Kommandozeile/Shell eintippen. Das stimmt aber nicht.
Eine besonders ressourcensparende grafische Benutzeroberfläche ist z.B. LXQt. Mir persönlich ist LXQt ein klein bisschen zu spartanisch.
Ein bisschen aufwendiger ist Xfce. Der hat viele Fans, weil er bereits seit Anfang der 90er existiert. Xfce ist gewissermaßen der Desktop für Leute, die über Desktops nicht nachdenken wollen. Ich selbst verwende Xfce.
Wenn es ein bisschen mehr Schnickschnack sein soll, dann kommen Mate und Cinnamon in Betracht. Den Cinnamon habe ich mal ausprobiert und er gefällt mir auch gut.
Die beiden wichtigsten Luxusvarianten des Linux-Desktops heißen Gnome 3 und KDE.
Grundsätzlich hängt die GUI wie gesagt nicht ab von der Wahl der Linux-Distribution.
Wieso, weshalb, warum 😉 – und: Was ist „Freie Software“, wer ist Linus und was tut er?
Jetzt bist du schon ein:e halbe:r Linuxianer:in und dabei hast du anfangs vielleicht gedacht, dass Thema wäre zu technisch für Dich 😉. Ein paar Grundbegriffe müssen aber leider noch sein, also Endspurt!
Richard Stallman, „GNU“, „Freie Software“
„Am Anfang, da war alle Software frei“ heißt es oft, denn es gab ursprünglich kein Urheberrecht für Software.
Software wurde recht kollegial ausgetauscht unter Informatikerkolleg:innen, kostenlos und samt Quellcode.
Da auch der Quellcode ausgetauscht wurde, konnte die kostenlos überlassene Software durch den:die Empfänger:in verbessert werden.
Diese verbesserte Version wurde dann wiederum der Gemeinschaft zugänglich gemacht.
Die Entwicklung von Software beruhte also auf einem „Geben und Nehmen“.
Software war kein Gut, das man verkaufte, sondern eher eine wissenschaftliche Leistung, die man der Fachgemeinde zur Diskussion zur Verfügung stellte.
Mit der Einführung des Urheberrechts für Software war damit erst einmal Schluss.
Aber am MIT arbeitete damals ein junger Informatiker, der bereits erwähnte Richard Stallman, der damit nicht einverstanden war, und darum folgendes tat:
- Stallman schuf den Begriff Freie Software (engl. „free software“), wobei „frei“ nicht (!) identisch ist mit „open source“ („open source“ schließt kein Urheberrecht aus) teils auch „FOSS“ (= „free and open source software“) oder „FLOSS“ (= „free/libre open source software“) und auch nicht (!) mit „kostenlos“ („free software is something else than free beer“).
„Frei“ meint die vier Freiheiten:- Die Software beliebig auszuführen
- Die Software und ihren Quellcode zu untersuchen
- Kopien der Software an andere weiterzugeben
- Die Software zu modifizieren und Modifikationen weiterzugeben
- Stallman schuf die GNU-Lizenz, unter der Freie Software vertrieben wird. Es gibt von dieser Lizenz heute verschiedene Versionen.
- Stallman schuf das GNU-Projekt, ein Projekt für ein zukünftiges Betriebssystem namens „GNU“ (www.gnu.org), in dem Freie Software gesammelt wird, bis eines Tages ein Rechner damit laufen wird können (- siehe aber sogleich zu Linus&Linux).
- Stallman schuf die Free Software Foundation (FSF), die sich für Freie Software einsetzt und die heute auch in vielen deutschen Städten einen FSF-Stammtisch o.ä. unterhält.
Mehr Klimaschutz am Rechner
Wer ist Linus, und was tut er? - Der Kernel
Ebenfalls am Anfang der 90er begann ein finnischer Informatik-Student namens Linus Torvalds sein eigenes Betriebssystem zu erschaffen, und andere durften ihm helfen. Genau genommen ging es dabei nur um den sog. „Kernel“, aber die Übergänge des Kernels zum Rest des Betriebssystems sind - vereinfacht gesagt - fließend (siehe sogleich). Gedacht war das Ganze eher als Programmierübung. Das Projekt hieß auch anfangs gar nicht „Linux“, so hieß nur Linus' Server, auf dem er alles zum Download/Mitmachen anbot.
Linus bediente sich bei den Programmen des GNU-Projekts. Deshalb legt man beim GNU-Projekt bis heute sehr großen Wert darauf, dass es „GNU/Linux“ heißt, statt einfach nur „Linux“.
Linus pflegt heute immer noch Linux, mit ganz vielen Mitstreiter:innen (u.a. wohl die erwähnte Firma Red Hat). Er pflegt allerdings nur den sog. Kernel, also den Kern des Betriebssystems.
Der Begriff „Kernel“ umschreibt – so mein eigenes Fazit – schlicht den historisch gewachsenen Bestand von Themen/Programmieraufgaben, die Linus und sein enger Mitstreiterkreis irgendwann übernommen haben.
Zum Kernel gehören bei Linux insbesondere traditionell die Treiber. D.h. man muss normalerweise keine Treiber für Drucker etc. installieren (anders als bei Windows).
Nicht zum „Kernel“ gehört das, was das GNU-Projekt beigesteuert hat.
Fazit
Linux ist Freiheit. Linux ist Hilfsbereitschaft. Linux ist nachhaltig. Und (!) Linux ist geeignet für Anfänger:innen ohne Vorkenntnisse. Ja, Linux erfordert manchmal ein bisschen Nachdenken. Und manchmal da fordert es auch Verzicht. Das gilt aber alles für vieles im Leben 😉.
In diesem kleinen Beitrag findest Du erstmal alle Infos, die ich mir selbst anfangs gewünscht hätte. Du wirst im Internet noch viele mehr finden, wahlweise auf Deutsch, Englisch und Fachchinesisch. Viel - viel - wichtiger sind aber Deine persönlichen Entscheidungen, die Du für Dich - ja Dich - treffen wirst. Wirst Du für immer bei einer Distro wie etwa "Mint" oder "Manjaro" bleiben, weil die zuverlässig funktionieren und wenig Einarbeitung verlangen? Oder möchtest Du Dir mal "Arch" installieren, um Deinen PC ganz neu und besser kennenzulernen? Und wie viel Luxus wirst Du Dir bei der GUI gönnen? Wie konsequent wirst Du irgendwann für die Freiheit von Software einstehen? Ach ja, und heißt es für Dich eigentlich "Linux" oder "GNU/Linux"?
Hast Du Lust, Dir diese Fragen zu stellen? Dann fang an 😊!
Linux online – weiterführende Informationen
Wenn Du mehr (Anfänger:innen-) Infos haben möchtest, oder wenn Du jetzt immer noch keine Lust haben solltest, Linux mal auszuprobieren, aber dafür Bock hast zum Fernsehschauen, dann schlage ich Dir die Youtube-Kanäle vor von LinuxGuides und unicks.eu. Letzterer macht Laune beim Zugucken, ist aber schon etwas anspruchsvoller.
Ansonsten empfehle ich die zahlreichen Foren/Hilfeseiten („Wiki“, „Handbook“, „Forum“ etc.) zu den gängigsten Distributionen, welche teils allerdings leider nur auf Englisch verfügbar sind, z.B.:
- Linux Mint Benutzerhandbuch (PDF)
- Leitfaden für die Installation von Linux Mint
- Forum "Linux Mint Users"
- Manjaro-Forum
- Manjaro Benutzerhandbuch (PDF)
- Wiki Archlinux (hat mir persönlich sehr geholfen)
- Administrations-Handbuch Debian (spannende Hintergründe)
- Forum "Ubuntu-Users" (eines der größten Foren für Anfänger:innenfragen)
Ich persönlich finde außerdem folgende (englischsprachige) Seiten superhilfreich bei Problemen:
David meint
Das ist ein sehr schöner Rundumschlag zum Thema Linux!
Danke, dass du dieses wichtige Thema auf deinem Blog auch den nicht unbedingt technikaffinen Alltagsmenschen näherbringst 🙂
Ich nutze auch seit vielen Jahren ausschließlich Linux und fahre damit sehr gut. Linux ist nicht nur frei, nachhaltig und Hilfsbereitschaft, Linux ist auch Privatsphäre und Datenschutz!
Gerade ab Version Windows 10, welches sehr hartnäckig und sehr tiefgehend private Daten nach Hause funkt, kann man das ganze schon gar nicht mehr als Betriebssystem, sondern vieleher als Spionagesystem bezeichnen und keinem Menschen wirklich zumuten.
Wenn du, liebe:r Leser:in, also schon immer mit dem Gedanken gespielt hast, von Windows auf Linux zu wechseln (oder Shias Beitrag dir Lust darauf gemacht hat), dann ist genau jetzt wahrscheinlich der richtige Zeitpunkt, deinen Gedanken auch Taten folgen zu lassen! 🙂
Zum einen läuft selbst der Laptop meines Großvaters auf Linux, mit dem er wunderbar zurechtkommt (Internet, E-Mail und "Dateiverwaltung" kann Linux ja mit links), zum anderen laufen selbst anspruchsvollere Spiele u.a. dank Steams Proton & co immer öfter und immer besser auf Linux als das noch vor einigen Jahren der Fall war.
Falls man Linux mal ausprobieren möchte, kann man es auch erst einmal als Dualboot-System parallel neben Windows installieren (und man kann es auch direkt vom USB-Stick starten und ausprobieren, ohne es überhaupt installieren zu müssen!), falls man sich erst einmal noch nicht vollständig von Windows verabschieden kann/möchte.
- David