Seit drei Monaten haben wir eine Wurmkiste – unsere zweite, um genau zu sein. Hier unser Erfahrungebericht!
Eine Wurmkiste ist das, wonach sie klingt – eine Kiste, in der Kompostwürmer leben! Die Würmer darin tun den lieben langen Tag nichts anderes, als Schnippelabfälle zu futtern, wertvollen Dünger ("Wurmhumus") auszuscheißen und zu poppen. Was für ein Lotterleben!
Wir haben eine Wurmkiste, damit wir in unserer großzügigen 30m2-Ein-Zimmer-Wohnung mitten in der Kölner Innenstadt kompostieren können. Und das ganz ohne Balkon.

#WERBUNG Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit wurmkiste.at entstanden, d.h. ich wurde für meinen Arbeitsaufwand vergütet. Die Wurmkiste haben wir aber selber bezahlt und natürlich spiegelt dieser Artikel unsere ganz persönlichen Erfahrungen damit wider.
Von diesem einen Artikel abgesehen ist mein Blog ansonsten werbefrei. Diesen Artikel habe ich nur nicht gelöscht, weil ich finde, dass er Wurmkisten-Interessierten nach wie vor wirklich viel Mehrwert bietet.
Inhaltsverzeichnis:
Mehr Infos zur Wurmkiste
Inbetriebnahme

Eigentlich hatten wir uns ursprünglich überlegt, uns mit Hilfe meines Schwiegervaters eine bauen. Spätestens aber nachdem eines der handwerklichen Projekte beim Einzug mit einer Platzwunde am Kopf und Blut an der Wand endete, bestand kein Zweifel mehr, dass wir das lieber anderen Menschen überlassen.

Das Zusammenbauen war denkbar unkompliziert und äußerst stressfrei. Die Einrichtung der Kiste ebenfalls. An dieser Stelle muss ich wirklich die Anleitungen loben! Alles darin ist sehr durchdacht und so beschrieben, dass Fehlern vorgebeugt wird, selbst wenn man selbst keine Ahnung von der Materie hat.
Das Verpackungsmaterial wird direkt für die Inbetriebnahme verwertet und es gibt klare Angaben, sodass Unsicherheiten ausgeschlossen sind. Mehr dazu, wie man eine Wurmkiste einrichtet könnt ihr hier nachlesen.

Mit dabei war eine Hanfmatte, die man zum Abdecken verwendet. Die hat den Würmern aber so verdammt gut geschmeckt, dass sie sich innerhalb der ersten zwei Wochen direkt aufgelöst hat. Seitdem decken wir den Inhalt der Kiste mit einer feuchten Zeitung ab.
Ein Leben mit Würmern zu Hause
Die Frage, die mir mit Abstand am häufigsten zur Wurmkiste gestellt wird ist, ob sie nicht stinkt. Da kann ich euch beruhigen, denn nein, sie stinkt nicht. Die Kiste riecht, wenn man sie aufmacht, nach feuchtem Waldboden, also ein deutliches Upgrade im Vergleich zum normalen stinkenden Küchenmüll-oder Biomülleimer. Wenn sie doch mal unangenehm riechen sollte, dann ist das ein Zeichen dafür, dass da was nicht stimmt!!
Wie ihr auf dem Bild seht, hat unsere Wurmkiste oben drauf sogar ein Sitzpolster. Würde sie stinken würden wir sie ja wohl kaum bei Besuch als Ersatz-Sitzgelegenheit an den Esstisch rollen 😉. Jeder, der uns besucht will übrigens beim ersten Mal immer die Wurmkiste sehen! Jedes Mal sind sie positiv überrascht, dass das Ganze mehr an Beet als an Mülleimer erinnert.

Und so sieht es bei uns in der Kiste aus. Neben Schnippelabfällen kommt auch Karton und Zeitung in die Kiste. Wir kompostieren außerdem unseren Kehricht (wir haben keinen Staubsauger), Haare, Fingernägel, Tee- und Kaffeesatz. Ganz häufig wächst auch was in unserer Wurmkiste, weil z.B. Paprika-Kerne keimen!

Wir sind sehr zufrieden, die Würmer haben sich sichtbar vermehrt und ich sehe auch hier und da Wurmeier!

Eigentlich dürfen Sachen wie Zitrusfrüchte und Zwiebelschalen nicht rein, weil Würmer solche stark riechenden Sachen meiden.

Wie auch bei unseren alten Wurmkiste haben wir – wie ihr auf dem Foto oben sieht – auch dieses Mal vorsichtig angefangen, trotzdem kleine Mengen Zwiebelschalen zu füttern, als wir das Gefühl hatten, die Population gedeiht und ist stabil genug.

Ganz unten hat die Kiste übrigens ein Auffangbecken für überflüssige Flüssigkeit. Diese Flüssigkeit nennt sich Wurmtee und ist ein sehr guter Dünger. Im Verhältnis von 1:10 mit Wasser verdünnt könnt ihr damit eure Pflanzen gießen. Unverdünnt kann der Wurmtee auch in einer Flasche aufbewahrt werden, allerdings nimmt die Qualität mit der Zeit ab.
Wurmhumus (Dünger) ernten

Die Wurmkiste von wurmkiste.at ist eine sogenannte vertikale Wurmkiste, d.h. sie hat zwei "Stockwerke". Erst wird die Kiste ungefähr einen Monat befüllt und dann kommt die grüne Plastikkiste als zweites Stockwerk oben drauf. Die Plastikkiste hat unten ein Gitter. Die Würmer fressen unten weiter, bis sie alles in Wurmhumus verwandelt haben und ziehen vom Futter angelockt durch die Löcher in der Plastikkiste ins obere Stockwerk weiter.
Nach üblicherweise 4-5 Monaten ist die Kiste ziemlich voll und der Wurmhumus im unteren Stockwerk kann "abgeerntet" werden.

Zum Ernten nimmt man das obere Stockwerk raus. Bevor ihr das aber macht, solltet ihr Zeitungen auf dem Boden auslegen und die Wurmkiste darauf schieben, weil auf jeden Fall etwas daneben gehen wird. Bei gutem Wetter könnt ihr das auch einfach im Garten machen, falls ihr einen habt.

Wir ernähren uns vegan und bemühen uns, so oft es geht zu Hause zu kochen. Das bedeutet, dass bei uns zu zweit vergleichsweise viele Schnippelabfälle anfallen, weil im wahrsten Sinne des Wortes Gemüse unser Fleisch ist 😜!

Unsere Kiste ist also schon nach drei Monaten voll und Erntereif, und das, obwohl wir dazwischen sogar Fütterungspausen eingeschoben haben, um unsere Würmchen nicht mit Essen zu erschlagen. Durch Überfütterung kann eine Kiste nämlich "kippen", weil die Würmer nicht hinterher kommen die Abfälle anfangen zu faulen. Weil unsere Kiste früher voll war, waren bei uns im unteren Stockwerk auch noch Würmer drin.

Jetzt kann der Wurmhumus geerntet werden. Ich trage dabei immer die obere Schicht ab, denn die Würmer haben sich ja nach unten verkrochen. Der Wurmhumus kommt in einen Eimer.

Die Würmer, die ich beim Abernten finde, kommen einfach in das obere Stockwert, also die grüne Kiste. Ich gebe da auch die meisten nicht kompostierten Zeitungsschnipsel rein.

Humus links (Eimer), Würmchen rechts (Kiste). Nach ungefähr einer halben Stunde (inklusive Fotos machen) bin ich fertig mit dem Sortieren.

Die Kiste ist jetzt leer bis auf etwas Karton unten, der noch nicht zersetzt ist.

In die leere Kiste kippe ich den Inhalt vom vormals oberen Stockwerk. Wie man sieht war darin auch schon ein guter Teil kompostiert, aber eben noch mit vielem dazwischen, was noch nicht zersetzt ist.

Dann kommt die grüne Kiste wieder oben drauf. Das obere Stockwerk füllen wir direkt wieder mit frischen Schnippelabfällen und feuchten Zeitungsstreifen.

Offenbar war unsere Kiste wirklich ungewöhnlich voll! Die grüne Kiste guckte nach dem Umschütten sogar oben raus! In dem Fall kann man einfach von den Schnippelabfällen unten etwas ins obere Fach geben, dann sitzt die Kiste auch wieder bündig.
Was machen mit dem Wurmhumus?

Den Wurmhumus kann man mit Erde vermischen (maximal im Verhältnis von 4:6 Humus zu Erde). Ich habe das Ernten zum Anlass genommen ein paar Pflanzen umzutopfen. 😊🌿💕
Troubleshooting: Fruchtfliegen und Trauermücken
Leider haben wir uns Fruchtfliegen und Trauermücken eingefangen. Die gute Nachricht: Fruchtfliegen und Trauermücken sind nervig, aber generell nicht schädlich.
Fruchtfliegen kommen mit dem eingekauften Obst ins Haus, weil ihre Eier praktisch auf jeder Obstschale zu finden sind. Woher die Trauermücken kommen kann ich euch leider nicht sagen.

Wir haben also erst einmal unsere Würmer auf Diät gesetzt und nur wenig gefüttert, denn so gibt es auch weniger Futter für die fliegenden Ungeziefer. Wir haben auch aus dem unteren Stockwerk fertigen Wurmhumus oben drauf gegeben und das Ganze noch mal mit feuchten Zeitungsstreifen und einer feuchten Zeitung abgedeckt, damit zwar die Würmer, aber nicht die Fliegen und Trauermücken an das Essen kommen.

Mit der Kiste bekommt man auch eine Mineralmix, die man die Würmer alle 3-4 Wochen einmal in die Kiste streuen soll. Die Mischung bindet auch die Gerüche, die die Fruchtfliegen anzieht. Davon haben wir auch noch einen guten Esslöffel drüber gestreut. Dann haben wir die Kiste eine Woche lang in Ruhe gelassen.
Die Trauermücken und Fruchtfliegen sind jetzt nach zwei Wochen im Grunde weg 😊. Wenn die Trauermücken nicht verschwinden wollen, hilft NeemÖl, wie der David in diesem Video anschaulich erklärt.
Die Fruchtfliegen, die noch da sind kommen auch nicht hauptsächlich aus der Kiste, sondern aus unserem Obstkorb, den ich heute mit einem Geschirrtuch abgedeckt habe. Ich denke gerade jetzt nach dem abernten des Wurmhumus und dem anschließenden "umorganisieren der Wurmkiste" sollten die sich nicht mehr vermehren können. Erfahrungsgemäß gehen sie aber sowieso irgendwann von allein weg.
Mary meint
Hallo Shia,
super, was du hier auf die Beine stellst! 🙂
Ich bin vor einiger Zeit über deinen Blog auf die Wurmkiste gekommen und an sich auch sehr zufrieden, wollte aber mal fragen: Reicht die Kiste für all euren Biomüll oder wie macht ihr das?
Wir sind auch zu zweit und kochen ganz viel frisch und unsere Würmer haben etwas Probleme, hinterher zu kommen.. 😀
Jetzt überlege ich, ob ich noch einen Bokashi-Eimer oder sonst eine Kompostiermöglichkeit anschaffen sollte, damit wir den Rest nicht "konventionell" entsorgen müssen.
Danke dir schonmal und liebe Grüße 🙂
Pati meint
Hallo Shia,
schön, dass die Wurmkiste bei dir so toll funktioniert, Vieleicht kannst du ja mal ein Update geben.
Wir hatten es auch schon einmal mit einer selbtsgebastelten Kiste versucht. Das große Problem war damals allerdings, dass die Würmchen nachts immer ausgebüxt sind, wenn man keine Lampe darüber an hatte und ich musste morgens immer auf Würmerjagd gehen. Daher haben wir unsere Wurmkiste aufgegeben. Hast du das Problem auch gehabt?
Velleicht versuchen wir es ja noch einmal mit einer anderen Kiste. Ich mag die Idee in der Wohnung selbst zu kompostieren einfach zu gerne.