Verpackungsfrei einzukaufen bedeutet nicht nur, zu gucken, wo man überhaupt Sachen unverpackt bekommt (Tipps dazu hier), sondern meistens eben auch, vorbereitet einkaufen zu gehen.
Aber was wofür mitnehmen? Hier meine Tipps und Checkliste!

Viele denken, man muss nun so viel mehr Zeit mit Einkaufen verbringen. Das stimmt aber so nicht - im Gegenteil, wir verbringen viel viel weniger Zeit nun damit! 😁 Im Gegensatz zu früher rennen wir nicht mehr andauernd in die Drogerie, weil schon wieder eines unser unzähligen Pflege-, Kosmetik- und Haushaltsprodukte wieder aufgebraucht ist.
Inhaltsverzeichnis:
Alles eine Frage des Systems
Hier bekommt ihr mal einen Eindruck davon, wie häufig wir überhaupt noch einkaufen gehen. Das ist jetzt nicht die Richtlinie für alle, die Zero Waste leben wollen, sondern wirklich nur unsere ganz individuellen Gewohnheiten.
- 1 - 2x pro Woche frisches Obst und Gemüse. Entweder im Bio-Laden, auf dem Wochenmarkt oder wir haben uns 1x/Woche unseren Solawi-Anteil abgeholt (wir waren, als wir in Köln gelebt haben, Solawi-Mitglieder der Gemüsekoop)
- Alle 4 bis 6 Wochen füllen wir unsere Gläser mit Trockenware (Linsen, Bohnen, Nüsse, getrocknete Früchte usw.) im Unverpackt-Laden auf. Am Anfang mussten wir dafür 2 Stunden mit den Öffis fahren und haben das mit anderen Terminen in der Stadt verbunden. Jetzt gibt es ja in Deutschland allein schon gut 300 Unverpackt-Läden und wir müssen nicht mehr weit fahren. (Auf meiner Zero Waste Karte kannst du schauen, wo es bei dir unverpackte Einkaufsmöglichkeiten gibt.)
Alle 4 bis 6 Wochen kaufen wir Tofu und andere "nasse" Sachen wie Oliven und Antipasti und auch ein paar vegane Bratlinge von der Bratlingtheke in einem BIO-Laden ein paar U-Bahn-Haltestellen von uns entferntDas machen wir nicht mehr, weil es den Laden nicht mehr gibt.- Ich schätze mal, dass wir ungefähr 1x jedes dreiviertel Jahr Tee nachkaufen müssen (das letzte Mal war ich vor 9 Monaten, und es wird langsam wieder Zeit)
- Zum Bäcker gehen wir mehr oder weniger unregelmäßig, weil ich ja viel backe (ich blogge schließlich über veganes Backen 😉). Mein Mann gönnt sich jeden Sonntag seine Simits, aber sonst kaufen wir eigentlich hauptsächlich, wenn wir unterwegs sind und etwas für den Weg brauchen oder vergessen haben, uns was für die Arbeit an Essen mitzunehmen. Deswegen haben wir immer einen sauberen Brotbeutel im Rucksack.
- Drogerieartikel kaufen wir gar nicht mehr! Wir brauchen nur noch
Essigessenz (gibt es in jedem Supermarkt oder jeder Drogerie)Citronensäure (Unverpackt-Laden oder in Papp-Verpackung aus der Drogerie für unseren fixen Allzweckreiniger), Apfelessig (für die Haare), Olivenölseife, Natron/Waschsoda und zum Eincremen Öle, mit denen wir auch kochen. Diese Sachen sind so ergiebig, dass wir sie seit einem Jahr noch nicht nachkaufen mussten. Also würde ich das unter 1x im Jahr verbuchen.- Unser Verbrauch zu zweit in einem Jahr ungefähr
2 Flaschen Essigessenz (1 EL auf 300 ml Wasser reicht für einen sehr guten Essigreiniger!)ca. 500g Citronensäure bei sehr hartem Wasser- ca. 750h Waschsoda (als Spülmaschinenmittel und für unser selbstgemachtes Wasch- und Spülmittel)
- 2,5 große Stücke (ca. 200 g) Olivenölseife (damit duschen wir, waschen uns Hände und Gesicht, machen daraus Wasch- und Spülmittel)
- Unser Verbrauch zu zweit in einem Jahr ungefähr
- Kleidung kaufen wir eigentlich auch nicht mehr bzw. wirklich nur noch nach Bedarf. Ich komme eher immer mehr oder weniger zufällig und eigentlich immer ohne viel Aufwand an "neue" second-hand Kleidungsstücke: Wenn eine Freundin mal ihren Kleiderschrank ausmistet, oder ich sehe zufällig in einer Facebook-Gruppe etwas, was jemand loswerden will und mir gefällt, oder es ist im Café nebenan wieder eine Klamottentauschparty. Neue Kleidung habe ich mir das letzte Mal vor ca. 2 Jahren gekauft. Wenn ich etwas ganz Bestimmtes nachkaufen will, dann guck ich auch bei Kleiderkreisel (ich suche gerade unzerstörbare Biker-Boots für den Winter). Wenn ich ein "neues" Stück habe, sortiere ich ein "altes" dafür aus und verschenke es weiter.
Mein Mann wird sich aber bald wieder einen Schwung neue Kleidung für die Arbeit kaufen. Er will statt second-hand lieber nach Fairtrade-Kleidung gucken.
Mehr zum unverpackten Einkaufen
Ja, und mehr brauchen wir jetzt eigentlich auch nicht. Unsere Wohnung hat mehr Einrichtungs- und Dekogegenstände als uns lieb ist und auch sonst sind wir eigentlich komplett ausgestattet. Kein andauerndes Abscannen der Auslagen, kein Stöbern nach Zeugs, das zu Hause sofort wieder in Vergessenheit gerät, Platz wegnimmt und auch noch geputzt werden muss.
Checkliste
- Gläser oder kleine Stoffbeutel mit Kordeln zum zuziehen
- Für Trockenwaren, z.B. Nüsse, Haferflocken, Hülsenfrüchte, getrocknete Früchte
- In kleinen Stoffbeuteln kann man außerdem gut lose Seife kaufen
- Gläser sind praktisch, weil man sie direkt so in den Schrank stellen kann, den Inhalt aus den Stoffbeuteln muss man zu Hause erst umfüllen
- Stoffbeutel sind praktisch, weil sie im Gegensatz zu den Gläsern nichts wiegen und nicht zerbrechen können
- Wäschenetze
- Für loses Obst und Gemüse
- Davon brauchen wir in der Regel höchstens 2 bis 3 auf einmal, weil man das meiste an Obst und Gemüse lose aufs Band legen kann. Nur kleine lose Sachen oder größere Mengen wie z.B. bei Pflaumen, Kirschtomaten, Kartoffeln, Zwiebeln verwenden wir Wäschenetze
- Wäschenetze sind praktisch, weil man den Inhalt dadurch sehen kann und sie fast nichts wiegen
- Tupperdosen oder Gläser
- Für "nasse" Sachen wie Oliven, Antipasti, Tofu, Käse, Bratlinge
- Trichter mit weiter Öffnung, z.B. Trichter zum Einmachen
- Wir verwenden aber den Trichter von unserer Spülmaschine für das Einfüllen von Spülmaschinensalz - die Größe stimmt 😉
- Ein Trichter ist sehr praktisch, weil die Öffnungen der Spender häufig viel zu groß sind für die meisten Gläser!
- Eventuell einen wasserlöslichen Folienstift
- Mit dem Folienstift kann man schnell mal etwas auf dem Glas notieren: Gewicht des Glases, Nummer der Ware, oder was ihr in das Glas füllen wolltet (z.B. statt Einkaufsliste)
- Stoffbeutel für Brot und Brötchen
- Ein kleinerer Jutebeutel tut's auch
- Beutel waschen nicht vergessen 😉
- Brötchen und Brot mit einer Zange über die Theke reichen lassen, selbst in den Beutel tun
- Beim SB-Bäcker kann das Backgut auch direkt in den Beutel; an der Kasse einfach den Beutel aufhalten und zeigen, was man drin hat
- Evtl. eine Flaschentasche, worin ihr die Gläser gut transportieren könnt (eigentlich für Mehrwegflaschen gedacht)
- Wir verwenden vor allem die schmalen Rotkohlgläser mit 750ml Fassvermögen, die passen wunderbar in die Fächer. Ansonsten gibt es in fast gleichen Gläsern auch Bohnen, Erbsen oder Apfelmus zu kaufen
- Für kleinere Mengen verwenden wir die Gläser, in denen z.B. Kichererbsen oder weiße Bohnen in BIO-Abteilungen verkauft werden, die passen auch übereinander gestapelt in ein Flaschenfach
- Tee- bzw. Kaffeedosen oder auch einfach Gläser für den Einkauf von Kaffee und Tee
- Einkaufstasche, Einkaufskorb, Jutebeutel, Rucksack, Sporttasche usw.
- Um all eure Einkäufe nach Hause zu wuchten 😉
- Gute Laune und Offenheit für einen Schnack
- Keine neue Erkenntnis: Wer
fickenverpackungsfrei einkaufen will, muss freundlich sein 😉 - Man wird gerade in BIO-Märkten häufig angesprochen und trifft auf viel Begeisterung und Interesse. Das ist auch super, weil einige BIO-Märkte dann tatsächlich überlegen, was sie in der Hinsicht noch alles machen können! (In "normalen" Supermärkten passiert das nicht so sehr, aber auch da zuckt keiner mit der Wimper, wenn man die Wäschenetze aufs Band legt)
- Ich persönlich finde das so auch viel netter. Bei Aldi an der Kasse hatte ich früher regelmäßig Schweißausbrüche vor Stress, weil ich einfach zu langsam war XD. In Großmärkten wie Kaufland bin ich andauernd verloren gegangen und wundere mich, dass ich noch nicht ausgerufen wurde ("Die kleine Shia wird vermisst...."). Da wir nun viel seltener einkaufen müssen, haben wir auch gar nicht das Gefühl, dass uns Zeit "verloren geht". Und ist es nicht schön, wiedererkannt statt abgefertigt zu werden :)?
- Keine neue Erkenntnis: Wer
Andreas
Liebe Shia
Ich bin schon sehr _sehr_ lange auf der Suche nach einer gescheiten Flaschentragtasche, damit ich nicht immer überall mit scheppernden Gläsern auf mich aufmerksam machen muss. Sie soll wertig (d.h. aus Stoff, von mir aus auch Leder, kein Filz) und ohne Aldi-Logo o.ä. sein, da es mir wichtig ist Zero Waste auch als etwas ästhetisches zu kommunizieren. Ich habe schon in mehreren Sprachen und Ländern im Internet und in der Realität danach gesucht und auch tatsächlich eine gefunden (Sandqvist alf tumble bag), die jedoch überall vergriffen zu sein scheint (seufz).
Hast du irgend einen Rat für mich? Ich bin drauf und dran mir eine selber zu nähen, obwohl ich weiss, dass meine Nähkompetenzen dies überhaupt nicht zulassen.
Lieber Gruss,
Andreas
Pretty Healthy
Respekt, du bist ja schon fast perfekt! Man merkt richtig wie eingespielt ihr schon in eurem Alltag seit... Ich werde mal ganz langsam deine Tipps abarbeiten!
Vielen Dank für den Beitrag. Dadurch fällt es mir gleich ganz einfacher und ich kann motiviert starten eins nach dem Anderen zu verbessern 🙂
clara
Super Beitrag! Deine Einstellung ist echt super! Ich nutze Wäschenetze natürlich zum waschen. Zum Einkaufen werde ich das jetzt wirklich auch mal ausprobieren!
Lini
Hallo Shia,
ich habe mir viele Baumwollsäckchen zugelegt und gehe nächste Woche das erste Mal damit unverpackt einkaufen 🙂
Nun habe ich gesehen, dass du schreibst, man sollte die eingekauften Sachen Zuhause umfüllen...gibt es Gründe dafür? Ich hätte Nudeln etc. nämlich einfachheitshalber direkt in den Baumwollsäckchen gelagert.
Vielen lieben Dank für deine Rückmeldung
Liebe Grüße
Lini
shia
Hi Lini,
du musst natürlich nicht zwangsläufig umfüllen. Es hat allerdings Vorteile, Trockenwarenn umzufüllen. Zum einen bleiben sie luftdicht verschlossen länger frisch, zum anderen beugt es Mottenbefall vor. So ein Mottenbefall hatten wir jetzt zum Glück noch nie (klopf auf Holz), aber das kann schon mies enden, weil sich der Befall natürlich im ganzen Küchenschrank ausbreiten kann. Motten können aber weder aus luftdicht verschlossenen Gefäßen wie Gläsern raus noch rein.
Liebe Grüße,
Shia