Zero-Waste ist eine von vielen Möglichkeiten, den eigenen ökologischen Fußabdruck im Alltag zu verringern und davon auch ganz direkt zu profitieren. Für mich bedeutet Zero-Waste nicht nur Müllvermeidung, sondern ganz aus dem Konsumwahn auszubrechen.
"Waste" heißt auf Englisch nämlich nicht nur "Abfall", sondern auch "Verschwendung".
Inhaltsverzeichnis:
Müll – aus den Augen, aus dem Sinn
Müll ist ein fester Bestandteil unseres Alltags. Er ist so allgegenwärtig, dass wir ihn häufig gar nicht mal mehr wahrnehmen. Schon gar nicht verschwenden wir auch nur einen Gedanken daran.
Die Shampooflasche ist leer? Wir schmeißen sie einfach in den Gelben Sack, der schon wieder überquillt, obwohl er doch erst vor einer Woche runter gebracht wurde.
ABER: Was passiert eigentlich mit dem ganzen Abfall? Wird er tatsächlich recycelt?
Egal. Aus den Augen, aus dem Sinn. Natürlich wissen wir, dass der ganze Müll sich nicht einfach in Luft auflöst, wenn er im Müllwagen verschwindet.
Wir wissen um die ganzen toxischen Mülldeponien. Wir wissen, dass unsere Abfälle irgendwohin nach Afrika und Asien verschifft werden, wo Menschen sich vergiften, nur um an einige der Wertstoffe darin zu kommen.
Wir wissen, dass ein beachtlicher Teil des Mülls in den Weltmeeren und indirekt wieder auf unseren Tellern landet. Aber daran verschwenden wir nur seltenst einen Gedanken, während wir shoppen, Verpackungen aufreißen oder etwas in den Mülleimer werfen.
Recycling ist wichtig, aber nicht die Lösung
Ganze 611 kg Müll produziert der Bundesbürger pro Kopf pro Jahr, durchschnittliche 1,7 kg pro Tag. Klar, wir in Deutschland haben Recycling-Toilettenpapier, ein verwirrendes Pfandsystem und mehr Mülltonnen im Vorgarten als Familienmitglieder.
Allerdings bekämpft Recycling weiterhin leider nur die Symptome, nicht aber die Ursache des Problems.
Wenn wir dem Klimawandel und der Umweltzerströrung entgegenwirken wollen, führt kein Weg daran vorbei: Wir müssen schlicht und ergreifend unseren generellen ökologischen Fußabdruck verkleinern.
Verpackungen und Einwegwaren müssen unter Einsatz jener ohnehin schon knapper werdenden Ressourcen hergestellt werden. Wenn wir Müll vermeiden und unseren Konsum generell zurückschrauben sparen wir also wertvolle Ressourcen.
Raus aus dem Konsum-Hamsterrad
Wer Verbraucher statt Konsument ist, sprich, wer nur kauft was er braucht, und nicht was er begehrt (bzw. was die Werbung als begehrenswert vortäuscht), der verschwendet weniger Zeit mit Einkaufen im Allgemeinen.
Ich war überrascht, wie viel Zeit ich plötzlich für die schönen und viel wichtigeren Dinge im Leben hatte! Wer wenig unnötig und blind konsumiert, spart außerdem Geld. Eine ganze Menge sogar. Plötzlich konnten wir uns Bio-Lebensmittel leisten.
Wer seinen Konsum herunterfährt, sammelt auch viel weniger Zeugs und Gedöns an. Und Besitz kostet! Wer viele Gegenstände besitzt, braucht Regale, Schränke und sogar ganze Zimmer, um alles zu beherbergen.
Kommt euch das bekannt vor? Ihr zieht in eine größere Wohnung und zahlt natürlich höhere Mieten und habt höhere Nebenkosten. Vielleicht kauft ihr euch auch ein Haus. Das muss dann natürlich inklusive Zinsen abbezahlt werden.
Mehr Besitz und Wohnraum kostet nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Zeit und Arbeit – und Lebenszeit ist begrenzt.
Ihr müsst mehr aufräumen, abstauben und sauber halten, mehr reparieren und instand halten. Um euch das alles leisten zu können, müsst ihr mehr arbeiten.
Nachdem mein Partner Hanno und ich das so mal im Kopf durchgespielt haben, wussten wir, dass wir das nicht wollten. Let's simplify our life!
Zero Waste – Detox für deinen Alltag
Lina-Maria Schön, die mich vor Jahren mal interviewt hat, hat Zero-Waste sehr schön als "Detox für deine Welt" bezeichnet.
Ich glaube, dass Zero-Waste gleichzeitig ein Detox für den eigenen Alltag ist.
Der Zero-Waste Lifestyle hat es uns ermöglicht, weniger zu arbeiten und dennoch deutlich mehr Lebensqualität zu haben.
Unsere Wohnung ist seitdem viel übersichtlicher und luftiger geworden. Mit weniger Sachen, können wir nun auch weniger in der Wohnung verteilen und müssen weniger aufräumen. Wir müssen weniger putzen und abstauben.
Es ist deutlich einfacher geworden, Ordnung zu halten.
Durch die schrittweise Umstellung haben wir nach und nach unsere Lebensgewohnheiten unbeabsichtigt unter die Lupe genommen und wissen nun viel genauer, was wir tatsächlich benutzen.
Früher sind wir andauernd kurz vor Ladenschluss noch einkaufen gegangen.Gefühlt waren wir andauernd im Drogeriemarkt, weil immer irgendeins der 5.000 Kosmetik- und Reinigungsprodukte sich dem Ende neigte. Heute reicht es vollkommen, wenn wir ein- bis zweimal in der Woche einkaufen gehen.
Wir planen unsere Mahlzeiten nicht, aber durch die neugewonnene Übersichtlichkeit in den Küchenschränken (und im Kühlschrank) haben wir schnell gelernt, wie viel wir eigentlich in einer Woche so verbrauchen.
Vorbei die Zeiten der vergessenen Packungen, die in den Untiefen der Küchenschränke ihr Ablaufdatum überschritten. Vorbei die Zeiten, wo man einen vollen Kühlschrank hatte, aber nichts, was man daraus kochen kann.
Qualität statt Quantität
Kleinvieh macht auch Mist. Und das nicht zu knapp. Ich habe mal – basierend auf meinen Gewohnheiten vorher – gerechnet.
Wenn ich mir unter der Woche jeden Morgen einen Coffee-to-go für 1,50€ hole, kostet das 30€ im Monat. Das allein geht ja noch, aber da kommt ja noch eine Menge dazu.
Es kamen natürlich noch mehr unüberlegte Ausgaben dazu. Das reduzierte Oberteil, das ich zufällig in der Innenstadt gesehen habe, der Nagellack in der neuen Sommerfarbe, die süßen Deko-Artikel für jeweils nur wenige Euro, die ganzen Flaschen Mineralwasser.
Da kommen schnell ein paar hundert Euro spontane Mehrausgaben zusammen - und (fast) alle diese Sachen sind mit dem Zero Waste Lebensstil weggefallen.
Statt Wasser aus Flaschen trinken wir Leitungswasser, das in Deutschland sowieso das am strengsten kontrollierte Lebensmittel ist. Das Oberteil für 5-10€ (worin zu 100% Kinderarbeit steckt) interessiert mich inzwischen gar nicht mehr. Wenn ich tatsächlich mal wieder Kleidung brauche, kaufe ich secondhand oder Fair Fashion.
Überhaupt komme ich kaum noch in Versuchung, weil ich meine Zeit einfach nicht mehr mit Shopping verbringe. Stattdessen haben wir plötzlich Geld für BIO-Lebensmittel, Öko-Strom und Reisen übrig. Und mehr Zeit für Hobbies!
Mehr zu Zero Waste
Nicht mehr andauernd den Müll runterbringen
Die gute Nachricht: Das wichtigste bekommt man eigentlich in jedem Supermarkt relativ verpackungsfrei, nämlich frische Lebensmittel.
Leider ist es in Deutschland immer noch ziemlich schwer, die anderen Sachen ohne Verpackungen zu bekommen, wenn man nicht gerade in Berlin, Kiel oder Bonn lebt, wo es Supermärkte gibt, die ihre Waren unverpackt anbieten. Es eröffnen aber glücklicherweise andauernd neue Unverpackt-Märkte.
In Deutschland gibt es inzwischen über 300 Unverpackt-Laden und viele Bioläden, Hofläden und sogar Supermärkte haben Unverpackt-Abteilungen aufgestellt oder bieten Trockenwaren in Pfandgläsern an. (Stand Dezember 2021) Schaut doch mal auf dieser Zero Waste Karte nach, was es bei euch in der Gegend gibt!
Die Lösung für uns ist es, wo es unverpackte Alternativen gibt, auf diese zurückzugreifen.
Außerdem halten wir unsere Augen nach Mehrweg-Alternativen offen. Apfelessig gibt es z.B. in Bioläden fast schon standardmäßig in Pfandflaschen und mehr und mehr Gastro-Betriebe bieten Mehrweg-Boxen an! (Stand Dezember 2021)
Wenn das keine Option ist, greifen wir auf Gläser, die wir jetzt auch statt Tupperdosen verwenden, oder auf Papierverpackungen (Achtung, häufig verstecken sich darin weitere Plastikverpackungen, -beschichtungen oder Sichtfenster aus Plastik) zurück.
Der Konsum von allem, was wir für unseren Alltag nicht zwangsläufig brauchen (z.B. Fertiggerichte und Junk Food, Coffee-to-go, 100.000 verschiedene Kosmetikartikel, 30.000 unterschiedliche Backutensilien, Impulskaufartikel) fällt wie oben erwähnt einfach weg – oder wird nur mal als Ausnahme gekauft.
Auch wenn ihr vielleicht nicht alles unverpackt bekommt, werdet ihr schnell merken, wie sich euer Müll drastisch reduziert, wenn ihr einige dieser Dinge ausprobiert!
Und wenn ihr wie wir im vierten Stock ohne Aufzug wohnt, freut ihr euch dann darüber, kaum noch den Müll runter bringen zu müssen.
Cornelia
Hallöle,
auch ich habe Möbel mit einer eigenen "Lebensgeschichte". Teils geerbt, oder vor'm Sperrmüll gerettet, geschenkt bekommen…. Solche Dinge sind viel stabiler als der heutige Pressspanneinheitslook. Einfach abschleifen und neue Farbe drauf.
Einen Hocker bekam ich von einer älteren Nachbarin geschenkt, der war noch von ihrer Mutter und staubte etwas ramponiert in der Garage vor sich hin. Nachdem ich ihn wieder schön gemacht hatte ( neue Farbe & Sitzbezug ) bot sie mir dafür sogar Geld an und wollte das "Schmuckstück" zurückkaufen 😉
Aber mit etwas Kreativität kann man alte Dinge gut zweckentfremden. Bei mir wurden aus alten Ikea-CD-Regalen tolle Blumenkästen vor den Fensterbänken. In so einer Länge gibt es gar keine zu kaufen (und wenn wären diese a aus Plastik und b irre teuer)
Viele Grüße
Conny
shia
Hi Conny,
ja, Spanholz ist echt so 'ne Sache. Uns ist vor 2 Wochen erst unser vor gerade mal 2 Jahren gekauftes IKEA-Bett kaputt gegangen: Das eine Spanholzbrett ist dort, wo die Schraube drin befestigt war, einfach komplett durchgebrochen! Und das aus heiterem Himmel im Schlaf (und nicht etwa bei sportlicheren Aktivitäten :P)! Wir haben das Bett am nächsten Tag mit Winkeln und einem zusätzlichen Bein zwar repariert bekommen, aber eigentlich darf ein Bett nicht nach 2 Jahren schon kaputt gehen...
Ich bewundere es ja total, wenn Leute wie du alten Möbelstücken aufarbeiten und sie danach noch viel viel hübscher sind als sie jemals waren ❤️! Ich hab's letztes Jahr auch mal versucht, und das Ergebnis war, ähm, individuell XD. Macht nix, steht trotzdem gut in der Wohnung ;). Naja, eins davon nicht mehr so gut wie vorher, aber es steht zumindest wieder...
Liebe Grüße,
Shia
Jenna
Ich kann ebenfalls bestätigen, wie erleichternd es sein kann, den eigenen Haushalt zu reduzieren. Wir sind erst vor kurzem Umgezogen und haben dabei ganz ordentlich ausgemistet bzw. ganz viel verschenkt oder verkauft. Dabei konnten wir auch Möbel reduzieren, wodurch unsere neue Wohnung viel luftiger und weniger zugestellt geworden ist.
Ein weiteres Thema, das mir am Herzen liegt, war bei der Einrichtung auf Möbelstücke zu achten, die auch wirklich lange halten und gewissermaßen zeitlos sind. Da wir vorher ein wildes Kunterbunt an IKEA-Möbeln hatten, die nicht zusammenpassten oder auch leider zu kaputt zum Weiterverwenden waren, haben wir beschlossen, uns neu einzurichten. Aber wieder zu Ikea und kurzlebige Billigmöbel aus zweifelhafter Herstellung kaufen? Das wollten wir vermeiden. Also haben wir bei unseren Verwandten und Bekannten nach Möbelstücken gefragt, die sie abgeben oder tauschen wollen. Und siehe da: Im Keller meiner Schwiegereltern und meiner Schwägerin standen die alten 50er-Jahre-Möbel der Großeltern. Alle etwas ramponiert, aber durchaus noch benutzbar, da aus massivem Holz und dabei wunderschön in ihrer Aura! Auch von Nachbarn haben wir alte Möbelstücke bekommen, die bei ihnen nur in der Garage herumstanden. Und einen wunderhübschen und in der Größe für die Küche perfekt passenden Tisch - auch im 50er-Jahre-Design - habe ich auf dem Sperrmüll entdeckt.
Wo wir in der alten Wohnung 2 Zimmer hatten, die ich immer versucht habe, vor Gästen zu verbergen und bei denen ich es aufgegeben hatte, aus dem Arrangement der Möbel etwas Schönes hervorzubringen, haben wir jetzt in der neuen Wohnung in jedem Raum schöne Möbel, die eine gewisse Zeitlosigkeit, Eleganz und Gemütlichkeit ausstrahlen. Ich bin wirklich soo froh, dass wir nicht einfach ins nächste Möbelhaus gerannt sind!!
Generell kann ich diese Methode des Nachfragens nur empfehlen. So bin ich z.B. auch an meinen Hometrainer gekommen, der bei meinen Schwiegereltern kurz vorher im Keller gelandet war, weil sie ihn nie benutzt hatten- obwohl es ein top-modernes Hightech-Gerät ist. Natürlich ist es für diese Methode günstig, im Familien- und Bekanntenkreis eher gut situierte Leute zu haben und das können sicher nicht alle von sich behaupten. Oft sind aber auch auf Flohmärkten oder auf Ebay sehr günstige und schöne Second-Hand-Möbel zu bekommen (habe ich auch schon gemacht). Einfach mal ausprobieren 😉
shia
Hi Jenna,
tolle Tipps sind das <3!! Ja, ich denke auch, es ist bei so was definitiv am sinnvollsten, bereits Vorhandenes erst mal zu nutzen, das schont die Ressourcen. Meistens ist auch wirklich mehr als genug da! Es stimmt, nicht jeder hat gut situierte Verwandtschaft, aber es gibt auch so genug Möglichkeiten :).
Unsere Wohnung steht auch noch voller wirklich kurzlebiger IKEA-Möbel, die mitunter nur mit Reparaturen nach dem Umzug noch zu gebrauchen waren. Unser IKEA-Bett ist uns letzte Woche nach nur zwei Jahren Gebrauch kaputt gegangen - das Spanholzbrett an der Seite ist einfach durchgebrochen! Ich könnte es ja noch verstehen, wenn es an der Seite von meinem Mann durchbricht, der ja mit 1,91m ja auch noch mal mehr wiegt als ich - aber bei mir XD?? Naja, mit Winkeln und einem zusätzlichen Bein konnten wir es wieder reparieren, aber ich glaube nicht, dass das Ding noch lange hält? Die Schublade der IKEA-Kommode kracht ebenfalls andauernd nach unten - mehrmals repariert und jetzt geht da auch echt nichts mehr.
Ich sag's dir, langfristig kommen einen diese Möbel doch teurer als sich sogar direkt ordentliche zu holen. Nee, nee, hätten wir sie nicht schon, würden wir sie uns auch nicht nochmal kaufen. Unsere hübschesten Stücke kommen sowieso aus dem Keller von der Großtante meines Mannes, vom Dachboden seiner Eltern oder aus dem Abstellraum meiner Mama ;).
Mit ein bisschen mehr Geduld und Sinn für Einrichtung (man sollte die Sachen schon so aussuchen, dass sie auch zueinander passen) bekommt man aber dann eine richtig hübsche Wohnung hin :). Und weniger vollgestellt sieht tatsächlich auch einfach besser aus!
Ganz liebe Grüße und ich freue mich, dass ihr gut in eurer Wohnung angekommen seid!!
Shia