Stillen – sofern möglich – ist der einfachste Zero Waste lifestyle für Mutter und Kind in Puncto Ernährung und Müllvermeidung.
Inhaltsverzeichnis:
1. Länger stillen spart Ressourcen
Ich wünsche euch sehr, dass ihr zu den Müttern gehört, die ihr Kind stillen können. Je länger ihr stillt, desto weniger Müll fällt an 😉 .
Viele Kinderärzte empfehlen, im Gegensatz zur WHO, schon ab dem 4. Monat zuzufüttern. Wie ich in meinem Freundeskreis erlebt habe, entscheiden sich leider viele Mütter dadurch, bereits ab diesem Zeitpunkt langsam abzustillen.
Die WHO empfiehlt, mindestens 6 Monate voll zu stillen, denn erst danach sind Mundmotorik, Darmtätigkeit und Würgreflex soweit entwickelt, dass ein Kind feste Nahrung zu sich nehmen kann. Das habe ich in einem Breikochkurs gelernt, der von einer Ernährungsberaterin durchgeführt wurde, die sich auf die Baby- und Kleinkindernährung spezialisiert hat.
Ab dem 6. Monat lautet die Empfehlung: Weiterstillen und zufüttern. Es heißt nicht umsonst Beikost und nicht Ersatzkost. Muttermilch sollte während des ersten Lebensjahres den Haupternährungsanteil ausmachen und erst nach und nach durch feste Nahrung ersetzt werden.
Die WHO empfiehlt sogar, bis Vollendung des 2. Lebensjahres weiterzustillen. Das muss natürlich im gegenseitigen Einvernehmen zwischen Mutter und Kind geschehen.
Wer (lange) stillt, hat das Essen fürs Baby stets dabei, in der richtigen Temperatur und zu jeder Zeit. Das spart unheimlich Ressourcen.
2. Fragt euch: Muss es ein Stillkissen sein und, wenn ja, kann ich das nicht auch gebraucht kaufen?
Stillen soll durch ein Stillkissen bequem werden. Ich habe ehrlich gesagt noch nicht das perfekte Stillkissen gefunden. Die mit den Kügelchen (hatte ich von einer Verwandten geliehen bekommen) fand ich furchtbar, weil die Kügelchen immer verrutschen, sobald das Kind draufliegt. Die ganz festen (zum Beispiel von Motherhood oder ErgoBaby) sind in einer steifen, unflexiblen Form, die Stillen nur im Sitzen ermöglichen.
Sie passen nur normalgewichtigen Frauen. Eine Freundin hat einfach eine Nackenrolle als Unterlage genommen und ist vollkommen zufrieden damit. Es ist also zu überlegen, ob ihr wirklich ein Stillkissen braucht oder ob es auch ohne geht.
Ich empfehle euch aus meiner Erfahrung heraus jedenfalls, ein Stillkissen auszuprobieren, bevor ihr es kauft. Beim Stillen in liegender Position z.B. brauche ich kein Stillkissen. Normale Kissen, die ihr zu Hause habt, können genauso als Stillunterlage genutzt werden. Und falls ihr doch eines braucht, gibt es auch das gebraucht im Internet zu kaufen.
3. Hab ein paar Spuktücher/Mullwindeln parat
Es ist ratsam, beim Stillen ein paar Spucktücher/Mullwindeln parat zu haben. Diese bekommt man überall, denn jede Mutter hat und hatte wohl welche. Es gibt sie auch aus Bio-Baumwolle von Hans Natur z.B. Fragt doch erstmal eure Freundinnen, ob sie welche abzugeben haben oder kauft sie eben gebraucht auf dem Flohmarkt oder im Internet.
4. Setzt auf waschbare Stilleinlagen aus Naturmaterialien
Stilleinlagen für die Mütter, die ein Problem mit auslaufenden Brüsten haben, gibt es waschbar und mehrfach verwendbar, z.B. von Blümchen oder ImseVimse. Sie sind aus Baumwolle oder Wolle und Seide und lassen sich hygienisch in der Waschmaschine bei 60 °C waschen. Somit spart man sich die Wegwerfeinlagen.
5. Kauf Still-BHs entweder gebraucht oder aus Bio-Baumwolle
Wenn es für euch vertretbar ist, könnt ihr sogar Still-BHs gebraucht kaufen. Wenn ihr euch aus hygienischen Gründen für neue BHs entscheidet, gibt es diese inzwischen auch in der Bio-Baumwolle-Version.
Anjas "Zero Waste Baby" Reihe
- Mehr Nachhaltigkeit während der Schwangerschaft
- Gehen eine Geburt im Krankenhaus und Zero Waste zusammen?
- Zero Waste Baby: Stoffwindeln und Wickeln
- Zero Waste Baby: umweltfreundlich schlafen
- Zero Waste Baby: Baden und Hygiene
- Zero Waste Baby: Wie viel Spielzeug braucht mein Kind?
- Zero Waste Baby: Tragen und schieben
- Zero Waste Baby: Ernährung im Kleinkindalter
D. meint
Feministische Sicht gut und schön, aber solange Männer nicht stillen können bleibt es nun mal an der Frau hängen. Mein Mann würde sofort stillen wenn er könnte, und da ist er sicher nicht der einzige. Wahlweise kann man ja auch abpumpen und die Milch mit der Flasche geben. Und es ist nun mal das beste fürs Kind, gestillte Kinder bzw. Kinder die Muttermilch bekommen sind unter anderem deutlich seltener krank als Flaschenkinder. Keine Frau die nicht stillen kann weil sie z.B. nicht genug Milch sollte ein schlechtes Gewissen haben, aber um Abends weggehen zu können oder Angst vor irgendwelchen Abhängigkeiten zu haben? Das Unverständlichste was ich mal erlebt habe war dass eine Frau auf der Entbindungsstation wo ich während der Ausbildung gearbeitet habe nicht gestillt hat um direkt wieder Rauchen zu können. Bei sowas schwillt mir, besonders da ich erst nach der dritten künstlichen Befruchtung (und bevor hier die Gutmenschen Adoption schreien: da sind die Aussichten aufgrund dessen dass es viel zu wenig Kinder gibt mehr als schlecht) schwanger geworden bin die Hutschnur.
Fred meint
Auch wenn keine Frau* die nicht stillen kann oder mag ein schlechtes Gewissen haben soll, wird es nun immer wieder suggeriert. Selbst in diesem Kommentar hier "es ist nun mal das Beste für das Kind und dein Kind wird weniger krank" ist der O-Ton. Nicht, dass ich diese Entscheidung stütze, aber wenn eine Frau* es so einschätzt, dass sie dringend wieder rauchen muss, was bei einer Sucht ja durchaus so sein kann, und es nicht halten könnte, das während der Stillzeit nicht zu tun, dann ist es vielleicht für das Kind besser Flaschennahrung zu bekommen. Ich würde mir nicht erlauben, darüber zu urteilen, ohne die Hintergründe zu kennen. Alle Frauen* in den Spielgruppen, die nicht stillen konnten, hatten das Gefühl zu versagen und ich bin mir sicher, dass u.a. genau solche Artikel die einem suggerieren, dass es keine bessere Alternative gibt, dazu führen.
Und Stillen ist wunderschön und wichtig, dass sowas möglich sein kann, aber eine Frau* ist mehr als nur eine Mutter*, sie ist eine Frau* mit eigenen Bedürfnissen, die auch sagen darf: ich möchte nicht stillen und welcher Grund das ist, geht niemanden etwas an. Dabei darf man nicht verkennen, dass Stillen auch eine Abhängigkeit bedeutet. Klar abpumpen geht auch, wunderschön, wenn dann aber jede Flasche weggekippt werden muss, weil das Kind sich weigert sie zu trinken, hilft das auch nicht viel. Nach einem knappen Liter hatte ich keine Böcke mehr darauf!
Wie gesagt, ich spreche mich in keinster Weise gegen das Stillen aus und Stille selber seit 14 Monaten, aber Feminismus ist nicht nur gut und schön, solange man an bestehenden Verhältnissen nicht rüttelt. Das sollte keine grundsätzliche Kritik daran sein, wie beim Stillen Müll gespart werden kann, aber ich denke man müsste solche Aspekte mitbedenken und es wäre ja vielleicht auch spannend wie (gerade) mit Flaschennahrung Müll gespart werden kann, da es einfach für viele Frauen* Realität ist, anstatt Stillen als alternativlos darzustellen.
T meint
Zum Thema Stilleinlagen: Das Problem bei Wolle ist, dass sie bei starken Temperaturschwankungen einläuft/verfilzt. Wenn man Wolle z.B. zum Stricken färben will, legt man sie daher ins kalte Wasser (bzw. die sogenannte Beize vor dem eigentlichen Färben), erwärmt das Wasser mit der Wolle drin und lässt es hinterher wieder abkühlen, bevor man die Wolle herausnimmt und entweder tropfnass aufhängt oder leicht in einem alten Handtuch ausdrückt, bevor man sie liegend oder auf der Leine trocknen lässt.
Ich würde also die benutzten Stilleinlagen aus Wolle in einen Kochtopf mit viel zimmerwarmem Wasser tun, langsam zum Kochen bringen (oder zumindest auf 60 Grad erhitzen) und aufhängen, wenn das Wasser sich hinterher wieder abgekühlt hat.
Seide geht angeblich schneller kaputt, je öfter man sie wäscht, ich habe aber noch nie mit Seide gestrickt oder genäht. Allerdings ist das bei einem Gebrauchsartikel, der weder schön noch reißfest sein muss, vielleicht auch nicht so entscheidend.
Wolle hat gegenüber Baumwolle den Vorteil, dass sie sehr viel Feuchtigkeit aufnimmt, ohne sich nass anzufühlen. Deshalb wird sie im Stoffwindelbereich gern verwendet. Angeblich kann sich Wollkleidung auch aufgrund der Faserstruktur selbst reinigen, meine Socken sind aber immer noch dreckig, wenn ich sie das nächste Mal anziehen will. Im Wochenbett würde ich also auf solche Selbstreinigungskräfte nicht setzen.
Fredi meint
Ich lebe nicht zero waste, auch wenn ich viel Müll vermeide und das meiste was ich so lese mir eigentlich selbstverständlich vorkommt. Liegt aber sicherlich auch daran, dass ich in meiner kleinen (Polit-)Blase lebe.
Und aus einer feministischen Sicht muss ich sagen, dass ich den Artikel hier echt problemtisch finde. Klar ist das Stillen eine Art ohne Müll sein Kind zu füttern, allerdings finde ich es unglaublich problemtisch es daran fest zu machen, ob gestillt wird oder nicht.
Es gibt viele Frauen, die können nicht stillen, sei es weil sie zu wenig Milch produzieren oder oder oder. Aber ich kann es auch verstehen, dass Frauen nicht stillen wollen, weil sie dadurch beispielsweise in eine sehr abhängige Rolle gedrängt werden und es automatisch schwerer wird wieder zu Arbeiten, abends mal weg zu gehen o.ä. und damit auch oft gerechtfertigt wird, dass der* Partner keine Elternzeit nimmt weil "Sie stillt ja!"
Klar es ist ein Blog darüber, wie möglich wenig Müll produziert werden kann. Aber es geht hier ja auch um Klimawandel und gesellschaftliche Verhältnisse und da muss auch hinterfragt werden, bzw. anerkannt werden, dass der Hype stillen sei das einzig gute für dein Kind immer auch ein schlechtes Bild auf diejenigen wirft, die sich dagegen entscheiden zu stillen bzw. dafür entscheiden früher abzustillen und ggf. andere Milch zu nutzen.
Das musste mal gesagt sein, weil die vorherigen Artikel auch immer davon sprachen, was die Frau tun kann, um weniger Müll zu vermeiden, anstelle von der Familie oder den Eltern zu sprechen... ich selbst möchte gerne stillen, sollte es klappen. Aber ich setze mir kein Ziel von so und so viel Zeit ist das was richtig ist und sonst tue ich meinem Kind etwas schlechtes. Weil meine Bedürfnisse genauso gelten wie die des Kindes. Zudem finde ich das z.B. 2 Jahre stillen auch das Kind enorm einschränkt und von mir abhängig machen würde, anstelle, dass es sich auch auf andere Bezugspersonen einlassen kann ohne mein Beisein (ist aber vielleicht auch einfach meine pädagogische Haltung dazu...)
und zum Thema Stillkissen: Es rettet mir gerade jede Nacht beim Schlafen das Leben, anders könnte ich es mir nicht vorstellen. Klar ich habs von ebay-kleinanzeigen gebraucht, das gerade entstandene Loch einfach weggeknotet und wird noch geflickt. Lediglich den Bezug habe ich mir neu genäht, weil der andere schon echt fiese Flecken hatte...