Es ist wahr – Menschen, die sich sozial oder nachhaltig engagieren – z.B. indem sie nachhaltig leben – sind glücklicher. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage.
Inhaltsverzeichnis:
Ein nachhaltiges Leben wird bei uns häufig mit Verzicht verbunden. Und Verzicht ist natürlich etwas, das man NICHT will. Und genau das wird mir andauernd untestellt. Und ganz ehrlich: Das hängt mir nach über sieben Jahren echt ziemlich zum Hals raus.
Warum ein nachhaltiges Leben für mich kein Verzicht ist
Es ist alles eine Frage der Perspektive – in dem Fall eine sehr defizitorientierte Perspektive. Eine Perspektive, die mich damals in den ersten Interviews echt total überrollt hatte. Ich fiel aus allen Wolken und wusste gar nicht, was ich so darauf antworten sollte, als ich so angesprochen wurde, weil das einfach so gar nicht meiner Lebensrealität entsprach.
Gerade Müll war für mich ja nie eine Bereicherung meines Lebens. Müll hat mich gestört – ich wollte den ja loswerden. Mit einem minimalistischen, müllarmen und veganem Lebensstil sind viele Dinge aus meinem Leben verschwunden, worüber ich sehr froh bin.
Ich muss nicht mehr mit Herzrasen meine Sachen an der Discounter-Kasse abräumen, spare Zeit und Geld, weil ich nicht mehr so viel einkaufe. Ich ernähre mich viel viel gesünder.
Außerdem setze ich mich weniger Schadstoffen aus, weil ich von Chemiekeulen auf Hausmittel umgestiegen bin. Dadurch haben sich meine Allergien von “ich könnte beim allergischen Asthma-Anfall sterben” auf “lässt sich gut aushalten” gebessert. All diese Bereicherungen würde ich alles gegen kein Geld der Welt wieder eintauschen wollen.
Ich habe es wie einen Befreiungsschlag empfunden – und plötzlich wurde mir öffentlich in fast allen Interviews als erstes Verzicht unterstellt… Ich muss schon zugeben, dass mich das auch gerade anfangs verletzt hat und ich mich nicht wirklich gehört und verstanden gefühlt habe.
Ich bin viel glücklicher, seitdem ich nachhaltiger lebe
Und das scheint nicht nur mir so zu gehen. Der Glücksatlas 2017 kommt zum Ergebnis:
"Nachhaltiges Engagement macht glücklicher. Menschen, die sich sozial oder ökologisch engagieren, sind nachweislich zufriedener mit ihrem Leben.”
Glücksatlas 2017
Der Glücksatlas ist eine jährliche repräsentative Studie über die Lebenszufriedenheit in Deutschland im Auftrag der Deutschen Post. In dieser Ausgabe wurde der Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit gesetzt.
Und Müllvermeidung kommt bei den Menschen offenbar eine ganz zentrale Rolle zu:
"96% der Deutschen sehen in der Vermeidung von Müll den wichtigsten persönlichen Beitrag im Bereich des umweltbewussten Lebens."
Glücksatlas 2017
Das spricht für mich doch sehr stark für einen Zero-Waste-Lebensstil 😉.
"Aber du kannst doch gar nicht mehr alles kaufen..."
Das ist eine Aussage, die ich ebenfalls seeeehr häufig höre. Erst mal: Ich kann alles kaufen, was ich will!
Na gut, mit der Einschränkung, dass ich mir finanziell natürlich nicht alles leisten kann 🤪. Und illegale Güter schließe ich auch einfach mal aus.
Innerhalb dieses Rahmens verhaftet mich ja keiner, wenn ich das mache. Der Punkt ist aber: Ich will nicht.
Wenn ich weiß, dass etwas unter ausbeuterischen Bedingungen (sozial und/oder ökologisch) hergestellt wurde, reduziert das für mich die Attraktivität des Produkts direkt enorm. Stellt euch das vor wie 'n fetter Kaffeeflock auf einem neuen Kleidungsstück im Geschäft.
Da muss etwas für mich schon eine mega große Anziehungskraft haben oder mir enorm wichtig sein, dass ich dann denke "Hm, ist okay, nehm ich dafür wohl auch in Kauf."
Und das passiert auch. Zur Pollensaison nehme ich Antiallergikum ein und ich habe auch immer mein Astmaspray dabei. Weil ich schon am Leben hänge.
Und manchmal möchte ich halt etwas unbedingt. Ich bin z.B. tätowiert, obwohl der Prozess ziemlich viel Müll verursacht. Aber natürlich schaue ich darauf, dass ich so was trotzdem sehr bewusst mache und mir persönlich ist es wichtig, dass solche Sachen in meinem Leben die Ausnahme und nicht die Norm sind.
Konsum macht uns nur kurzfristig glücklich
Generell wird ja viel suggeriert, dass wir laufend neue materielle Dinge konsumieren müssen, um glücklich zu sein. Das liegt daran, dass das Glücksgefühl nach einem Kauf schnell verfliegt.
Es ist eher wie ein Rausch, der ebenfalls schnell wieder vorbei ist. Kennen wir ja alle. Das neue teure Smartphone ist nur solange cool, bis das nächste Modell um die Ecke kommt.
Werbung ist ja richtig gut darin, uns zu zeigen, wie viel besser unser Leben wäre, wenn wir nur dies oder jenes Produkt kaufen. Shopping ist sogar von einer ungeliebten Haushaltsaufgabe zu einem Hobby mutiert.
Wir kaufen alle so viel mehr als wir wirklich brauchen. Nach der "Konsum macht glücklich"-Logik müsste jeder einzelne von uns ja förmlich vor Glück übersprudeln. Tun wir aber nicht.
Im Gegenteil! Da andauernd mitzuhalten, heißt mehr ackern, um sich die sich laufend steigernden Ansprüche auch leisten zu können – und das heißt weniger Zeit für die unbezahlbaren Momente im Leben.
Mehr Tipps für den Einstieg 💚
Was uns eigentlich glücklich macht
Was tatsächlich glücklich macht, sind nämlich nach vielen unterschiedlichen Untersuchungen vor allem Gesundheit, Familie und nicht arbeitslos zu sein bzw. genug Geld, um keine existentiellen Sorgen zu haben (siehe z.B. hier, hier oder hier).
Wenn man den unnützen Konsum wegstreicht, tut sich plötzlich Zeit und Muße auf, sich um genau diese Dinge zu kümmern, die einen wirklich glücklich machen.
Ein Beispiel: Natürlich können Eltern ihren Kids das neuste Smartphone oder so schenken – ich glaube aber, wenn man statt einen Produkt Zeit, Aufmerksamkeit und vielleicht ein Erlebnis schenkt, macht das langfristig glücklicher, als nur ein Technik-Schnick-Schnack. So sehe ich das zumindest.
Ich persönlich bin ja überzeugt vom Minimalismus, also der Idee, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren und sich nicht mit dem anderen Schnick-Schnack rumzuschlagen. Lässt sich auch wunderbar mit Nachhaltigkeit kombinieren 😉.
Rebecca
Warum? Sie schreibt ja nur dass Kinder nicht immer das neuste brauchen. Wenn ich das Geld in Ausflüge, Urlaub etc. investiere schaffe ich Erinnerungen. Kinder erwarten dann auch nicht immer alles zu bekommen was gerade angesagt ist und lernen den Wert von Dingen zu schätzen.
shia
Hi Rebecca,
mein Beispiel hätte ich noch etwas ausführen müssen. Aber genau wie du das siehst hatte ich es gemeint 🙂
Danke!
Liebe Grüße,
Shia
Beate
Toll! Ich finds immer wieder klasse, wie gut gelaunt und überzeugend Shia das immer wieder erklärt 🙂
Allein, das letzte Beispiel mit dem Kind und dem Handy überzeugt mich ganz und garnicht...
shia
Hi Beate,
du hast recht, das ist im Beispiel wahrscheinlich etwas verkürzt dargestellt. Das Beispiel sollte verdeutlichen, dass ich finde, dass generell und gerade mit Kindern gemeinsam Zeit verbringen in meinen Augen einfach wertvoller ist als materielle Dinge, die unverhältnismäßig viele Ressourcen verschlingen und in einem Jahr schon wieder veraltet sind, nur, weil sie gerade angesagt sind. Gar kein Handy ist bei Kindern heutzutage wahrscheinlich sozial auch echt schwierig und sie sollen ja ruhig damit umgehen lerne, aber meine Frage ist: Muss es das neueste vom neusten sein?
Liebe Grüße,
Shia