Wart ihr auch schon mal auf einer Fridays for Future Demo und habt das alles schön bei euch auf Social Media gepostet oder sogar live gestreamt, um ganz viel Aufmerksamkeit für den Klimaschutz zu bekommen? Ich auf jeden Fall! Doch dabei erzeugt das Posten selbst viele CO2-Emissionen...
Eva Kern geht auch auf Klimaschutz-Demos und muss da immer etwas schmunzeln. Denn sie weiß, dass das ganze Posten viele Treibhausgase verursacht, sie hat nämlich im Auftrag des Umweltbundesamts den Blauen Engel für Softwareprodukte mitentwickelt und sich intensiv mit dem Thema auch außerhalb von Desktop-Software (darauf beschränkt sich der Blaue Engel momentan) auseinandergesetzt.
Dass die meisten von uns bei unseren online Aktivitäten noch nie über die Klima-Auswirkungen nachgedacht haben, möchte sie ändern. Denn mit etwas mehr Bewusstsein können wir da schon gut was an CO2 einsparen!
Zu hören gibt es den Podcast...
...als ARD-Angebot natürlich in der ARD-Audiothek, hier (eingebunden aus der ARD-Audiothek 😊) und eigentlich überall, wo es Podcasts gibt. Hier gibt es die vollständige Liste inklusive Links dorthin.
Wir bequatschen in dieser Folge mit Eva:
- Wie genau verursacht das Internet CO2-Emissionen?
- Wie verhalte ich mich bei Social Media klimafreundlicher?
- Was ist umweltschädlicher: Die Fahrt ins Büro oder die Videokonferenz?
- Wie spare ich CO2 bei Emails?
- Wie kann ich klimafreundlicher mit Suchanfragen umgehen?
- Und warum pauschale Empfehlungen manchmal echt schwer zu geben sind…
Shownotes: Digitale Emissionen – weniger Bytes, mehr Klimaschutz?
Alles, was wir digital machen, verbraucht Ressourcen. Unsere Endgeräte und das ganze Zubehör mussten produziert werden – und natürlich verbrauchen sie auch Strom während der Nutzung. Aber es steckt noch mehr dahinter. Alles, was online stattfindet, funktioniert nur, weil überall über den Globus verteilt massenweise Rechenzentren mit vielen, vielen Servern stehen, die 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr online sind. Auch die mussten produziert werden, verbrauchen ununterbrochen Strom im Betrieb und auch für die Kühlung.
Je mehr Daten wir verschicken, streamen oder online lagern, desto mehr Server werden benötigt – und desto mehr wird das Klima belastet. Nach Schätzungen der NGO Shift Project ist unsere digitale Nutzung für mehr Treibhausgasemissionen verantwortlich als die gesamte Flugindustrie!
Evas einfachen Tipps, die wir alle im Alltag einbauen können
Vor allem gilt: Weniger ist mehr! Bevor wir schauen, wo wir anfangen, dem Klima zuliebe um Pixel und MB zu feilschen, können wir auch einfach mal kurz unsere Patschefinger vom Gerät nehmen und uns überlegen: Muss das gerade wirklich sein?
Wenn wir zum Schluss kommen: Ja, doch, das wäre jetzt schon gut. Dann können wir Folgende Dinge beherzigen:
Mobiles Internet verbraucht mehr Ressourcen als WLAN, d.h. das Video von der Klimademo lieber im WLAN Zuhause als unterwegs posten. Und vielleicht überlegen, ob’s auch ein Foto tut. Eva hat übrigens ihre mobilen Daten und die Standorterkennung standardmäßig aus und macht einfach fix die Daten an, wenn sie sie unterwegs doch mal braucht.
Auf Demos können wir uns auch generell mit anderen zusammentun, damit nicht jede Person für sich filmt und postet, sondern eine Person das für alle übernimmt.
Wenn wir bei Videokonferenzen unsere Kamera ausschalten spart das rund 96% Emissionen.
Bei E-Mails können wir Emissionen sparen, indem wir uns aus Verteilern und Newslettern austragen, die wir sowieso nicht lesen. Große Dateien können wir – statt sie als Anhang zu schicken – bei Diensten hochladen, wo die Dateien nach z.B. einer Woche gelöscht werden.
Bei Suchmaschinen gilt: Auf eine umweltfreundliche Suchmaschine (z.B. ecosia.org) umsatteln und gar nicht erst eine Suchanfrage losschicken, wenn ihr auch die URL kennt und direkt in den Browser eingeben könnt.
Habt ihr auch wie Jessi und ich gerne 357 Browser-Tabs offen? Dann stellt euren Browser so ein, dass die Tabs sich nicht laufend im Hintergrund laden.
Bei Papier vs. Elektronisch kommt es auf die Nutzung an. Ein Büchereibuch, das wirklich auch viele Male gelesen wird schneidet besser ab als ein eBook. Wenn ein Buch allerdings wie auch eine Zeitung nur einmal gelesen wird, dann schneidet das digitale Pendant besser ab.
Beim Streamen sparen wir um die 86% Emissionen, wenn wir HD (High Definition) ausstellen. Bei einigen Streaming-Anbietern spart das sogar monatlich Geld! Oft kann das menschliche Auge den Unterschied sowieso nicht wahrnehmen. Wozu also das Klima unnötig belasten?
Auch ein Trick: Die Lieblingsserie auf dem Handy statt auf dem riesigen Flachbildfernseher bingen. Denn zum einen muss dann die Auflösung nicht so hoch sein, und zum anderen verbraucht das Handy deutlich weniger Strom.
Updates von Apps, die wir nur selten nutzen – z.B. die Wander-App, die nur im Urlaub zum Einsatz kommt – können wir dann installieren, wenn die App auch tatsächlich gebraucht wird. So sparen wir uns oft viele Updates dazwischen und damit Daten. Dazu einfach die Funktion „automatisches Update“ an euren Geräten abstellen.
Unsere neuesten Folgen
Quellen und Ressourcen
- Studie “Clicking Clean” (2017) | Greenpeace
- The Shift Project
- Treibhausgase von digitale Technologien (Full Report) | Shift Project
- Treibhausgase Flugverkehr | International Council on Clean Transportation (ICCT)
- Why your internet habits are not as clean as you think | BBC
- Report Greener Electronics | Greenpeace
- Think before you thank | Ovoenergy
- Weniger pendeln | Tagesspiegel
- Klimaschutz im Homeoffice | Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung Potsdam
- The carbon cost of an email | Carbon Literacy
- Turn off that camera during virtual meetings | Science Daily
Was denkt ihr so?
Was für Themen sollen wir mal im Podcast behandeln? Wen sollten wir mal einladen? Schickt uns eure Wünsche, Feedback, Ideen oder auch eure Erfahrungen bei WhatsApp, Telegram oder Signal: 0172-5678566.
Wenn euch unser Podcast gefällt, freuen wir uns auch, wenn ihr uns ein paar Sternchen ⭐️✨ dalasst! Das hilft anderen Leuten, die sich auch für das Thema interessieren, den Podcast leichter zu finden 😊.
Und klar – natürlich könnt ihr auch ganz einfach und direkt unter diesem Artikel kommentieren 👇!
Robert
"Auch ein Trick: Die Lieblingsserie auf dem Handy statt auf dem riesigen Flachbildfernseher bingen. Denn zum einen muss dann die Auflösung nicht so hoch sein, und zum anderen verbraucht das Handy deutlich weniger Strom."
Da möchte ich widersprechen. Mobile Geräte (Handy, Tablett etc.) verbrauchen zwar weniger Energie als der Fernseher. Sie beziehen diesen Strom aber von einem Akku, und bei dessen Herstellung wird viel Energie benötigt. Außerdem landet so ein Akku meines Wissens oft irgendwann als Giftmüll irgendwo in Afrika (- auch wenn das Akku-Recycling wohl Fortschritte macht). In der Summe halte ich deshalb stationäre Geräte mit Strom aus der Steckdose immer für nachhaltiger als mobile Geräte. Und bei meinem Notebook nehme ich den Akku raus und verwende es nur mit Kabel.