Was ist denn eigentlich weniger umweltschädlich: Metall, Plastik, Bioplastik oder Papier? So triffst du bessere Einkaufsentscheidungen.
Inhaltsverzeichnis:
Letzte Woche hatte sich eine COSMO-Hörerin nach meinem Nachhaltigkeitstalk mit Feedback an COSMO gewandt. Ich fand ihre Frage echt spannend und hab kurzerhand die neue Sparte Leser:innenbriefe bei mir auf dem Blog eingerichtet 😁 (hier geht es zu meinem Antwortbrief)!
Die Frage fand ich aber so spannend, dass ich sie in diesem Artikel gerne ausweiten möchte: Was ist außerdem mit Papiertüten? Und was ist das beste, das man als umweltwusster Kunde machen kann?
Metall vs. Plastik
Die Hörerin hat natürlich Recht, wenn sie sagt, dass Metall sowohl in der Herstellung als auch im Recyclingprozess sehr energieintensiv ist. Und es gibt inzwischen auch Bioplastik aus anderen Materialien.
Die beste Lösung ist natürlich, Verpackungsmüll ganz zu streichen, sowohl Plastik als auch Metall. Deswegen lebe ich ja auch "Zero Waste", also ohne Müll zu erzeugen.
ABER... Ich bleibe dabei: Metalltuben sind im Vergleich zu den Plastiktuben zumindest die bessere, wenn auch nicht die optimale Lösung.
Auch wenn es inzwischen Bioplastik aus nachwachsenden Rohstoffen gibt, gängige Zahnpastatuben bestehen leider nicht daraus, sondern aus regulärem Plastik, das aus Erdöl gewonnen wird.
Erdölgewinnung ist ziemlich destruktiv, die Plastikproduktion ist erstaunlilch unreguliert und Plastikmüll ist einfach eine riesige Umweltbelastung.
Außerdem kann Plastik nur einmal “recycelt” werden (nennt sich auch deshalb "Downcycling"), danach ist es endgültig Müll. Metall kann immer und immer wieder recycelt werden und das passiert in Deutschland häufig sogar, wenn das Metall im Restmüll landet.
Papiertüte vs. Plastiktüte?
Ehrlich gesagt sind beide nicht so gut. Eine Papiertüte braucht in der Gewinnung und Produktion erst mal mehr Ressourcen und Energie als die Plastiktüte, weil die Papiertüte auch mehr Material braucht, um genauso stabil zu sein.
Die Plastiktüte richtet aber viel mehr Schaden an, wenn sie nicht den Weg in die Müllaufbereitung findet. Sie ist also besser für den Gewässerschutz.
Plastiktüten 1:1 gegen Papiertüten auszutauschen, ist ökologisch nicht sinnvoll. Am Ende hilft da nur die Umstellung auf Mehrweg.
Mehr Recycling-Tipps
Was ist mit Bioplastik?
Erst mal: Bioplastik ist ein umgangssprachlicher Begriff, der für verschiedene Kunststoffe verwendet wird.
Damit sind oft Kunststoffe gemeint, die komplett aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, aber nicht biologisch abbaubar sind. Fachlich spricht man da von biobasierten Kunststoffen.
Dann meint man damit auch oft Kunststoffe, die weiterhin aus Erdöl hergestellt werden, die sich aber durch z.B. die Zugabe von speziellen Enzymen biologisch abbauen lassen. Die heißen biologisch abbaubaren Kunststoffen.
Viele "Bioplastik"-Arten sind recycelbar. Allerdings können die Abfallsortieranlagen, die heutzutage im Einsatz sind, diese Stoffe leider nicht erkennen.
So können sie auch nicht aussortiert und entsprechend recycelt werden. Bisher ist der Bioplastik-Anteil im Müll auch noch so gering, dass es sich für die Anlagen nicht lohnt, da aufzurüsten.
Was ist mit den ganzen Tüten aus Bioplastik?
In vielen dieser Tüten stecken trotzdem noch 50% oder sogar mehr Erdöl. Der Rest besteht meistens aus gentechnisch manipuliertem Mais, der unter großzügigem Einsatz von Pestiziden angebaut wird, was natürlich die Umwelt auch belastet.
Das treibt den Weltmarktpreis für Mais hoch, was gerade in Entwicklungsländern, in denen Mais ein Grundnahrungsmittel ist, ein großes Problem ist, weil die Menschen sich da ihr Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten können.
Wenn sie nicht ordnungsgemäß entsorgt werden, richten sie in der Natur oft auch nicht weniger Schaden an, denn zersetzen können sich die angeblich kompostierbaren Tüten meistens nur unter industriellen Bedingungen. Also Bedingungen, die in der Natur nicht gegeben sind.
Andere Sorten sind theoretisch recycelbar, aber ja, da sind wir wieder bei der fehlenden Infrastruktur und den Anlagen, in denen Bioplastik nicht erkannt und damit nicht recycelt werden kann.
Wie kann ich dann umweltfreundlicher handeln?
Am Ende trumpft Mehrweg immer Einweg. Heißt: der wiederverwendbare Beutel oder der Einkaufskorb oder der Stoffbeutel, den man sowieso schon hat, am umweltfreundlichsten. Das Getränk in einer Mehrweg-Pfandflasche ist besser als das Getränk im Getränkekarton.
Als Faustregel kann man sich für den Alltag merken: Einweg-Zeugs belastet immer die Umwelt, nur eben in unterschiedlichem Maße und oft an anderer Stelle.
Das gilt allerdings auch für überflüssige Mehrweg-Produkte... Der 35. Jutebeutel, der kaum benutzt wird, weil man einfach schon zu viele davon hat ist NICHT umweltfreundlich, sondern eine Ressourcenverschwendung.
Quellen
- Plastiktüten (PDF) | Umweltbundesamt
- Wie umweltfreundlich sind Papiertüten? | Bayerischer Rundfunk
- Plastik-, Papier- oder Keramikbecher? | Bayerischer Rundfunk
- Was passiert eigentlich mit unserem Müll? | Interview mit Herrn Bertram von EcoCity Bochum
- Biobasierte und biologisch abbaubare Kunststoffe | Umweltbundesamt
- Darum ist Aluminium nicht gut für die Umwelt | WDR Quarks
Nils Bauer
Hi, toller Artikel! Bitte mehr Artikel dieser Art. Viele Grüße
Hans Grubmüller
Plastik und Kunststoff sind ja schon schädlich für die Umwelt. Je mehr das Recycling mitmachen, je mehr es sich lohnt. Ich bin der Meinung, wir sollen alles mögliche zum Recycling bringen, besonders Plastik und auch Metall.
Joachim Hussing
Danke, dass Sie erklärt haben, wie Metall immer und immer wieder recycelt werden kann. Mein Bruder arbeitet an einem Bauprojekt, und er versucht, umweltfreundliche Materialien für sein Projekt zu finden. Ich werde ihm über die Vorteile der Verwendung von Metall berichten.
Helena
Es ist wichtig, dass man Metall zu den Sperrmüll sortiert, weil nur so kann das Material recyclt werden. Metall ist natürlich energieintensiv bei seiner Produktion, aber wenn es um Gegenstände oder Möbel hier geht, dann ist es robust und praktischer als Plastik über längere Zeit. Danke für die Unterschiede zwischen Stoffen!
Annabelle
Nein. Zur Aluherstellung wird der Regenwald abgeholzt (das größte Bauxitvorkommen ist in Brasilien) und Kunststoffe können auch öfter recycelt werden, wenn nicht sogar unendlich. Sie werden zu Flakes in einer Mühle zerkleinert, gewaschen, und das Granulat wird dann weiter verwendet. Papier kann ca.6 Mal recycelt werden. Glas 30 Mal. Es gibt nicht die perfekte Lösung. Plastik wurde vor 100Jahren in Belgien erfunden und hat uns sehr gute Dienste geleistet und jetzt wird es nur schlecht geredet. In der Medizin z.B. bei der Hygiene. Die Menge macht das Gift! Egal welcher Stoff.
Kiri
Hallo Shia,
erstmal vielen Dank für die vielen nützlichen Informationen und auch die kritische Auseinandersetzung mit "Alternativen".
Ich suche aktuell eine Brotdose für meine Kinder für die Schule und habe mich dabei gefragt, ob Edelstahl denn nun wirklich die bessere/beste Alternative zur Plastikdose ist...???
Hast Du hier einen Rat oder vielleicht einen Link zu einem guten Artikel?
Dafür wäre ich Dir sehr dankbar!
Viele Grüße
Kiri (totaler zero/less waste Anfaänger - aber motoviert :-))
Kiri
Hey Shia,
ich habe nun schon selbst Deinen Artikel hierzu gefunden... 😉
Sorry für erst schreiben und dann suchen...
Aber mal was anderes: Ich habe einen ganzen Schrank voll Tupperdosen. Die können ja auch teilweise ein Leben lang halten... Sollte ich denn überhaupt jemals andere Dosen kaufen? Das wäre doch in jedem Fall schlechter für den Planeten, als wenn ich meine alten verwende bis sie nicht mehr zu gebrauchen sind...?! (auch wenn ich dann natürlich nicht so öko-schick aussehe mit meiner Plastikdoes, als mit einer Edelstahldose...)
Diese Frage stelle ich mir übrigens gerade für sooo viele Dinge in meinem Haus (zB. Nudelsieb aus Plastik oder diese riesigen Plastikmehrwegtaschen aus dem Supermarkt, die ich immer und immer wieder verwende und dutzende im Keller habe...)
Danke und liebe Grüße
Kiri
shia
Hi Kiri,
auch hier ist die Antwort nur einer Suchfunktion bzw. wenige Klicks weit weg – im FAQ ;), z.B.
https://wastelandrebel.com/de/faq-plastikfreie-edelstahl-dosen-und-trinkflaschen/
Liebe Grüße,
Shia
Anonymous
Schade, dass du in dem Beitrag nichts mit Quellen belegst.
Heike
Hallo, diese Sache mit der Recycelbarkeit: Du schreibst dass Plastik nur einmal recycelbar ist. Irgendwo habe ich mal von "drei mal" gelesen und dann noch mal dass es noch häufiger recycelbar ist. Hast du da irgendwelche seriösen Quellen? Finde die Info schon wichtig wenn man mit Plastik-Fans diskutiert...Aber wenn überall was anderes steht sind meine Argumente gegen Plastik immer sehr anfechtbar 😉
Liebste Grüsse
Heike
Uwe
Hm eine beschichtete Aluminiumtube ist also besser als eine Tube aus PE?
Lies mal die Akte Aluminium.
Auch scheint das mit dem Recycling nicht sogut zugehen
http://www.3sat.de/page/?source=/nano/technik/183461/index.html
Einige Metalle wie Edelstahl oder Titan sind definitiv besser als Plastik aber Aluminium ist es nicht .
Evtl. würde ich Aluminium den Vorzug geben wenn es PVC ersetzt.
lisa
hallo meine liebe:)
habe dein interview im radio gehört:) du kannst auch die bambuszahnbürsten bei baumfrei.de bestellen..dort sind auch die borsten aus bambus:)))
zahnpasta kannst du auch selbst mischen (rezept auf https://lebenslichtpfade.wordpress.com/2016/08/11/besondere-pflegeprodukte-fuer-dich-und-deine-gesundheit/)
schöne grüße aus südtirol
shia
Hi Lisa,
danke für die Tipps! Ja, mit den pflanzlichen Borsten ist da so eine Sache bei den Bambuszahnbürsten... Alles etwas komplizierter, als es auf den ersten Blick erscheint, aber das kannst du gerne hier nachlesen. Wenn dich Zahnpasta- und Zahnpulver-Rezepte interessieren, habe ich hier auch eine Sammlung. Mein Lieblingsrezept findest du allerdings in meinem Buch ;).
Liebe Grüße,
Shia