Hanno (mein Mann) und ich hatten uns als Vorsatz für das Jahr 2016 vorgenommen, so gut es geht nur saisonal und regional einzukaufen. Bio war nicht so ein Thema, weil wir sowieso nur noch in Bioläden einkaufen 😉.
Und ich muss sagen, dass das für uns persönlich wirklich schwer war! Von all unseren Projekten – vegan, zero waste und plastikfrei war das die härteste Nuss für uns zu knacken...

Gemüse war gar nicht das Problem, obwohl wir beide gar nicht gerne kochen. Also, wir tun es, wie wir auch putzen, aber es bereitet uns jetzt wahrlich keine Freude... Ein notwendiges Übel, wie wir immer sagen 😜. Trotzdem. Mit Hilfe von Google (bzw. in unserem Fall Ecosia, die ökologische Suchmaschine) konnten wir die gleichen Gemüsesorten verdammt unterschiedlich und kreativ zubereiten. Gut, ich lieeeebe Avocados, aber eine alle 4-8 Wochen reichte mir zu meiner Überraschung auch.
Das Problem für uns war bei frischen Sachen vor allem Obst. Denn in Deutschland hat nun einmal von Dezember bis Mai (beide Monate eingeschlossen!) kein Obst Saison. Das war für meinen Mann besonders schwer. Ich hatte durch meine ganzen Kreuzallergien sowieso fast kein rohes Obst essen können, also nicht die so starke Angewohnheit, Obst zu essen. Wobei ich es sehr genoss, trotz Allergien das Obst in Smoothie-Form zu vertragen. Bananen fehlten ihm besonders, sodass wir sie trotzdem kauften, aber zumindest weniger als vorher.
Bei Trockenwaren wie Kakao, Schokolade, Kaffee, allerlei Nüsse, Kokosprodukte (Raspeln oder auch Kokosöl), Trockenobst, Hülsenfrüchte und Reis waren fiel uns überhaupt erst einmal auf, wie wenig davon aus Deutschland kommt! Ganz ohne hat es nicht geklappt, aber wir haben stark reduziert. Wir schraubten den Kartoffelanteil hoch, streckten sogar den Reis mit Kartoffelstückchen dazwischen.
Wir naschen viel weniger Nüsse und Schoki (holen wir inzwischen im Unverpackt-Laden natürlich unverpackt in Münster, wo mein Mann 2-3x/Woche sowieso hin muss, weil er in Münster arbeitet), haben phasenweise mit unterschiedlichem Erfolg unseren Kaffeekonsum heruntergeschraubt und ihr habt vielleicht gemerkt, dass ich auch immer weniger mit Nüssen gebacken habe, wenn ihr zufällig auch meinem Back-Blog Cake Invasion folgt.
Vor einem Monat haben wir dann beschlossen, die Zügel zu lockern. Wir wollen weiterhin den Anteil reduzieren, aber wir wollten uns auch nicht damit quälen.
Dies hatte die liebe Kathryn vom Blog Going Zero Waste mal auf Instagram gepostet und daran müssen wir uns manchmal auch erinnern, wenn wir uns doch im Kopf mal verrannt haben und uns mehr vorgenommen haben, als das, womit wir in der jetzigen Situation klarkommen.
Obst
Obst, das hier gerade Saison hat, wird natürlich auch aus der Gegend oder zumindest aus Deutschland oder Holland (wir wohnen näher an Holland als an Hannover) gekauft.
Exotisches Obst kaufen wir – bis auf Bananen – gar nicht.
Bananen kaufen wir wieder mehr als vorher, weil sie Hanno als gesünderer Snack auf der Arbeit statt Schokolade, Kuchen oder anderem ungesünderen Zeugs dienen.
Wir kaufen wieder Obst aus dem Ausland, weil uns Smoothies wirklich fehlen. Aber klar, nicht excessiv.
Generell kaufen wir das abgegriffenste Obst, da es das ist, dass ansonsten weggeschmissen wird.
Reis wird gestreckt, gestreckt, gestreckt – und z.T. ganz ersetzt
Wir LIEBEN Reis. Mehrere Tage hintereinander Kartoffeln, Brot oder Nudeln und ich garantiere euch, dass uns das zu den Ohren heraushängen wird. Reis hingegen können wir problemlos jeden Tag essen und uns trotzdem noch darauf freuen.
Da Reis aber eine sehr wassergierige Pflanze ist (im Gegensatz zu Baumwolle wird Reis aber meines Wissens nicht in wasserarmen Gegenden angebaut) und hierzulande nicht wächst, reduzieren wir unseren Reis-Konsum.
Reis strecken wir also schon seit Monaten mit Kartoffeln aus Deutschland, die wir würfeln und einfach mit dem Reis zusammen im Reiskocher kochen. Vor kurzem erst haben wir im natürlich unverpackt in Münster Einkorn entdeckt und es einfach mal als Ersatz für unseren braunen Reis ausprobiert. Fazit: Lecker, aber puh, ganz schön viel Kauarbeit 😝. Etwas weniger, wenn man ihn vorher über Nacht einweicht. In einigen Gerichten ersetzen wir den Reis also komplett durch Einkorn, aber mir ist es ehrlich gesagt lieber, wenn wir mischen.
Weizenkörner haben wir diese Woche ebenfalls mal ausprobiert. Hanno, dieser Müsli-Liebhaber, war komplett begeistert, während ich daneben saß und echt dachte, dass ich am nächsten Tag Muskelkater in meinen Kiefermuskeln haben würde. Dieser blieb glücklicherweise aus, aber wir haben uns darauf geeinigt, lieber zu mischen.
Ein gutes Mischungsverhältnis für mich war diese Woche: Brauner Reis, Weizenkörner/Einkorn (eingeweicht) und Kartoffeln im Verhältnis von 1:1:1. Dazu haben wir außerdem ein paar braune Linsen gegeben.
Essig & Öl
Wir kaufen nur naturtrüben Apfelessig aus Deutschland (gibt es in Bioläden in Pfandflaschen!). Verwenden tun wir aber noch einen Basilikum-Balsamico-Essig, den Hanno geschenkt bekommen und sogar angenommen hat, weil die Schenkenden sich sogar die Mühe gemacht haben, sich den in einer Flasche mit Ploppverschluss abzufüllen.
Bei Ölen halten wir uns zum Kochen und Backen an geschmacksneutarles Brat- & Backöl, das ein hocherhitzbares Öl aus sogenannten High-Oleic-Sonnenblumen ist. Das Öl kommt nach meinen Recherchen offenbar meistens aus Frankreich, ich wollte noch mal im Unverpackt-Laden nachfragen, woher genau dieses kommt. Ansonsten probieren wir gerade ein buttrig schmeckendes Rapsöl aus, was zum Backen super war, aber mir am Essen ehrlich gesagt zu sehr nach Butter schmeckt.
Olivenöl und Kokosöl haben wir auch noch, wobei wir beide Öle nur noch sehr sparsam einsetzen. Unsere 1 Liter Flasche Olivenöl haben wir seit einem Jahr und sie ist noch halbvoll, und im letzten Jahr haben wir 400 g Kokosöl aufgebraucht. Ich weiß, dass gerade in gesundheitsbewussten Kreisen Kokosöl immer wieder hochgelobt wird und schon wie ein Allheilmittel erscheint – aber es muss nun einmal um den halben Globus transportiert werden und für die meisten Einsatzgebiete wie z.B. zum Abschminken (das höre ich häufig) oder zum Anbraten kann man stattdessen auch regionalere Öle wie Sonnenblumen- und Rapsöl nehmen.
Wir benutzen Kokosöl eigentlich nur noch für unsere selbstgemachte Zahnpasta, weil wir nach vielem Testen damit am besten klarkommen, und nur noch ganz sporadisch zum Eincremen. Olivenöl kommt auch nur noch hauptsächlich in der Hautpflege und hin und wieder mal im Salat oder am Hummus zum Einsatz.
Gewürze
Unsere Gewürz-Sammlung haben wir in den letzten vier Jahren gehörig abgespeckt und haben uns seitdem auch keine Gewürze gekauft, wenn man von Salz und Pfeffer mal absieht.
Stellte sich heraus, dass wir eigentlich nicht viel brauchen, denn im Grunde benutzen wir nur Salz, Pfeffer, geräuchtertes Paprikapulver, Zimt und hin und wieder mal (vom Balkon geerntete) Koriandersamen. Das sind auch die Sachen, die wir uns nachkaufen würden, auch wenn sie nicht regional wachsen.
Sachen wie Lorbeerblätter, Rosmarin und Minze haben wir, obwohl uns alles eingeht, auf dem Balkon, was lokaler und saisonaler ja nicht mehr sein kann 😉.
Weniger ist mehr
Es klappt nicht immer (Stichwort "Schokolade" 😅), aber wir gucken, dass wir z.B. statt zu Schokolade zu naschen uns einen Smoothie machen, dass wir häufiger Haferflocken und Brot essen und ich backe kaum noch mit Kakao, wobei ich das hin und wieder sicherlich immer noch machen werde.
Ich persönlich bin kein alles-oder-nix Typ und ich denke sehr wohl, dass man viel machen und bewegen kann, auch wenn etwas nicht 100%-ig umsetzbar ist. Komplett ohne Müll leben? Leider in diesen gesellschaftlichen Strukturen nicht 100%-ig möglich, wie man auch an unserem Müllglas sieht. Eine Alternative wäre natürlich, sich aus den gesellschaftlichen Strukturen auszuklinken und sich z.B. selbst zu versorgen. Ein Gedanke, den ich übrigens sehr schön finde, aber eigentlich leben wir sehr gerne ganz urban mitten im Geschehen.
Unser Fazit
Wir wollen das Ziel, uns so regional und saisonal wie möglich zu ernähren, nicht aus den Augen verlieren, aber so, wie wir es direkt so als Neujahrs-Vorsatz umsetzen wollten, war es uns doch zu viel auf einmal.
Wir haben unseren Frieden damit gefunden, die Zügel zu lockern und sind nun auch mit unserem Speiseplan voller Obst (es ist ja auch jetzt hier Saison für ganz viel) viel zufriedener. Wie auch bei der Müllreduzierung oder mit dem Umstieg auf eine vegane Lebensweise (die übrigens über gut zwei Jahre ging und wo wir auch nicht wussten, ob wir dort ankommen werden) werden wir uns nun wieder in einem Tempo bewegen, wo wir uns nicht überfordert fühlen. Wir werden also weiterhin nach Möglichkeiten suchen (z.B. Solidarische Landwirtschaft) und gucken, wie wir uns vielleicht auch langsam geschmacklich umgewöhnen.
Ob wir uns irgendwann zu 100% regional und saisonal ernähren werden? Wahrscheinlich nicht. Denn wir sind auch viel unterwegs und werden auch immer mal auswärts essen gehen, und da hat man wirklich keine Chance, denn Gurken und Tomaten werden inzwischen das ganze Jahr über in den Salat gepackt und auch Brokkoli, Zucchini und Auberginen gehören scheinbar inzwischen zum Standard in Restaurants. Ist aber auch in Ordnung. Erst mal gucken wir, dass wir das zu Hause besser umsetzen, wo wir das auch tatsächlich in der Hand haben. Schritt für Schritt eben #turtlespeedpower 😜🐢✨.
EcoMark
Eine Maßnahme, die das nachhaltige Einkaufen erleichtern würde, wäre das Natural Branding. Dies ermöglicht, dass (Lebensmittel-)Produkte anhand von Lasermaschinen gekennzeichnet werden können und so weder Aufkleber noch Verpackungen verschwendet werden müssen. EcoMark bietet solche Maschinen und Kennzeichnungen an. Dies sollte meiner Meinung nach mehr verbreitet sein.
Angela
Hallo Shia,
Hallo an alle die mir etwas raten können,
ich frage mich seit einer Weile wie sich größere Mengen Körner (Hafer, Weizen, Einkorn) lagern lassen. Bei uns auf dem Wochenmarkt kann man das Getreide im 1kg oder 5kg Säcken kaufen. Ich würde gerne die große Menge mitnehmen, traue mich aber nicht, da ich nicht weiß wie ich sie lagern soll. Wir hatten schon mal Lebensmittelmotten und das war wirklich unangenehm und zog viel Arbeit nach sich. Nun Frage ich mich ob es noch eine andere möglichkeit der Lagerung gibt als in mehreren riesigen Einweg-Gläsern.
Viele Liebe Grüße
clara
Hallo Shia, vielleicht weisst du das schon, aber es gibt Reis aus Frankreich, sehr lecker und meistens biologisch angebaut. Dann kommt er wenigsten vom Nachbarland 🙂
https://www.google.com/search?safe=off&client=firefox-b-e&sxsrf=ACYBGNSR2fdJU7-vlf6jkRlGf4CqBoKtgA%3A1570525151447&ei=30-cXfv8GoOckwW-iZqIBQ&q=reis+aus+frankreich&oq=reis+aus+fra&gs_l=psy-ab.1.0.0i203j0i22i30l2.2213.3837..5417...0.2..0.194.1644.1j11......0....1..gws-wiz.......0i71j35i39i19j0i67j35i39j0i20i263j0j0i10i203j0i22i10i30.rrKWEIpBxww
shia
Hi Clara,
danke für den Hinweis. Wir schlagen es unserem Unverpackt-Laden hier vor, denn in kleinen Plastikpackungen möchten wir ihn nicht kaufen ;). Unser Reis aus dem Unverpackt-Laden kommt übrigens aus Italien, wobei mir leider nicht mal der Großlieferant Davert am Telefon sagen konnte, wo aus Italien.
Liebe Grüße,
Shia