Bei nachhaltigen Zahnbürsten denken wir alle direkt an Bambus- und Holzzahnbürsten. Und ja, auch da gibt es Unterschiede. Was ist besser: Holz oder Bambus? Woraus bestehen die Borsten?
Es gibt aber tatsächlich noch weitere, etwas unbekanntere Optionen!

Inhaltsverzeichnis:
Holz- und Bambuszahnbürsten
Bambuszahnbürsten sind inzwischen gar nichts mehr Besonderes. Man kann sie in den meisten Drogerien kaufen. Wie bei Plastikzahnbürsten sollten auch Bambuszahnbürsten alle drei Monate ausgewechselt werden.
Besser Bambus oder Holz?
Bambus wird nicht hier angebaut, sondern stammt meistens aus China, wo er wild wächst. Der Vorteil von Bambus ist, dass es ein extrem schnell nachwachsender Rohstoff ist.
Bei Holzzahnbürsten gibt es tatsächlich regional wachsenes, FSC-zertifiziertes Holz wie Buchenholz. Die Holz-Zahnbürste von dm-Eigenmarke Alverde besteht beispielsweise aus Buchenholz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern in der Schweiz und wirbt so für kurze Transportwege.
Allerdings konnte ich keine Angaben dazu finden, ob denn auch die ganze Zahnbürste in der Schweiz oder überhaupt in Europa produziert wird. Denn die kurzen Transportwege greifen ja nur, wenn der Rohstoff auch vor Ort weiterverarbeitet wird.
Die meisten dieser Öko-Zahnbürsten werden (wie so viele andere Güter, vermutlich auch die gängigen Plastikzahnbürsten) in China produziert, wo die Personalkosten niedrig sind.
Die B2B-Plattform Alibaba ist voll von chinesischen Produzenten, die diese Zahnbürsten in großen Abnahmemengen mit deinem Wunschlogo anbieten. Wenn ihr euch dort mal umschaut, werdet ihr sicherlich viele bekannte Modelle wiedererkennen...
Ich weiß nicht, wie Alverde es bei ihrer Holzzahnbürste macht. Als Eigenmarke von dm ist es aufgrund der Firmengröße denkbar, dass sie tatsächlich in größeren Mengen vor Ort nur für sich produzieren lassen. Aber: Fehlende Transparenz in der Sache ist schon mal kein gutes Zeichen.
Augen auf bei den Borsten
Und wo wir schon bei fehlender Transparenz sind... Oft steht nicht drauf, aus welchem Material die Borsten sind. In dem Fall könnt ihr davon ausgehen, dass es konventionelles Nylon ist, das aus Erdöl hergestellt wurde.
Nach vielen schlichtweg falschen Aussagen, was die Zusammensetzung und Kompostierbarkeit der Borsten anging, gab es dann 2018 doch den Durchbruch. Das Wundermaterial? 100% pflanzenbasierte, erdölfreie Borsten aus Rizinusöl.
Aber Achtung: Das Material ist nicht kompostierbar, darf also nicht in den Biomüll. Wie ihr eure Bambus- bzw. Holzzahnbürste richtig entsorgt, könnt ihr hier nachlesen.
Diese Borsten hat das amerikanische Zahnbürsten-Unternehmen Brush with Bamboo als erstes für den Einsatz bei Zahnbürsten entdeckt und eingängig untersuchen und testen lassen, um sicherzugehen, dass es sich dieses Mal auch um das handelt, was versprochen wurde.
Ein paar Monate später sprach sich das auch in Deutschland rum – und auch hier stiegen die Marken um und ließen sicherheitshalber selber Tests an unabhängingen Laboren durchführen.
Diese Marken haben die Rizinusöl-Borsten
Und ich stufe sie grundsätzlich als seriös und vertrauenswürdig ein:
- Zero Waste (Eigenmarke des Kölner Unverpackt-Ladens Tante Olga, die auch in vielen anderen Unverpackt-Läden verkauft wird)
- Wasteless Hero (Produkte der Zero Waste Bloggerin Anke aus Köln)
- Hydrophil
- Brush with Bamboo
Wichtig: Das heißt nicht, dass andere es im Umkehrschluss nicht sind! Es heißt nur, dass ich mit diesen Marken über die Jahre schon persönlich über diese Problematiken von falschen Angaben bei Borsten-Materialien, Produktionsbedingungen und die Infrastruktur dahinger gesprochen habe.
Ich weiß, dass sie alle das Material an unabhängigen Laboren selber haben testen lassen und sie sich bemühen, so kritisch, transparent und verantwortungsvoll wie möglich damit umzugehen.
Es heißt übrigens auch nicht, dass mich nicht ggf. auch mal denke, dass hier und da etwas noch nachhaltiger sein könnte 🤪. Bei Hydrophil finde ich z.B., dass bei anderen Produkte oft vollkommen überflüssige Papp-Umverpackungen haben.
Brush with Bamboo ist meiner Meinung nach der Vorreiter in Sachen Bambuszahnbürsten. Dennoch denke ich, dass es ökologisch nicht sinnvoll ist, hier in Europa ihre Zahnbürsten zu kaufen, weil sie als US-amerikanisches Familienunternehmen (also eben auch keine große Firma) kein Lager in Europa haben.
Aber das ist alles schon Jammern auf sehr hohem Öko-Niveau. 😉
Von Borsten aus (kompostierbaren) Schweinborsten wird generell aus hygienischen Gründen abgeraten. Denn die Borsten sind innen hohl, was eine größere Oberfläche für die Vermehrung von Bakterien bietet.
Systeme mit Wechselköpfen
Wechselköpfe aus Bio-Plastik
Ich werde häufig nach umweltfreundlichen elektrischen Zahnbürsten gefragt. Nun ist es so, dass es einfach momentan aufgrund der schwierigen Rohstoffgewinnung noch unmöglich ist, Elektronik komplett nachhaltig und auch sozialverträglich herzustellen.
Es gibt aber gute Nachrichten für diejenigen unter euch, die noch eine funktionierende elektrische Zahnbürste haben. Denn für die gibt es jetzt von TIO nachhaltigere Wechselköpfe aus recycelbaren Bio-Kunststoff.
Komplett erdölfrei sind sie nicht, aber immerhin zu 90%. Auch diese Aufsteck-Köpfe haben Rizinusöl-Borsten.
Nicht elektrische Zahnbürsten mit Wechselköpfen
Ich habe auch mal nachgefragt, warum es eigentlich keine Wechselköpfe für Holz- oder Bambuszahnbürsten gibt. Das sei bei dem Material wohl nicht unmöglich, aber recht schwierig. Das hatte ich Gründer Ro von Brush with Bamboo gefragt.
Grundsätzlich denke ich aber, dass nichts dagegen sprechen würde, Wechselköpfe für einen Griff aus z.B. Edelstahl oder Bio-Kunststoff zu machen.
Und siehe da, auch da gibt es schon Lösungen! TIO hat auch Griffe aus Bio-Kunststoff mit Wechselköpfen. Die Borsten sind auch hier aus Rizinusöl. Nach eigenen Aussagen spare das 70% Abfall.
My Bambio und Humble Brush haben Bambusgriffe mit einem Gewinde, worauf ein Bambus-Wechselkopf geschraubt wird. Allerdings fiel mir auf, dass es da nicht möglich ist, allein die Wechselköpfe zu kaufen.
Die Sets von My Bambio scheinen zu suggerieren, dass man spätestens nach 10 Monaten (und 5 Köpfen) auch den Griff austauschen sollte. Humble Brush hingegen zwingt seine Kundschaft, schon nach 3 Wechselköpfen wieder ein neues Set zu kaufen.
(Leider wollte ich jetzt nicht einfach wild diese Zahnbürsten online bestellen und kann euch daher leider keine Fotos davon zeigen.)
Andere kompostierbare "Zahnbürsten"
Es gibt aber auch noch andere, tatsächlich komplett kompostierbare und zudem vegane "Zahnbürsten", die ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte.
Miswak-Zweig
Miswak ist die traditionelle arabische Form der Zahnbürste, auch Zahnholz genannt. Es ist einfach ein Zweig, seltener auch eine Knospe oder ein Stück Wurzel vom Zahnbürstenbaum.
Moment, vom Zahnbürstenbaum? Jepp, so heißt der Baum auf Deutsch wirklich! Salvadora persica ist die lateinische Bezeichnung. Der Baum wächst in Vorderasien, Ostafrika und den Wüsten der arabischen Halbinsel.
Man kauft auf dem Ende des Zweiges so lange herum, bis es so ausgefranst ist, dass es an eine Bürste erinnert. Damit putzt man dann die Zähne ganz ohne Wasser oder Zahnpasta und spukt die abbrechenden Holzstücke aus.
Das Holz des Baumes enthält von Natur aus zahnschützende und -putzende Stoffe - sogar Flourid! Mit Miswak kann man sich aber nicht nur die Zähne putzen, sondern es auch als Zungenschaber und zur Massage des Zahnfleisches benutzen. Nach einer Weile kann man das ausgefranste Ende abschneiden und den Zweig weiterverwenden.
Für rund 2€ gibt es den Miswak-Zweig in einigen Unverpackt- und Bioläden zu erstehen.
Die SWAK-Zahnbürste
Die SWAK ist im Grunde eine Kombination aus dem traditionellen Miswak-Zweig und der Zahnbürste wie wir sie kennen. Die Halterung besteht aus einem kompostierbaren Maisstärkenkunststoff und der Bürstenkopf aus bereits ausgefranstem Miswak.
Das ist natürlich vom Nachhaltigkeitsaspekt her die Gewinnerin, weil immer nur ein mini-kleiner Kopf gewechselt werden muss, der auch noch komplett kompostierbar ist. Theoretisch könnte ich das kleine Stückchen Holz in der Erde meiner Zimmerpflanze verbuddeln!
Wie auch beim Miswak-Zweig wird beim Putzen weder Wasser noch Zahnpasta verwendet. Laut Angabe des Herstellers - mit dem ich mich übrigens ebenfalls auf der Veggieworld lange unterhalten habe - zeige sich eine verbesserte Reinigungswirkung im Vergleich zu konventionellen Zahnbürsten.
Bei bestimmungsgemäßer Anwendung entstünden auch keine Putzschäden, wie sie häufig in Zahnarztpraxen diagnostiziert werden.
Man braucht mit der SWAK eine andere Putztechnik. Man reinigt im Grunde jeden Zahn einzeln. Zuerst feuchtet man im Mund das Bürstenköpfchen an. Mit drehenden Bewegungen (man dreht dabei den Griff) führt man das Bürstenköpfchen über die Zahnhälse.
Das macht man so lange, bis sich alle Zähne schön glatt anfühlen (Beläge fühlen sich rau und pelzig an). Danach lässt man seine SWAK einfach an der Luft trocknen. Es reicht, sich einmal am Tag so gründlich die Zähne zu putzen. Praktisch ist, dass man sich ohne Wasser und Zahnpaste überall die Zähne putzen kann.
Die Verpackung der SWAK besteht leider aus beschichteter Pappe und das gute Stück kostet im Onlineshop 10,90€. Im Gegensatz zur Bambuszahnbürste muss man allerdings nur den kleinen Bürstenkopf wechseln, der Stiel kann weiterverwendet werden. Die Bürsten kosten im dreier Pack 6€ bzw. 9€, was sie auf Dauer also etwas günstiger als Bambuszahnbürsten macht. Es fällt ebenfalls langfristig weniger Müll an.
Ich habe die SWAK getestet und festgestellt, dass es feinmotorisch erst mal gar nicht so einfach ist :D! Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich alle Zähne durch hatte. Ich stelle mir aber vor, dass das mit mehr Routine auch flotter geht.
Die Kauflächen kann man damit leider nicht putzen, was mich gestört hat.
Nach Angaben von SWAK kann man die Kauflächen sehr wohl mit der SWAK putzen, auch wenn es anders auf der Packung steht. Ich kann mir für mich vorstellen, die Swak vor dem Schlafengehen zu benutzen, wenn ich mich nicht hetzen muss. Die Kauflächen würde ich aber am Ende noch mal mit meiner Bambuszahnbürste nachputzen.
Mein Fazit nach 6 Jahren
Die Umstellung
Für mich war sowohl die SWAK als auch die Bambuszahnbürste erst mal ungewohnt, weil ich ja jahrelang elektrische Zahnbürsten benutzt habe. Ich bin ja umgestiegen, als meine elektrische Zahnbürste leider kaputt ging.
So eine elektrische Zahnbürste nimmt einem einfach sehr viel Putzarbeit ab, wie man plötzlich merkt 😉.
Wie einem die Zahnärzte auch immer sagen, empfehlen sie die elektrischen Zahnbürsten vor allem, weil man damit weniger falsch machen kann. Mit der richtigen Putztechnik werden die Zähne auch mit einer nicht-elektrischen Zahnbürste genauso sauber.
Ich bin bei der Bambuszahnbürste geblieben
Einfacher war für mich definitiv die Handhabung mit der Bambuszahnbürste, da ich das ja schon kannte. Meine Zahnärztin hatte nichts dagegen – sofern ich natürlich bei meiner Putztechnik aufpasse.
Anfangs habe ich zu fest aufgedrückt, sodass die Borsten sich schneller abgenutzt haben. Das habe ich mir jetzt abgewöhnt, denn das ist auch sehr schlecht für das Zahnfleisch. (Da hat auch meine Zahnärztin mit mir geschimpft.)
Auch nach sechs Jahren bin ich sehr zufrieden damit und vermisse meine elektrische Zahnbürste kein bisschen.
Die SWAK
Mit der SWAK bin ich einfach nicht warm geworden. Die Umgewöhnung fällt mir sehr schwer. Ich merke förmlich beim Putzen, wie mir die Geduld ausgeht…
Der Miswak-Zweig
Den Miswak-Zweig hingegen habe ich – nachdem ich ihn nach mehreren Jahren Zuhause endlich ausprobiert habe – sogar richtig gern gewonnen. Er ist für mich die perfekte Ergänzung zur Bambuszahnbürste. Nachdem ich abends Zahnseide benutzt und mir die Zähne mit der Bambuszahnbürste geputzt habe gehe ich noch mal mit dem Miswak-Zeig nah am Zahnfleisch über die Zahnoberflächen.
Dieses sehr gründliche Ergebnis ging auch nicht an meiner Prophylaxe-Dame vorbei, die ich alle 3-6 Monate mal zur Zahnreinigung besuche, weil ich leider erblich bedingt sehr schlechtes Zahnfleisch habe.
Das solle ich unbeingt weiter so gründlich machen. Und ja, sie weiß – wie auch meine Zahnärztin – dass ich mit einer Bambuszahnbürste putze. Durch sie habe ich auch erfahren, dass es Interdentalbürsten aus Holz und auch welche aus Bambus gibt!
Sabine
Über das Miswak-Holz habe ich gelesen, dass die natürlich enthaltene Fluorid-Menge nicht so extrem hoch ist wie in herkömmlicher Zahnpasta. Da das Fluorid auch in der Kritik steht, kann ich mir vorstellen, dass an dieser Stelle weniger mehr ist und Miswak gesünder sein könnte als fluoridierte Zahnpasta. Allgemein sollte man kritischer sein bei Industrieprodukten, wenn man schon körperliche Probleme hat, denke ich. Noch besser, bevor man das sich auch auf das übrige Körpergewebe auswirkende Fluorid jahrzehntelang zuführt, erst gar nicht damit anfangen und sich klarmachen, dass Probleme im Alter z.B. mit Augen und Gehör auch künstlich gemacht sein könnten. Ab gesehen davon könnten Zahnprobleme in der Jugend auch mit extremer Fluoridierung zusammenhängen, also durch Behandlung, die in die verkehrte Richtung geht. Zuviel Fluor weicht nämlich auf statt zu härten, geringe Menge jedoch härten - also nicht nur Zahnsubstanz sondern wahrscheinlich auch weitere nächstliegende Organe.
Harald
Hallo,
das ist leider totaler Blödsinn. hier werden wieder zwei Begriffe "Fluor" und "Fluorid" durcheinandergeschmissen. Natürlich ist "Fluor" ein Giftstoff. Aber in Zahnpasta ist Fluorid. Ich benutze solche Zahnpastatabletten. Da habe ich extra darauf geachtet welche mit Fluorid zu finden.