Seit nun schon sechs Jahren bin ich auf der Suche. Auf der Suche nach Bambuszahnbürste, die plastikfrei, vegan und kompostierbar ist. Und klar, am besten auch noch mit so wenig (problematischen bzw. unnötigen) Verpackungsmüll wie möglich!
Viereinhalb Jahre liegt mein erster Artikel "Kompostierbare vegane Zahnbürsten" zurück. Vor inzwischen nun auch schon drei Jahren veröffentlichte ich dann den Folge-Artikel "Die Wahrheit über 100% plastikfreie, kompostierbare und rein pflanzliche Bambuszahnbürsten", den ich seitdem auch schon mehrere Male aktualisierte.
Es tut sich viel in Sachen Nachhaltigkeit – und auch in Sachen Zahnpflege hat sich doch so einiges wieder getan. Zum Beispiel sind Bambuszahnbürsten ganz schön Mainstream geworden. Die fotogenen Dinger zieren im Ikea-Katalog die Badezimmer-Fotos und können inzwischen sogar gekauft werden, ohne dass man dafür einen Bio- oder womöglich noch einen Unverpackt-Laden betreten muss.
Große Drogerieketten wie dm führen sogar schon Eigenmarken-Bambuszahnbürsten. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, ist allerdings ein Thema für einen anderen Artikel.
Inhaltsverzeichnis:
Gibt es denn nun endlich eine Bambuszahnbürste, die plastikfrei, vegan und kompostierbar ist?
Ich weiß, es ist ironisch, dass ausgerechnet ich das als Veganerin sage, aber nein – die eierlegende Wollmilch-Sau gibt es immer noch nicht.
Aber erst einmal von vorne...
Mit Nylon-4 fing alles an
In den Kinderschuhen der Bambuszahnbürsten gab es das wohl tatsächlich mal. Für eine kurze Zeit zumindest.
In Deutschland hatte Hydrophil damals Bambuszahnbürsten mit Borsten aus dem Bioplastik Nylon-4, das zwar aus Erdöl hergestellt wurde, aber nachgewiesenermaßen biologisch abbaubar gewesen sein sollte.
Die wenigen anderen Marken verkauften ebenfalls Bambuszahnbürsten mit Nylon-4-Borsten – oder so stand es zumindest auf den mehr oder weniger biologisch abbaubaren Verpackungen drauf. Allerdings waren diese leider weniger seriös und heute hört man von ihnen auch nichts mehr.
Als der Hersteller, der für Hydrophil die Nylon-4-Borsten produzierte, insolvent ging, stieg Hydrophil auf BPA-freies Nylon um, weil sie nach eigenen Angaben keinen anderen seriösen Produzenten finden konnten. Leider ist der Artikel dazu, den Hydrophil damals auf ihrem Blog veröffentlichte, inzwischen gelöscht worden. Schade.
Nexter Trend: Bambusviskose
Mit der Zeit drängten sich mehr und mehr große und kleine Marken mit Bambuszahnbürsten auf den Markt. Der neue (vegane) Borsten-Trend hieß Bambusviskose. Das Wundermaterial – bekannt aus der Textilindustrie – sollte zu 100% vegan und erdölfrei sein und sich als Naturmaterial auch kompostieren lassen.
Leider stellte sich schnell heraus, dass das mehr Wunschdenken als Realität war. Bambusviskose existiert zwar als Material, ist allerdings viel zu weich als dass man daraus Borsten formen konnte. Um die Viskose steif zu bekommen wurde – genau – Plastik aus Erdöl zugesetzt.
Nach und nach verschwand das Wort "Bambusviskose" also von den Zahnbürstenverpackungen. Die Borsten, die eigentlich immer schon aus Plastik bestanden, blieben aber. Nur eben jetzt mit der korrekten Angabe.
Der heutige Stand: Erdölfreie Borsten aus Rizinosöl
Die neueste Innovation auf dem Feld kam vor fast zwei Jahren auf den Markt. Die Hydrophil-Bambuszahnbürsten wurden mit einer neuen Borstenart bestückt. 100% pflanzlich und erölfrei sollten sie sein. Rizinuisöl macht's möglich.
Labortests und ein Zertifikat belegten es öffentlichlich. Andere Marken, die ebenfalls interessiert waren, die gleichen Borsten zu verwenden, ließen die Borsten ebenfalls testen. Es war legit.
Aber einen Haken musste die Sache natürlich haben: Die Borsten sind erdöl- und damit plastikfrei, aber dennoch nicht kompostierbar.
Andere Marken haben natürlich nicht geschlafen und sind auf die gleichen Borsten umgestiegen, beispielsweise die Bambuszahnbürste der Eigenmarke des Kölner Unterpackt-Ladens Tante Olga sowie die Alverde-Zahnbürste aus Buchenholz (nicht Bambus).
Tipps zum Kauf von Zahnbürsten aus Bambus oder Holz
- Das Kleingedruckte lesen. Wenn nicht dabei steht, woraus die Borsten bestehen, bestehen sie aus Plastik.
- Auf die Verpackung achten. Manchmal sind die Verpackungen dieser dieser Öko-Zahnbürsten nicht ganz so öko, denn die Pappe ist mit Plastik beschichtet.
- Unterstützt lieber Unverpackt- und Bioläden. Wenn ihr die Möglichkeit habt, kauft eure Bambuszahnbürste lieber bei den kleinen Läden statt in einer großen Drogeriekette.
Welche Zahnbürsten wir benutzen
Hanno hat das Problem, dass viele Bambuszahnbürsten für ihn zu rau/ schlecht abgeschliffen sind und er davon aufgerubbelte und wunde Mundwinkel bekommt. Bisher kam er mit den Zahnbürsten von Brush with Bamboo am besten klar. Das ist ein kleines Familienunternehmen aus Kalifornien. Sie waren übrigens die ersten, die Bambuszahnbürsten herstellten!
Deren Bambus ist sogar Bio-zertifiziert und bald haben sie auch die erdölfreien Borsten. Also alles cool – außer, dass man die Zahnbürsten hier in Deutschland eigentlich nicht kaufen kann.
Wir haben ja mal in Vancouver gelebt (das war so unser Versuch, auszuwandern) und da hatte Hanno sich gut eingedeckt und wird noch die nächsten drei Jahre da gut versorgt sein. Die Borsten der Brush-with-Bamboo-Zahnbürsten, die Hanno benutzt, sind allerdings noch nicht 100%, sondern nur zu 62% erdölfrei.
Ich putze mir momentan die Zähne entweder mit der Eigenmarke von Tante Olga (Unverpackt-Laden in Köln) oder mit der Zahnbürste von Wasteless Hero. Die haben nämlich beide die 100% erdölfreie Borsten – und das ebenfalls von einem unabhängingen Labor testen lassen.
Außerdem unterstützen wir gerne andere, engagierte Zero Waster! 💪💚 Von beiden wissen wir, dass sie sich unglaublich viel Mühe geben, bei Verdacht sofort dem Ganzen auf den Grund zu gehen und sich immer weiter zu verbessern.
Wie entsorge ich meine Bambuszahnbürste korrekt?
Die Borsten kommen in den Restmüll oder in die Werstofftonne, aber nicht in den Gelben Sack
Die Entsorgung der Borsten ist gleich, egal, ob eure Bambus- oder Holzzahnbürste jetzt Borsten aus gängigem Nylon oder erdölfreie Rizinusborsten hat.
Um die nicht kompostierbaren Borsten vom kompostierbaren Griff zu trennen könnt ihr einfach den ganzen Kopf abbrechen und im Restmüll entsorgen. Oder ihr könnt die Borsten mit einer Zange ausrupfen und streng genommen trotzdem im Restmüll und nicht im Gelben Sack entsorgen.
Die Borsten werden aber auch in der Wertstofftonne am Ende nicht recycelt. Der Bioplastikanteil ist nämlich noch so gering, dass die Maschinen in den Müllanlagen sie gar nicht erkennen können. Und selbst wenn eine Anlage Maschinen hätte, die dieses Bioplastik korrekt erkennen und es eine Infrastruktur gäbe, um Bioplastik-Sorten zu recyceln – diese Borsten wären viel zu klein, um gut für das Recycling gesammelt werden zu können.
Am Ende werden diese Borsten verbrannt. Entweder mit dem anderen Leichtplastik aus der Wertsteofftonne oder mit dem Restmüll. Wenn beim Verbrennen Energie noch gewonnen wird spricht man übrigens von der energetischen oder thermischen Verwertung und Fachleute reagieren sehr empfindlich drauf, wenn man – wie ich – es trotzdem "verbrennen" nennt. Das aber nur am Rande erwähnt.
Der Griff kann kompostiert werden
Der Stiel einer Zahnbürste aus Bambus oder auch aus Holz ist unbehandelt und von daher auch generell ziemlich unproblematisch.
Wenn ihr Zuhause einen Komposthaufen im Garten habt, darf da der Griff da rein, wobei er etwas länger braucht als z.B. Schnippelabfälle in der Küche.
Wir haben in unserer Stadtwohnung eine Wurmkiste, worin sich der Griff nicht schnell genug zersetzt. Wenn wir unsere Wurmkiste also alle sechs Monate (ungefähr) "ernten", müssen wir die Bambusstiele aus der schönen Komposterde herausfischen und zurück in die Wurmkiste tun.
► Kaffeesatz und Wurmkiste
► Erfahrungsbericht: Meine Wurmkiste nach drei Monaten #Werbung
► Bauanleitung für eine Wurmkiste aus Holz
Ich habe auch mal testweise versucht, so einen Bambusgriff mit einem Bleistiftanspitzer vor dem Kompostieren zu zerkleinern. Ging, ist aber extrem mühsam, da ich erst den Stiel mit einem Messer schlanker bekommen musste und dann das Anspitzen ewig gedauert hat und nur mit einer Zange zum Festhalten auch nur annähernd erträglich war.
Wenn ihr einen Garten habt und bei euch Verschnitt abgeholt wird, könnt ihr die Griffe auch dazu legen.
Bei der Biotonne müsstet ihr aber bei eurem örtlichen Abfallwirtschaftsbetrieb nachfragen, denn das hängt maßgeblich davon ab, wie der Biomüll bei euch weiterverarbeitet wird. Oft ist es nämlich wichtig, dass sich etwas innerhalb einer bestimmten Zeit biologisch abbauen lässt.
Wenn ihr aber weder eine Biotonne noch eine Möglichkeit habt, zu kompostieren, gehört die Zahnbürste – dann müsst ihr auch nicht die Borsten abmachen – in den Restmüll.
Mehr Zero Waste Zahnpflege
Wie entsorgt ihr denn eure Bambuszahnbürsten? Welche benutzt ihr denn? Und habt ihr da auch noch Tipps und Empfehlungen? Schreibt's mir gerne unten als Kommentar – natürlich auch, wenn ich etwas vergessen haben sollte oder ihr denkt, dass ich den Artikel um etwas Spannendes ergänzen soll!
Klara meint
Also bevor ich den Stiel in den Restmüll werfe (weil ich keinen Garten habe) wo er verbrannt wird, doch lieber einfach in einen Park, den Wald oder den Garten von irgendeiner Freundin wo er vor sich hin rotten kann.
Thomas Sebastian meint
Moin ,
also wenn das "Bio" beim Zähneputzen so kompliziert ist, dann würde ich vorschlagen, die Zahnbürste komplett wegzulassen !
Die Alternative wäre Kaugummi,wird von guten,nicht gewinnorientierten ,Zahnärzten eh empfohlen.
Aus dem Survivalbereich käme dann die Variante , ein Stück Holz ,nach Geschmack, An einem Ende faserig zu kauen und es dann als Bürste zu benutzen.
Ich mache das mit Süßholzwurzel,da braucht's nichtmal Zahncreme und die Zähne bleiben tagelang saueber , weil der Saft antimikro. wirkt .
Die nächste Möglichkeit wäre, wie es in vielen Lämdern getan wird , einfach einen Finger zu benutzen.
Was aber die Zähne am saubersten hält , ohne Zahnbürste u.-pasta -Zucker aus dem Speiseplan streichen !
Zahnstocher aus Holz u. Zahnseide sind ebenfalls eine Alternative zur gewohnten Zähnebürsterei.
Ünrigens : Das mehrmalige ,vorallem nach dem Essen, schmirgeln der Zähne mit Zahnpasta beschädigt den Zahnschmelz,sorgt so für schlechte Zähne und sichert den Zahnärzten ihr Einkommen !
Mit einer Mundspülung ist den Zähnen mehr geholfen.